Zwischen Ostern und Pfingstengesendet am 10. Mai von Dr. Hans Frisch |
|
Muttertag ist heute Thema in allen Kanälen und Medien - da sind wir nicht auch noch gefragt. Interessant wäre die Mutter Jesu, aber dazu haben wir uns am 1. Mai Gedanken gemacht, als Einleitung zum Marienmonat Mai.
Es kann hilfreich sein, wenn man das Kirchenjahr denkend begleitet. Die Weihnachtszeit, die Passionszeit, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten. Dann sind wir jetzt in der Zeit zwischen Ostern und Himmelfahrt, eine eigenartige Strecke auf dem Weg von Jesus und eine Revolution für die Jünger.
Der, auf den sie gehofft hatten, der war am Kreuz gestorben, und jetzt erschien er ihnen plötzlich durch die geschlossene Tür - sie meinten es sein Gespenst. Er begegnete Zweien auf dem Weg nachhause, von Jerusalem nach Emmaus - sie erkannten ihn nicht, auch noch nicht als er mit ihnen sprach und erklärte, dass der Kreuzestod zur Sendung des Messias gehörte, wie es im Alten Testament steht. Erst als er beim Essen das Brot bricht, der merken Sie: "Es ist der Herr!"
Später, als einige Jünger wieder ihren Fischerberuf aufnehmen, erscheint
er am Ufer des Sees, schickt sie zu einem wunderbaren Fischzug hinaus, und als
sie zurück kommen hat er schon ein Feuer angemacht und einige Fische darauf.
Er hält mit ihnen ein Mahl. Dann fragt er Petrus, der ihn dreimal verleugnet
hatte während des Verhörs, dreimal fragt er ihn nach seiner Liebe,
und setzt ihn ein zum Hirten.
Ihnen zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige
und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen
vom Reich Gottes.
steht am Anfang der Apostelgeschichte.
Es gibt ein Buch: "Elf Tage, die die Welt erschütterten", ein amerikanischer Journalist hat die Oktoberrevolution in Russland vor 90 Jahren miterlebt und erzählt davon. "Vierzig Tage, welche die Welt veränderten" nenne ich die Zeit zwischen Ostern und Himmelfahrt. In Russland hatten nach 11 Tagen die kommunistischen Revolutionäre die zaristische Armee besiegt, Beginn der Sowjetunion, die aber 70 Jahre später zusammenbrach.
In Jerusalem starben bald die ersten Christen als Märtyrer - doch die Gemeinde des Christus hat Bestand bis heute. Es gab Zeiten, in denen die Kirche Abweichler oder Kritiker umbrachte, doch die atheistischen Herrscher der Neuzeit brauchten für die Anzahl der Opfer, die durch die Kirche in einigen Jahrhunderten starben allenfalls eine Stunde, und auch darunter waren eine Menge Christen, die wegen ihres Glaubens getötet wurden.
Auch wenn man die westliche Welt nur noch mit Vorbehalt "christliches Abendland" nennen kann, die Wurzeln reichen in diese 40 Tage zwischen Ostern und Himmelfahrt zurück. Wir wollen da noch einmal genauer hinschauen.
Musik
"Vierzig Tage, welche Welt veränderten", das sei die Zeit zwischen
Ostern und Himmelfahrt, hatte ich behauptet.
Das ist eine ziemlich steile Aussage - das gleiche könnte man von vielen
Zeiten sagen, nicht nur von der sozialistischen Oktoberrevolution, auch von
der französischen Revolution, der Machtübernahme der Nazis in Deutschland,
dem langen Marsch der Maoisten in China, und, und, und.
Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zwischen diesen Ereignissen und
dem, was damals in Jerusalem geschah: In Russland, in Frankreich, in Deutschland
und in China, da kamen Massenbewegungen siegreich an ein Ziel, und hielten sich
für einige Zeit.
In Jerusalem war die Hoffnung auf eine siegreiche Massenbewegung gestorben am
Kreuz, und in völlig neuer Weise entstand eine Bewegung. Nicht als Aufstand,
Kampf oder Marsch von Massen, sondern als Sammlung Einzelner, aus der eine Versammlung
Einzelner wurde, von denen jeder Einzelne dem Einen begegnet ist - zunächst
in diesen 40 Tagen in einer Art "irrealer Realität", danach in
einem Annehmen und Ergriffensein.
