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Ostern und Auferstehung

gesendet am 08.04.2012 von Dr. Hans Frisch
Gartengrab in Jerusalem 

Das hätte ich nicht tun sollen – bei YouTube schauen, was für Antworten auf die Frage nach Ostern gegeben werden. In München, in Bensheim, in der Schweiz, in Wien – die meisten redeten vom Eierverstecken, vom Frühling, von Familie – nur wenige von Jesus, und bei denen gehen oft Weihnachten, Karfreitag und Himmelfahrt noch durcheinander. Nur in Berlin, da wussten fast alle, die gefragt wurden, dass die Auferstehung Jesu gefeiert wird (vielleicht wurden auch nur die gezeigt?).

Nun glaube ich, AREF-Hörer wissen Bescheid: am Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt und ins Grab gelegt (ein Höhlengrab) - und am Ostermorgen war das Grab leer. Als Auferstandener begegnet Jesus danach den Jüngern.

Ostern - Eigentlich eine unglaubliche Geschichte

Pinchas Lapide: Auferstehung - Ein Jüdisches Glaubensbekenntnis, Taschenbuch, Calwer Verlag (1977)

Begreifen kann das niemand - denen, die es nicht glauben können, hilft vielleicht der Gedanke: Wenn nach der Kreuzigung nichts passiert wäre, was die Jünger überzeugte, dann hätten die bestimmt geschwiegen - in der Hoffnung, dass sie nicht auch verfolgt werden – und wir wüssten weder von Jesus noch vom Karfreitag etwas.

Der Jude bin Pinchas Lapide hat dazu geschrieben in seinem Buch über Auferstehung:

"Wenn diese aufgescheuchte, verängstigte Apostelschar, die eben dabei war, alles wegzuwerfen, um in heller Verzweiflung nach Galiläa zu flüchten; wenn diese Bauern, Hirten und Fischer, die ihren Meister verrieten, verleugneten und dann kläglich versagten, plötzlich über Nacht sich in eine selbstsichere und heilsbewusste, überzeugte Missionsgesellschaft verwandeln konnten, die viel erfolgreicher nach Ostern als vor Ostern wirkte, so genügt keine Vision oder Halluzination, um solch einen revolutionären Umschlag zu erklären. Für eine Sekte, eine Schule oder einen Orden hätte vielleicht eine Einzelvision genügt - nicht aber für eine Weltreligion, die dank dem Osterglauben das Abendland erobern konnte."
Pinchas Lapide in "Auferstehung - Ein jüdisches Glaubenserlebnis"

Es gibt keinen Beweis für die Auferstehung - es gibt aber gute Gründe, die Geschichte von Ostern genauer zu betrachten.

Wie damals fallen in diesem Jahr die Termine von Ostern und Passah zusammen

In diesem Jahr kommt noch ein Grund dazu: wie damals in Jerusalem stimmen die Termine von Karfreitag und Ostern mit dem jüdischen Passah-Termin überein - gestern wurde Passah gefeiert, wie damals am Sabbat. Weil der Passahtermin nach dem Mondkalender bestimmt wird und der Ostertermin nach dem Sonnenkalender, verschieben sich beide immer gegeneinander.

Also – wie damals Jesus am Rüsttag zu Passah gekreuzigt wurde, so ist diesmal der Karfreitag Rüsttag zum Passah.

Für uns hat Rüsttag vielleicht den Anklang an "Besinnung", "innere Vorbereitung" - damals hieß es Arbeit!

Nach Jerusalem - annähernd so groß wie die Altstadt von Nürnberg aber mit mindestens doppelt so vielen Einwohnern - kamen mindestens dreimal so viele Pilger wie Einwohner. Das Zeppelinfeld in Nürnberg fasste bei den Reichsparteitagen über 300.000 Personen – der Tempelvorhof war genau so groß, und war sicher übervoll.

Alle mussten in Jerusalem übernachten in dieser Passahnacht - dazu wurde das Stadtgebiet über die Mauerbegrenzungen ausgedehnt, am Ölberg und im Kidrondtal standen massenhaft Zelte - die waren sicher schon vorher aufgestellt. Aber die wichtigste Arbeit für die Priester begann erst am Nachmittag des Rüsttags: Das Schlachten der Lämmer, viele viele Tausende.

In der Nacht vor dem Auszug aus Ägypten, da hatten die Kinder Israel Lämmer geschlachtet, in jedem Haus eins, und hatten Blut der Tiere an ihre Türpfosten gestrichen. Das hatte sie geschützt vor dem furchtbaren Würgeengel, der in dieser Nacht durchs Land ging, während in den Häusern die Lämmer zubereitet und gegessen wurden (es durfte kein Rest übrig bleiben).

