Der Tag der "Heiligen Drei Könige"gesendet am 06.01.2010 von Dr. Hans Frisch |
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Der Tag der "Heiligen Drei Könige" ist heute, "Caspar, Melchior und Balthasar" haben sie geheißen, Gold Weihrauch und Myrrhe hatten sie dabei, einer von ihnen war Schwarzer - das können wir sehen auf vielen Bildern, und die Namenskürzel können wir lesen an vielen Türen.
Natürlich wissen wir alle, das waren keine Könige, das waren "Weise aus dem Morgenland" - und zumindest wer unsere Sendung am 6. Januar 2003 gehört hat, weiß, was für ein das Stern das war, der sie nach Bethlehem geführt hat (oder gewesen sein könnte). Und auch, dass C+M+B bedeutet: "Christus mansionem bendicat", "Christus segne dieses Haus". Es bleibt also nicht mehr viel zu sagen, zum "Dreikönigstag".
"Epiphanias"-Tag, "Tag der Erscheinung" ist seit langem bekannt
Eigentlich heißt dieser Tag ja auch "Epiphanias", zu Deutsch: "Tag der Erscheinung", eine Erscheinung von oben, eines Gottes oder eines göttlichen Kaisers.
"Die Vorsehung [ ] hat in Fürsorge und Großmut unser Dasein mit dem höchsten Schmucke gekrönt, da sie Augustus [ ] uns sandte als Heiland [ ]. Die Epiphanie des Kaisers [Augustus] hat die Hoffnungen (und Gebete) der Vorzeit überschwänglich erfüllt. [ ] Für den Kosmos aber begann mit dem Geburtstag des Gottes (Augustus) die Reihe der Evangelienfeste, die ihm zu Ehren gefeiert werden."
Mit solchen Texten wurde der römische Kaiser begrüßt bei seiner
Ankunft, seinem "Advent" in einer der Provinzen. Münzen wurden
geprägt mit dem Adventschiff, denn zu den meisten Kolonien reiste er übers
Mittelmeer. Unser Adventlied "Es kommt ein Schiff geladen" passt dazu.
So eine Ankunft konnte jeden Tag im Jahr geschehen, doch der 6. Januar wurde
im griechisch geprägten Ägypten als Geburtstag des Gottes Aion aus
der Jungfrau Kore gefeiert, und es wurde an diesem Tag heilbringendes Wasser
aus dem Nil geschöpft.
Da lag es nahe, dass die frühe Christenheit in Alexandria die Geburt Jesu
von der Jungfrau Maria an diesem Tag feierte, denn ER war ja die "Erscheinung
Gottes in dieser Welt" - und das Ritual am Nil erinnerte auch an die Taufe
Jesu im Jordan, so wurde dieses heidnische Fest gewissermaßen "getauft".
Die Weisen aus dem Morgenland und die Johannestaufe gehörten mit in das
Fest.
Der Geburtstag Jesu wurde später auf den vom 25. Dezember verlegt, um das
große römische Fest des "Sol invictus", der "siegreichen
Sonne" christlich zu machen. Das hatte den Vorteil, dass auch die nordischen
Feste der Wintersonnenwende, die "Jul-Feste", mit eingeschlossen wurden.
In der orthodoxen Kirche des Ostens blieb das Christgeburtsfest am 6. Januar,
weil sie die gregorianische Kalenderreform nicht mitgemacht hat.
Wer also nicht genau weiß, was heute gefeiert wird, der ist gut informiert.
Nachdem wir die Weisen aus dem Morgenland auf ihrer Reise nach Bethlehem und die Heiligen Drei Könige auf ihrem Weg durch die Geschichte bis in den Dreikönigsschrein im Kölner Dom schon früher begleitet haben und auch auf Jesu Geburt vor 10 Tagen geschaut haben, wollen wir heute Epiphanias feiern, das Fest der Erscheinung Gottes.
Musik
Epiphanie als Gottes Erscheinen
Wenn uns die Weihnachtslieder noch im Ohr klingen, dann sind wir eingestimmt auf Epiphanias. "Vom Himmel hoch, da komm ich her"; "Er kam aus seines Vaters Schoß"; "Gott kam auf die Erden", alles Texte der Epiphanie, der Erscheinung Gottes.
Das Ereignis "Epiphanie" war schon lange bekannt und auch der Begriff,
schließlich wurde jede Ankunft des römischen Kaisers als Epiphanie
gefeiert und die Botschaft seiner Ankunft, seines "Advent" war ein
"Evangelium" eine "frohe Botschaft".
Der 6. Januar war ausgezeichnet durch die Geburt, die "Epiphanie"
des Gottes Aion, durch die Jungfrau Kore.
Gezielt wurden einige alte heidnische Feste von der frühen Kirche "christianisiert",
und gerade beim 6. Januar liegt die Bezeichnung nahe, sie wurden "getauft",
denn der Taufe Jesu wurde gedacht.
Es gibt nicht nur einen alten Mythos von der "Geburt eines Gottes durch die Jungfrau"; auch vom "Tod des Gottes und Wiederbelebung am dritten Tag", -kritische Geister behaupten, die entsprechenden Berichte der Bibel wären im Grunde wiederbelebte alte Mythen ohne reale Grundlage. Wenn Gott nicht ist, dann sind diese Ansichten überzeugend.
