Die Osterdekorationen sind
aus den Geschäften verschwunden, hier und da liegen noch bunte Eier,
das über acht Meter hohe Osterei im Hauptbahnhof von Berlin bleibt
im Guinness-Buch der Rekorde, die Rückreisestaus auf den Autobahnen
sind programmiert. Wieder ist eine Festzeit überstanden, und das
war's.
Die Begründungen für
das Osterfest klingen manchmal eher germanisch
Von dem Anlass zum Fest ist
bei vielen wenig bekannt - fragt einmal in eurer Umgebung. Ostern,
das kommt von Ostera, der germanischen Göttin der Morgenröte
und des Frühlings, sie war begleitet von einem Hasen, dem Symbol
der Fruchtbarkeit. so oder ähnlich sind oft die Antworten.
Auch für den Termin werden Begründungen gefunden, die germanisch
klingen. Wir wollen uns in die Diskussion über Namen und Termin des
Festes nicht einmischen. Einziges Zeugnis für den Namen Ostera
ist die Deutung eines englischen Mönchs vor 1.300 Jahren, der von
einer Göttin Eostro schreibt. Die germanischen Weihen
bekam diese Göttin dann durch die Nazis, die ein jüdisches Fest
durch uraltes Germanentum ersetzen wollten.
Unser Osterfest hängt
terminlich mit dem jüdischen Passahfest zusammen
Es gibt aber eine einleuchtende
Deutung: Das jüdische Volk feierte und feiert immer noch die Erinnerung
an den Auszug aus der Knechtschaft in Ägypten am 14. Nissan, das
ist die Mitte des Monats am Frühlingsanfang - und weil die jüdischen
Monate jeweils mit dem Neumond beginnen. Deshalb ist in der Monatsmitte
immer Vollmond, und nach dem richtet sich der Passahtermin (Luther übersetzt
Passah mit das jüdische Ostern.)
Weil Jesus am Rüsttag
zum Passah, also einen Tag vor dem Fest - gekreuzigt wurde, fallen
Karfreitag und Ostern, als Erinnerung an seinen Tod und seine Auferweckung,
mit dem Passahfest der Juden zusammen - allerdings nicht ganz. Im Jahr
der Kreuzigung war der Beginn des Passahfests ein Sabbat, also ein Samstag.
An diesem Tag lag Jesus im Grab (es war die absolut perfekte Sabbatruhe!).
Am nächsten Tag war das Grab leer und Jesus begegnete den Jüngern
als der Auferstandene.
Ihre Verzweiflung verwandelte
sich in Freude und in Begeisterung, die bald auch Tausende von Juden ergriff:
verständlich das in der Christengemeinde der Tag der Auferstehung,
also der Sonntag, als Tag des Herrn bald den Sabbat als Feiertag
ablöste. Der Name Tag des Herrn ist in italienischen
domenica und auch in den anderen romanischen Sprachen erhalten.
Im Russischen heißt der
Sonntag woskresenje, Auferstehung, und die Bezeichnung
hat auch die Sowjetzeit überdauert.
Der Sonntag wurde der Tag des
christlichen Gottesdienstes, und bald wurde auch das jährliche Osterfest
auf den Sonntag, auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond,
gelegt. So kommt es zu der Differenz zwischen Ostern und dem Passahtermin,
denn der wird immer noch vom Vollmond bestimmt.
Taufen wurden gerne auf Ostern
gelegt
Zeichenhandlung beim Eintritt
in die Christengemeinde war von Anfang an die Taufe. Paulus hat der von
der Taufe an die Christen in Rom geschrieben:
"Wisst ihr nicht, dass
alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod
getauft?"
Diese Deutung war so überzeugend,
dass die Taufe auf Ostern gelegt wurde. Im Germanischen hieß "schöpfen",
"giessen" - ausa, und aus der Mehrzahl (denn der Täufling
wurde dreimal begossen) entstand Ostern. So könnte der Name auch
erklärt werden. Doch "Namen sind Schall und Rauch" sagte
Goethe, und wo er recht hat, da hat er recht. Wir wollen also nach der
Musik vom Namen wegsehen, hin auf den Inhalt.
*
* * Musik * * *
Am Rüsttage zu Passah
wurde Jesus gekreuzigt - und am dritten Tage wurde er auferweckt
- das ist das Zentrum des Christenglaubens, wobei das erste, die Kreuzigung,
leicht, und das zweite, die Auferstehung, fast nicht zu glauben ist. Ehe
wir weiter nachdenken, ist eine Entscheidung notwendig: Wollen wir
im Leben von Jesus, in seinem Leiden und in seinem Tod Gottes Handeln
erkennen (besser anerkennen), oder nicht?
Wenn nein -
dann ist ein Weiterdenken eigentlich überflüssig. Allenfalls
könnte es zu Theorien führen, die das Aufkommen des Christentums
erklären wollen aus psychologischen Gründen. Die Hinrichtung
Jesu war dann eine Sache der Römer.
Wenn ja - dann
taucht die Frage auf: Wozu das Ganze?