So wurden jetzt auch in Jerusalem in den Wohnungen und Zelten die Passahlämmer gegessen - zum Gedenken an die Erlösung aus der Knechtschaft in Ägypten.

Musik

Jesus starb, als im Tempel die Passahlämmer geschlachtet wurden

Kreuzigungsszene auf Isenheimer Altar von Matthias Grünewald

Als die Passahlämmer im Tempel geschlachtet wurden, da starb Jesus am Kreuz.

Drei Jahre früher, am Anfang seines öffentlichen Wirkens, da hatte Johannes der Täufer ihn "Lamm Gottes" genannt - und "wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird", so war er ans Kreuz gegangen.

In jenem Jahr (wie auch in diesem Jahr) war der folgende Tag der Ruhetag, der Sabbat - und Jesus lag in seiner Grabesruhe. Die Jünger dürften in dieser Passahnacht nicht gefeiert haben.

Die Sabbatruhe am nächsten Tag hielten sie ein, doch ruhig waren sie sicher nicht. Wie sollten sie?

Voller Hoffnung und Zuversicht waren sie diesen Führer gefolgt, und seine Reden und Taten bewiesen doch: "Er ist es!" Petrus hat es ausgesprochen: "Du bist der Christus, der Messias Gottes."

Vor einer Woche waren sie angesteckt von der Begeisterung der Massen, die ihre Palmzweige Jesus zu Füßen legten, als er auf dem Esel in Jerusalem einritt. "Hosianna! Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!" hatten sie da mitgeschrien.

Und dann - dieses bedrückende Abschiedsmahl, der blutige Angstschweiß ihres Meisters dort in Gethsemane, die Verhaftung, der Prozess im Hohen Rat und der Prozess vor Pilatus, und dann die Hinrichtung.

Schon dort im Garten vor dem Gericht hat die Angst sie gepackt. Dreimal hatte Petrus geleugnet, dass er Jesus kenne - um ja nicht auch vor den Richtern zu landen. Nun hatten sie sich versteckt und eingeschlossen, ratlos, verzweifelt. Ihren Beruf haben sie aufgegeben vor drei Jahren, wie sollte es weitergehen?

Das Gartengrab in Jerusalem

Das Gartengrab, eine Grabstätte in Jerusalem nördlich des Damaskustores außerhalb der Jerusalemer Altstadt aus römischer Zeit. Sie gilt für manche als Grab Jesu. Dies lässt sich jedoch archäologisch und historisch nicht belegen.

Bei den Frauen, die Jesus begleitet hatten, da war wohl die Trauer im Vordergrund - sie brauchten Verfolgung kaum zu fürchten. Am Samstagabend ging der Sabbat zu Ende - da besorgten sie Salben und Binden, am nächsten Tag wollten sie den toten Meister einbalsamieren. Am ersten Tag der Woche (nach dem Sabbat) kommen sie frühmorgens ans Grab - und jetzt würde ich am liebsten mit euch in Jerusalem sein. Nicht in der Grabeskirche, wo heute sicher viele Gottesdienst und Messen sind, sondern am Gartengrab.

In einem alten Steinbruch ist an einer hohen Wand der Eingang in ein Höhlengrab, es war einmal verschlossen durch einen großen Rollstein, größer als ein Mühlstein. Dort waren wir am Ostermorgen, beim Sonnenaufgang mit dem damaligen Propst von Jerusalem Friedrich, einem Nürnberger, der unser voriger Landesbischof in Bayern war, zum Ostergottesdienst.

 

Inhalt:

 

Die Gartenanlage und das Gartengrab sind für viele Besucher Jerusalems ein Ort der Ruhe in der hektischen Vielvölkerstadt
Die Gartenanlage und das Gartengrab sind für viele Besucher Jerusalems
ein Ort der Ruhe in der hektischen Vielvölkerstadt.
© 2010 theologische-links.de mit freundlicher Genehmigung

 

 

Jetzt ist der Stein weg, man kann hinein gehen. Neben einem Raum von zwei mal drei Meter ist eine Kammer für den Leichnam in den Fels gehauen.

Damals fragten sich die Frauen unterwegs, "Wer wird uns den großen Stein vom Eingang weg wälzen?"

Doch als sie kamen, war das Grab offen und leer, und damit sind wir bei Ostern angekommen.

Musik

Was macht die unglaubliche Geschichte glaubhaft?