Wenn Gott ist, dann kann der Mensch nur etwas von ihm erfahren und wissen,
wenn ER sich offenbart - offenbart auf menschlich fassbare Weise. Alle Epiphanien
haben die Menschen erlebt als eine solche Offenbarung der Gottheit, und die
Religionsgeschichte lässt eine Entwicklung solcher Offenbarungen erkennen
von magischen Ereignissen bis zum Monotheismus des Judentums - und hier von
den Geschichten der Stammväter zu den Königen, weiter zu den Propheten
und "als die Zeit erfüllt war", da wurde Jesus geboren.
Er kam in eine Zeit, in der die prophetisch angekündigte Ankunft eines
David-Nachkommen als rettender Heiland ganz konkret erwartet wurde, und Johannes
der Täufer war der Künder seiner Ankunft.
Schon vor der Geburt wurde eine Beziehung zwischen Jesus und Johannes hergestellt,
als Maria Elisabeth besuchte, die Mutter des Täufers - und im Evangelium
folgen die Botschaft von Jesu Geburt und seine Taufe unmittelbar aufeinander.
Doch das war nicht die Taufe eines Säuglings - 30 Jahre liegen dazwischen.
Aus dieser Zeit wird in den Evangelien fast nichts berichtet - nur die Geschichte
vom zwölfjährigen Jesus im Tempel.
Nach der Taufe dauerte es keine drei Jahre und Jesus stirbt am Kreuz. Von dieser
kurzen Zeit erzählen die Evangelisten.
Wenn mit Jesus die Wirklichkeit Gottes in unserer Welt gekommen ist, dann war
sie erst sichtbar nach der Taufe - deshalb erscheint eigentlich die Erinnerung
daran mindestens genauso wichtig, wie Weihnachten. Ohne diesen Tag wäre
der Tag seiner Geburt völlig vergessen, so wie Karl der Große vergessen
wäre ohne seine Krönung zum Kaiser oder Konrad Adenauer ohne seine
Wahl zum Bundeskanzler.
Musik
Erscheinungen gab es also viele - was ist das Besondere an Jesus?
Epiphanien gibt es also viele, seit Beginn der Religionsgeschichte, und irgendwie erinnert auch die Begrüßung von Obama bei seinem Besuch in Berlin an die Epiphanietexte beim Besuch eines römischen Kaisers.
Auch Jesus wurde begeistert begrüßt von den Massen, als er am Palmsonntag
im Jerusalem einzog. Sie sahen in ihm den vom Propheten verheißenen König
und Retter. Doch er hatte eine andere Epiphanie erlebt, bei seiner Taufe und
kannte seine wahre Bestimmung.
Der Messias wurde erwartet, der Gesalbte Gottes als Nachkomme und endgültiger
Nachfolger des Königs David - und von seiner Mutter wusste er, dass er
dieser Nachkomme ist, ein Engel hatte es ihr gesagt. Doch eine Krönung
oder Salbung hatte er nicht erlebt, und seine Mutter hatte es wohl auch vergessen
- er merkte es mit 12 Jahren dort im Tempel.
Danach wartet er noch 18 lange Jahre auf Gewissheit - da tritt sein Cousin
Johannes auf mit seiner Botschaft: "Der Messias ist schon angekommen"
und mit seiner Taufe. Jesus lässt sich auch taufen, und erlebt seine Epiphanie.
"Du bist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe", so hört
er die Stimme Gottes.
Es waren die gleichen Worte, die David gehört hatte bei seiner Salbung,
die ihn zum "Meschiach", zum "Gesalbten Gottes" gemacht
hatten. "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt".
Jetzt ist Jesus der Messias, der Gesalbte Gottes. Alle Zweifel sind zu Ende
nach dieser Offenbarung. Wie eine Taube war der Geist Gottes auf ihn gekommen,
weniger als Begeisterung sondern als Kraft.
Er übersteht die Versuchung, er predigt das Reich Gottes, die Liebe Gottes.
Er klärt den Anspruch Gottes an uns in der wunderbaren Predigt auf dem
Berg, entlarvt scheinheiliges Verhalten der religiösen Führer und
Machthaber, und wird missverstanden vom Volk, das den Befreier erwartet, nicht
den Erlöser.
Unter dem Jubel der Massen reitet er in Jerusalem ein, doch vier Tage später
steht er allein vor dem Hohen Rat und wird zum Tode verurteilt. Die Priester
finden auch Massen, die schreien: "Kreuzige ihn!", als Pilatus Jesus
freisprechen will.
Wenige Stunden vor der Verhaftung hatte Jesus seinen Jüngern gesagt: "Euer
Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht, glaubt an Gott und glaubt
an mich" - denn er wusste, wie schrecklich die letzte, die endgültige
Offenbarung seiner Sendung, ja, die Epiphanie der absoluten Gnade Gottes sein
wird.
"Glaubt an Gott und glaubt an mich", denn nach dem, was ihr erleben
werdet, ist Glaube an Gott nur noch möglich, wenn ihr glauben könnt,
dass in mir dort am Kreuz Gott euch begegnet - nicht als mächtiger Herrscher
sondern als liebender Vater, der jeden verlorenen Sohn und jede verlorene Tochter
in seine Arme schließt.
Die Jünger sind doch im tiefsten Herzen erschrocken und haben sich sehr
gefürchtet. Erst nach Ostern konnten sie es glauben.
Ihre Begeisterung war ansteckend, 3000 kamen an einen Tag zum Glauben an Gott
und an Jesus, und seitdem Millionen und Milliarden.
So ist die Epiphanie des Engels bei Maria, die Epiphanie der Engel bei den Hirten in Bethlehem, die des Geistes Gottes bei der Taufe und die endgültige Epiphanie auf Golgatha lebendig geblieben bis heute.
Epiphanias ist ein guter Termin, sich das neu bewusst zu machen.