-
Der zornige Gott
muss durch ein Opfer gnädig gestimmt werden, so oder ähnlich
klingen manche Deutungen.
-
Die Auferweckung
war das Zeichen, dass Gott auf Seiten der Opfer steht, nicht auf Seiten
der Täter, in diese Richtung zielt manche neuere Theologie.
Es gibt auch einige andere
Versionen.
Jesus kannte die jüdischen
Texte
Die meisten Aussagen klingen
gut und haben etwas für sich - mit Ausnahme der Aussage vom zornigen
Gott. Wenn wir uns den Geschehen annähern wollen, dann müssen
wir von dem Gott reden, von dem Jesus sich gesandt wusste (oder gesandt
glaubte!) - und das ist der Gott Israels, der Gott des Alten Testaments.
-
Barmherzig und gnädig
ist der HERR, geduldig und von großer Güte.
-
Er wird nicht für
immer hadern noch ewig zornig bleiben.
-
Er handelt nicht mit uns
nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine
Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
-
So fern der Morgen ist
vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
-
Wie sich ein Vater über
Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.
Oder:
-
mir hast du Arbeit
gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit
deinen Missetaten.
-
Ich, ich tilge deine Übertretungen
um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.
so steht es in den Texten,
die Jesus kannte, die er glaubte - denn seine Sendung konnte er nur aus
diesen Texten herauslesen (wenn er denn wirklich Mensch war). Das wäre
Stoff eine eigene Sendung.
Am unwahrscheinlichsten ist,
dass er nicht die Messiaserwartung seiner Zeit kannte, dass er nicht die
entsprechenden Prophetenworte auf sich bezog, dass er die Verheißung
eines neuen Bundes, der nicht auf dem Gesetz beruht sondern auf der Vergebung,
nicht verinnerlicht hatte, dass ihn beim Weg in die Passion nicht die
Worte vom leidenden Gottesknecht begleitet hätten.
Die jüdische Texte aus
dem Buch des Propheten Jesaja, die die Christen auf Jesus beziehen
-
Fürwahr, er trug unsre
Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.
-
Aber er ist um unsrer Missetat
willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die
Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch
seine Wunden sind wir geheilt.
-
Wir gingen alle in die
Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf
unser aller Sünde auf ihn.
-
Als er gemartert ward,
litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das
zur Schlachtbank geführt wird;
-
Denn er ist aus dem Lande
der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks
geplagt war.
-
Wenn er sein Leben zum
Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge
leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.
-
Weil seine Seele sich abgemüht
hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Und durch
seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit
schaffen; denn er trägt ihre Sünden.
-
Darum will ich ihm die
Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben, dafür
dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern
gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat
und für die Übeltäter gebeten.
So steht es im Buch des Propheten
Jesaja.
Manche Theologen behaupten,
diese Worte hätten die Christen im Nachhinein mit Jesus in Verbindung
gebracht, um ihn als Messias darzustellen - viel einleuchtender erscheint
doch, dass diese Worte Jesus auf seinem Weg leiteten und diesen für
ihn deuteten.
Wer meint, es braucht ein
Opfer, um Gott gnädig zu stimmen, der irrt
Wer bei dem Satz: Wenn
er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat
.. meint, also
doch ein Opfer, um Gott gnädig zu stimmen, der sollte das Schuldopfer
im Alten Testament noch einmal genau betrachten. Da geht es nicht um das
Bezahlen von Schuld sondern um den Weg, die Zeichenhandlung, den Ort,
wo ein Mensch den Zuspruch Gottes durch den Priester erfahren kann: Und
ihm wird vergeben
- So wahr ich lebe,
spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen,
sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. Das
sagt Gott durch den Propheten Hesekiel.
Das heißt. Wenn Jesus,
das Lamm Gottes, als Schuldopfer für mich gestorben ist, wenn dieses
Schuldopfer für mich gültig ist, dann gilt auch mir: Und
dir wird vergeben!
Als Jesus starb, brachen auch
die Messias-Hoffnungen der Jünger zusammen
So können wir den Kreuzestod
Jesu für uns annehmen. Doch das konnten die Jünger damals nicht
(und die Anderen schon gar nicht). Für sie war ihre Messiashoffnung
zusammengebrochen, als ihr Meister am Kreuz starb, denn der Messias,
der sollte Israel erlösen, zumindest von den Römern, auch von
Krankheit und Leid. Dass sein Tod die Erlösung bringen sollte, das
konnten sie sich nicht vorstellen, das konnte niemand sich vorstellen.
In tiefer Trauer, voller Angst gingen sie in die Tage, die wir zu Ostern
feiern.
*
* * Musik * * *
Vierzig Tage dauerte es nach
Ostern bis zur Himmelfahrt - also: 40 Tage war Jesus nach Ostern noch
auf der Erde, genauer: 40 Tage lang begegnete er als Auferstandener seinen
Jüngern. Und die hatten das wirklich nötig.
Ihre Messiashoffnungen
waren zusammengebrochen, als ihr Meister am Kreuz starb hatten wir
gesagt, denn, dass der Tod die Erlösung sein sollte, das konnte keiner
denken.