Zehn Tage nach der Himmelfahrt, am Pfingstfest, da sind es nach einer Predigt
des Petrus 3000 die Jesus als ihren Messias, den Erlöser, annehmen und
sich taufen lassen.
Es ist keine siegreiche Kämpferschar, die da entsteht, in Gegenteil. Sie
werden verfolgt, einige werden umgebracht. Doch mit denen, die fliehen oder
auswandern breitet sich die Botschaft aus. Nach wenigen Jahren gibt es Gemeinden
in Damaskus, in Antiochia, in Rom, und einer der Verfolger wird der wichtigste
Botschafter. Überall wo Paulus hinkommt entstehen Gemeinden. Wie ein Flächenbrand
breitet sich der Glaube an Jesus Christus den Erlöser aus. Selbst massive
Verfolgungen mit massenhaften Hinrichtungen können es nicht stoppen.
Nach 300 Jahren ist die Bewegung so weit verbreitet, dass der Kaiser Konstantin
sie als staatstragende Kraft im römischen Reich integriert.
Was wie ein Sieg erscheint, ist aber zur großen Gefahr geworden, denn
jetzt war es nicht mehr eine Bewegung und Versammlung der Einzelnen, es wurde
eine Kirche der Vereinnahmten ohne eigene Entscheidung. Doch damit sind wir
weit weg von diesen 40 Tagen, vielleicht finden wir noch einmal zurück.
Musik
Am Ende der 40 Tage steht der Bericht von der Himmelfahrt, ähnlich irreal-real
wie die Geschichten davor - und es ist verständlich, wenn es da heißt:
"Einige aber zweifelten".
Die Beweise der Auferstehung waren schon damals nicht zwringend, sie ermöglichten
den Glauben doch sie nötigten nicht zum Glauben.
So ist es geblieben.
Keinen Beweis gibt es, der einen Glauben erzwingt, weder den Glauben an Gott,
noch den Glauben an Jesus, der Gekreuzigten und Auferstandenen.
Auch den Glauben an meine Liebe kann ich durch keinen Beweis erzwingen.
Die Vertreter und Verkünder des Atheismus haben das gleiche Problem. Auch
der Glaube: "Es ist kein Gott" hat keinen zwingenden Beweis. Selbst
das Weltbild der Wissenschaft verlangt Glauben, und auch die Versuche im CERN,
mit dieser gewaltigen Maschine, werden keine letzte Antwort geben. Es bleiben
sicher einige Theorien nebeneinander bestehen, von denen man eine "glaubt",
um mit ihr arbeiten zu können.
Wer die Entstehung, das Wachstum und den Bestand der Gemeinde Christi erklären
will ohne das, was in jenen 40 Tagen geschah, der braucht eine starke Fantasie.
Der Jude Pinchas Lapide hat in seinem Buch "Auferstehung, eine jüdische
Glaubenserfahrung" das fast beweiskräftige Argument gebracht: "Alles
andere kann die Folgen und die Geschichte nicht erklären."
In der Wissenschaft entscheidet das Experiment zwischen verschiedenen theoretischen
Annahmen - leider niemals endgültig.
Auch in der Frage, ob das Leben, Sterben und die Auferstehung Jesu etwas mit
mir zu tun haben, kann nur das Experiment entscheiden - allerdings bin ich Teil
Experiments - mein Leben ist das Labor.
Das verlangt Mut und Ehrlichkeit. Doch wenn man bedenkt, welchen Preis Jesus
bezahlt hat, dann ist eine billige Antwort nicht zu erwarten.
So groß wie damals ist das Risiko, Gott sei Dank, bei uns nicht, doch
auch in unserer Zeit besiegeln immer noch Menschen diesen Glauben mit dem Märtyrertod.
ihnen sollten wir die Ehre erweisen, ihr Opfer ernst zu nehmen.
Dr. Hans Frisch