Noch einmal, und noch einmal: Die Auferstehung ist nicht zu beweisen. Aber ohne einen Beweis für die Jünger, dass ihr dort am Kreuz gestorbener Meister tatsächlich der Messias Gottes ist, ist die weitere Geschichte durch zwei Jahrtausende bis zu dieser Sendung überhaupt nicht zu verstehen - wie dieser Beweis auch immer geschehen sein mag.

Der Jude Pinchas Lapide tut sich leicht: "Wenn Gottes Macht, die in Elisa wirkte, groß genug war um einen Toten, den man ins Grab des Propheten geworfen hatte, wieder zu beleben, so wäre auch die leibliche Auferstehung eines gekreuzigten Juden nicht unvorstellbar. Oder ist bei mir keine Kraft mehr zu erretten? fragt der Herr allen Lebens die Schwergläubigen durch den Propheten Jesaja." Da viele von uns wohl keine gläubigen Juden sind, wird dieses Argument sie wohl nicht überzeugen - die jüdischen Jünger wurden überzeugt! Aus ihren Erzählungen - und erzählen mussten sie bestimmt immer und immer wieder - ist der Osterbericht der Evangelien geworden.

Da war keine Redaktionskonferenz am Anfang, jeder erzählte drauflos und jede Erzählung wurde in verschiedene Richtungen weiter erzählt. Erst später wurden sie aufgeschrieben. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Evangelien beweisen eher die Echtheit - jeder Richter würde misstrauisch werden, wenn die Aussagen mehrerer Zeugen wörtlich übereinstimmen.

Bei allen sind zuerst Frauen am Grab (immer ist Maria aus Magdala dabei), bei allen ist der Stein weg gerollt, bei allen ist das Grab leer.

Johannes erzählt noch, wie er und Petrus loslaufen, als Maria aus Magdala vom leeren Grab berichtet. Johannes, der jüngere, ist schneller dort - geht aber nicht hinein. Petrus kommt, geht ins Grab und sieht dort die Leinentücher liegen, in die der Leichnam gewickelt war - das Schweißtuch vom Kopf extra, zusammengelegt daneben.

Da ging auch Johannes hinein, "und sah und glaubte".

Das Gartengrab in Jerusalem
Das Gartengrab in Jerusalem
© 2010 theologische-links.de mit freundlicher Genehmigung

Von allen Berichten berührt mich dieser am meisten: Wer so diskret von einem so spektakulären Ereignis berichtet, der wirkt glaubwürdig.

Erst beim genauen Hinhören wird klar, wie beweiskräftig die dort abgelegten Tücher waren, das Schweißtuch vom Kopf zusammenrollt daneben. Hätte jemand den Leichnam weg gebracht, er hätte ihn sicher nicht ausgewickelt - und wenn Jesus tatsächlich aus dem Tod aufgestanden ist, dann hat er sich wohl erst von den Leinentüchern befreit und danach extra das Tuch vom Kopf abgewickelt. Ich glaube, so berichten kann nur, wer es wirklich erlebt hat.

Zwei der Jünger hatten sich gleich am Sonntag aufgemacht. "Das Spiel ist aus, wir gehn nach Haus" dürften sie gedacht haben. Da gesellte sich einer zu ihnen, fragt, wovon sie so traurig reden. "Bist du der einzige der nicht weiß, was in diesen Tagen in Jerusalem geschehen ist?" fragen sie ihn - und erzählen dann von Jesus, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk, und von seiner Kreuzigung.

"Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde." Auch von dem leeren Grab erzählen sie.

Da macht ihnen ihr Begleiter klar, anhand der Thora und der Propheten, dass der Messias solches erleiden musste wie Jesaja den leidenden Gottesknecht beschrieben hatte. Zuhause angekommen laden sie ihn dann ein zum Abendbrot, und als er da betet und das Brot bricht, erkennen sie ihn als den Auferstandenen.

Voller Freude laufen sie zurück nach Jerusalem. "Der Herr ist auferstanden!" rufen sie den anderen Jüngern zu. "Er ist wahrhaftig auferstanden!" antworten die - und das ist ein Ostergruß weltweit - in Russland: "Chrestos woskress!" "Wosistschino woskress" dort verbunden mit dem Osterkuss.

So grüße ich Euch "Der Herr ist auferstanden!" und hoffe, viele von Euch antworten "Er ist wahrhaftig auferstanden!" - in Deutsch, Russisch, Englisch, Spanisch, Türkisch oder einer anderen Muttersprache.

Dr. Hans Frisch

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