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Bibel-Flash
Abel
gesendet am 19.9.2004 von Gerhard Marsing
 

Heute geht es in unserem Bibel-Flash um einen Mann namens Abel. Untrennbar verbunden mit ihm ist sein Bruder, der Kain heißt. Kain und Abel, diese Geschichte ist weitläufig bekannt und muss nicht ausführlich erzählt werden. Abel ist Tierzüchter und Kain betreibt Ackerbau. Als beide ihrem Gott aus Dankbarkeit ein Opfer darbringen wollen, machen sie recht unterschiedliche Erfahrungen. Abel merkt, dass sein Opfer von Gott angenommen wird und ist bestimmt mächtig stolz drauf. Kain erfährt gerade das Gegenteil und es kommt wie´s wohl kommen muss: Kain fühlt sich ungerecht behandelt und in ihm kommen Neid und Wut auf. Unbändige Wut, die sich so sehr in ihn hineinfrisst, dass er schließlich seinen Bruder erschlägt.

Eine Geschichte, wie sie tausendfach auch heute immer wieder vorkommt und das auf den ersten Seiten der Bibel, nachzulesen im ersten Buch Mose, Kapitel 4,1-16. Da fühlt sich einer ungerecht behandelt und es kommt zu Neid und Hass, zwischen Geschwistern, zwischen Kollegen, zwischen Völkern, zwischen Ost und West oder Nord und Süd, zwischen Christen und Moslems. Egal um was es geht, ob Reichtum und Erbschaft, ob Nahrung und Wasser; ob´s um Goldnuggets oder Ölquellen oder ob es um die richtige Staatsform oder den richtigen Glauben geht – wo Neid und Hass nicht gebremst werden, entstehen Leid und Tod auf der einen und Schuld und Zerrissenheit auf der anderen Seite. Und das schürt beidseitig den Hass und die Todesspirale dreht sich unaufhörlich weiter.

Wenn man die Geschichte von Kain und Abel hört, ist der Schuldige schnell gefunden und alles stürzt sich auf Kain. Kain fürchtet auch nichts so sehr wie diesen Volkszorn. Aber Gott schiebt der Selbstjustiz einen Riegel vor, macht Kain ein Zeichen auf die Stirn, was nichts anderes heißt wie: „Wehe es rührt in einer an, auch wenn er schuldig geworden ist“. Über Abel wird nicht viel geschrieben, er steht in dieser Geschichte einfach nur als das Opfer, das Unschuldslamm da. Ist er das wirklich? Wir wissen es nicht, aber vielleicht hat er ja geprahlt mit seinem Erfolgserlebnis: „Schau mal, wie gut ich dastehe, vor Gott“.

Das erinnert mich an manche, die sich heute vor die Kameras und Mikrophone der Welt hinstellen und sagen: „Wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen“. Das schürt den Hass. Und wenn dann in einer propaganda-aufgeputschten Opferrolle zu den Waffen gegriffen wird – dann gnade uns Gott. Dann ist es doch Abel, der die Todesspirale antreibt.

Vielleicht lernen wir aus der Geschichte von Kain und Abel und wir können uns zu einem gemeinsamen Handeln durchringen, das den Grundsatz der Vergebung lebt unter dem Motto: „Ja, ich will meines Bruders Hüter sein…“

Gerhard Marsing