Und so waren zwei der Jünger
auf den Weg nach Emmaus, ihrem Heimatdorf, nördlich von Jerusalem.
Da begegnet ihnen Einer und fragt sie: Worüber redet ihr da?
Sie antworten: Weißt du denn nicht, was in Jerusalem geschehen
ist? Und erzählen von Jesus. Der war ein Prophet, mächtig
in Taten und Worten - und wie er gekreuzigt wurde. Wir aber
hofften, er sei es, der Israel erlösen werde.
Erst als der Auferstandene
den Jüngern das Geschehene an Hand der alten Prophetenbücher
erklärt, werden sie froh
Da spricht er zu ihnen: Warum
glaubt ihr nicht dem, was die Propheten geredet haben. Musste nicht der
Messias solches leiden? Und legt ihnen die Stellen im Alten Testament
aus, die davon reden - sicher auch das vom leidenden Gottesknecht.
Als sie in Emmaus ankommen
und ihn einladen zum Essen, da bricht er das Brot, so wie er es beim letzten
Abendmahl gebrochen hatte, und daran erkennen sie, dass es Jesus ist.
Doch der ist plötzlich verschwunden. So geht es weiter. Einmal erscheint
der Auferstandene bei ängstlich verschlossenen Türen im Zimmer,
einmal am See Genezareth, als einige Jünger wieder beim Fischen sind.
Meist erkennen sie ihn nicht gleich, manchmal meinen sie es wäre
ein Geist.
Es sind eigenartige Tage und
eigenartige Begegnungen - und beim Bericht der Himmelfahrt steht: Einige
aber zweifelten.
Doch in diesen Tagen, da verstehen
die Jünger, was da geschehen war auf Golgatha. Erlösung, das
war nicht die Vertreibung der römischen Besatzer aus dem Land, das
war Erlösung von der Schuld, welche unsere Beziehung zu Gott stört,
auch unsere Beziehung untereinander und zu uns selbst. Erlösung durch
Vergebung.
Wer den Gekreuzigten als Schuldopfer
für sich annimmt, dem wird vergeben
Und ihm wird vergeben,
so lautete der Zuspruch durch den Priester beim Schuldopfer im Alten Testament.
Und dir wird vergeben, so ist der Zuspruch für jeden
der den Gekreuzigten als Schuldopfer für sich annimmt, wobei der
am Kreuz das Opferlamm ist, der Auferstandene und in den Himmel Aufgefahrene
zugleich der Hohe Priester.
Das klingt jetzt alles etwas
theoretisch - doch redet einmal mit Menschen, die am Ende waren, die das
Ja zu sich selbst nicht mehr fanden und auch nicht das Ja zu den anderen,
und die plötzlich begriffen: Für mich ist Jesus ans Kreuz
gegangen, für mich hat Gott ihn hingegeben, damit ich erkenne und
erfahre wie sehr ich geliebt bin, wie wertvoll ich für Gott bin.
Es sind dramatische Veränderungen
die Menschen da erlebt haben. Nun gehörst Du nicht zu denen, die
am Ende sind, Du bis dir auch keiner Schuld bewusst, für die jemand
sterben müsste - doch, weißt Du, wie sehr Gott dich liebt?
Jesus hat das Gleichnis vom
verlorenen Sohn erzählt. Der hatte sein Erbteil gefordert, der Vater
hat es ihm gegeben. Er ging in die Welt und ließ sichs gut
gehen, bis alles verbraucht war. Da landete er bei den Schweinen als Schweinehirt.
Ich will zu meinem Vater
gehen und bei ihm als Knecht arbeiten dachte er und kehrte um. Als
er zerlumpt und dreckig zuhause ankam, da lief der Vater ihm entgegen,
umarmte ihn, ließ ihn gar nicht zu Wort kommen mit seinem Schuldbekenntnis,
ließ ihm ein Bad zu bereiten und ließ das Mastkalb schlachten,
gab ihm neue Kleider und feierte mit ihm und für ihn ein Willkommensfest.
Der ältere Bruder, der
treu und brav zuhause geblieben war, wurde mürrisch. Solange
diene ich dir, für mich hast du kein Fest gegeben. Jetzt kommt dieser
Davongelaufene zurück und wird so begrüßt! Er hatte
gar nicht bemerkt, was er alles an Gutem gehabt hatte die ganze Zeit beim
Vater.
-
Allen, die am Ende sind,
wünsche ich, dass sie erkennen und erfahren, wie wertvoll sie
für Gott sind, der seinen Sohn hingegeben hat für sie.
-
Allen, denen es richtig
gut geht, wünsche ich, dass sie das genauso erkennen und erfahren,
so dass sie eine Adresse haben für ihren Dank.
-
Und die, welche meinen,
sie haben keine Vergebung nötig, sie brauchten keine Gnade, die
meinen, sie seien nach menschlichen Maßstäben und nach
den Maßstäben Gottes völlig ok, die dürfen das
alles vergessen. Aber vielleicht irren die sich.
Dr. Hans Frisch
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