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Lydia gesendet am 10.06.2004 von Gerhard Marsing |
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Lydia, die Purpurhänderin in Philippi
Es sind nur wenige Zeilen in der Apostelgeschichte, in denen Lydia erwähnt wird, aber dies ist ein großer Schritt für die ganze Christenheit. Bisher nur unterwegs im vorderen Orient kommt die frohe Botschaft aus dem Gebiet der heutigen Türkei herüber nach Griechenland, nach Mazedonien. Es beginnt eine neue Epoche und im Mittelpunkt dieser Momentaufnahme der Missionsgeschichte des Christentums steht als erste Christin in Europa eine Frau - Lydia, von Beruf Purpurhändlerin.
Paulus war nach langen Misserfolgen und nach einem eindrücklichen Traum nach Mazedonien gereist und als erstes begegnet ihm diese Frau. Manche Theologen lesen aus den spärlichen Angaben, dass Lydia eine reiche, wohlhabende Frau gewesen sein soll, andere zeichnen ein anderes Bild. Lydia stammte aus Thyatira in der kleinasiatischen Provinz Lydien. Die Stadt war von der Textilindustrie geprägt. Die Arbeit des Wollefärbens war eine recht stinkende, schmutzige Angelegenheit, so wurde z.B. Tier-Urin verarbeitet um die Farben haltbar zu machen. In der Regel waren Sklavinnen oder auch Freigelassene mit dieser Arbeit beschäftigt.
Ihren wirklichen Vornamen kennen wir nicht. Man nannte sie einfach nach der Gegend, aus der sie stammte. Wir würden sie heute also die Türkin nennen. Lydia wurde ergriffen von dem was sie hörte, denn in der Apostelgeschichte steht der berühmt gewordene Satz: Und der Herr tat ihr das Herz auf, so dass sie darauf achtete, was Paulus redete.
Lydia lässt sich taufen zusammen mit denen, die bei ihr im Haus leben. Sie ist eine Frau der Tat und bietet den Aposteln an, zu bleiben, nicht nur zum Mittagessen, sondern sie will, dass ihr Haus zum Stützpunkt der neuen christlichen Gemeinde wird. Und weil Paulus zuerst höflich ablehnt sagt sie: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da.
Das war fast schon Erpressung. Man stelle sich das vor: Eine Türkin war die erste Person auf Europas Boden, die sich taufen ließ. Ausgerechnet eine Frau bietet dem Christen-Missionar Nr. 1 die Stirn, ihm der über Frauen sagte, dass sie den Mund halten sollten in der Gemeinde. Ausgerechnet eine Frau ist es, die der ersten christlichen Gemeinde viele Jahre vorsteht, noch lange nachdem Paulus wegen seiner Predigten und markanten Sprüche wieder aus diesem Land fliehen musste. Lydia, die Ur-Mutter der christlichen Kirche in Europa.
Gerhard Marsing