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Glaubensbekenntnis
Teil 6

gesendet am 17.11.2002
von Hans Frisch
 

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen

Heute ist der vorletzte Sonntag des Kirchenjahres - Thema unserer Sendung soll der vorletzte Abschnitt vom Glaubensbekenntnis sein: "Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen."
Am nächsten Sonntag, dem letzten im Kirchenjahr, dem Ewigkeitssonntag - ist dann der Schluß dran: "Und das ewige Leben."

Bei uns geht es heute um drei heilige Gegenstände des Glaubens: den Geist, die Kirche und die Gemeinschaft.
Wenn man das Glaubensbekenntnis im Ganzen ansieht, dann ist da der Glaube an Jesus Christus - dessen Leben erinnert wird von der Empfängnis über die Geburt, die Passion, den Kreuzestod, die Auferstehung, die Himmelfahrt und die Herrschaft im Himmel bis zur zukünftigen Wiederkehr - dieser zentrale Glaube ist gewissermaßen eingerahmt vom Glauben an Gott, den Vater, den Schöpfer vorn - und hinten vom Glauben an den Heiligen Geist mit heiliger Kirche, der Gemeinschaft der Heiligen.
Die Legende erzählt, daß dieses Glaubensbekenntniss von den 12 Aposteln formuliert wurde, als sie mit der christlichen Mission anfingen - deshalb heißt es "apostolisches Glaubensbekenntnis". Diese Apostel hatten etwas erlebt, was sie eigentlich erst wirklich zu Christen gemacht hat: Pfingsten war der Heilige Geist auf sie gekommen, wie Feuer vom Himmel, und hatte sie zu brennenden Zeugen gemacht, zu Zeugen ihres Erlebens mit Jesus und ihres Glaubens an den Christus. Es war der Anfang der Kirche - 5000 der jüdischen Festpilger wurden damals Christen.
Verständlich, daß in ihrem Credo "Heiliger Geist" und "Kirche" zusammen dastehen.

Auch wenn die Apostel den Text nicht selbst formuliert haben - inhaltlich haben sie nichts anderes bezeugt. In der ältesten bekannten Fassung, dem "Credo romanorum" aus dem Jahr 150 unserer Zeitrechnung, da fehlt noch "die Gemeinschaft der Heiligen". Wahrscheinlich ist dieser Begriff aus einem Brief des Paulus genommen, der die Christen ja mit "Heilige" anspricht.

Für die Christen in dieser Zeit war der Glaube an den Heiligen Geist etwas selbstverständliches. In den Gemeinden war das lebendig, was heute nur in sogenannten "charismatischen" oder "Pfingst"-Gemeinden noch zu erleben ist: Geistesgaben wie Zungenreden, Weissagung, Heilungen, Prophezeiungen bestimmten den Gottesdienst - die Gemeinde, die Kirche, war der Raum, in dem der heilige Geist lebendig wirkte.
Jesus hatte seinen Jüngern vor seinem Leiden versprochen: "ich werde euch den Tröster, den heiligen Geist senden", und sie hatten erlebt, wie dieser Geist gekommen war und unter ihnen wirkte.

Nein, sie hatten keine Schwierigkeit, an diesen Geist zu glauben. Wie anders hätten sie sonst die Geistesgaben verstehen sollen.
Für uns, die wir nicht in Pfingst-Gemeinden Zuhause sind, ist das schon schwieriger, ja, viele können kaum glauben, daß es einen "Geist" gibt.
Wir wollen nach der Musik versuchen, ob wir uns dem annähern können.

Musik

Auch wenn im Film und Fernsehen immer mehr Geister herum spuken - wirklich an Geister glauben wohl nur wenige von uns. Wie soll man sich einen "Heiligen Geist" vorstellen?

Versuchen wir es mal von der anderen Seite.

Heute ist Volkstrauertag - jetzt sind im Luitpoldhain viele Menschen versammelt um der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken - in Trauer.
Wer die Ausstellung im Dokumentationszentrum in der Kongreßhalle gesehen hat, dem sind die Bilder und Filme von den Nazifeiern auf diesen Platz und vor dieser Säulenhalle in Erinnerung: Mit Parade, Führerrede, mit Weihe der Fahnen, die der Führer selbst mit der Blutfahne in Kontakt brachte, mit Fanfaren und Trommeln - ein heiliges Fest bei dem der Geist der Bewegung beschworen wurde und zu spüren war.
Wir wissen heute, es war ein mächtiger Geist, ein unheiliger Geist.

Ähnliche Feste der gab es schon im alten Rom. Verbrecherische und manchmal wahnsinnige Kaiser galten als Gottheiten - und verlangten Ergebenheit und Verehrung. Ihre Feinde wurden zu Tausenden in der Arena geschlachtet von Gladiatoren oder Raubtieren - dem Volk als Spektakel und Mahnung zugleich. Eine unheilige Begeisterung tobte im Kolloseum

Da verweigerten einfache Menschen diesen Kaisern die Verehrung - sie waren von einem anderen Geist bewegt und geführt. Viele von ihnen starben in der Arena für diesen Glauben - aber ihr Blut wurde der Same der Kirche.

Immer mehr Menschen bekehrten sich zum Glauben an diesen Jesus Christus, immer mehr kamen in den Wirkungskreis dieses heiligen Geistes - und schließlich wurde Rom das Zentrum dieses Glaubens.

Wir können wohl feststellen: An der Wirklichkeit, an der Macht eines unheiligen Geistes kann gerade in Nürnberg kaum jemand zweifeln - die Wirklichkeit und die Macht des Heiligen Geistes wird in der Kirchengeschichte und in der lebendigen Kirche immer wieder sichtbar.

Leider war auch die Kirche als Institution in der Geschichte oft "von allen guten Geistern verlassen", doch nie hat die Anwesenheit des Geistes von Pfingsten in der Welt aufgehört. An diesen Geist glaube ich, auch wenn ich nicht die Gabe der Zungenredens, der Prophezeiung und der Geistheilung habe.

"Sein Geist gibt Zeugnis unserm Geist, das wir Gottes Kinder sind" - sagt Paulus, und dieses Zeugnis gibt er auch mir. Denn jenseits aller Vernunftgründe, über alle Zweifel hinweg, trotz aller Ängste und Unsicherheiten ist diese Gewißheit in meinem Geist - eine Gewißheit die ich mir nicht erworben oder erarbeitet habe, sie ist mir geschenkt worden. "Ich bin Gottes Kind, Gott kennt mich und liebt mich, alles was mich von ihm trennen könnte ist durch Jesus Christus überwunden und beseitigt". Dieser Gedanke ist mir heilig, er ist das Zeugnis des Heiligen Geistes.

In meiner frühen Jugend habe ich eine Ahnung bekommen von der Macht des Geistes der Nazizeit - er ist ansteckend und verführerisch, er betäubt das Gewissen und die Vernunft. Mit großer Dankbarkeit erfahre ich in meinem Leben immer wieder die Macht des Heiligen Geistes. Er ruft in die Freiheit, ermutigt zur Entscheidung, weckt das Gewissen und die Vernunft.
Wie sollte ich nicht an ihn glauben?

Musik

Vielleicht ist es mir gelungen, den Glauben an den Heiligen Geist etwas zu erklären.
Schwieriger wird es mit dem Glauben an die "heilige christliche Kirche".

Im allgemeinen Denken ist der Platz der "Kirche" besetzt von der katholischen Kirche, genauer, von der römisch katholischen Kirche - und diese Kirche möchte den Platz auch behaupten. Deshalb lautet ihr Credo hier: "Ich glaube an die heilige katholische Kirche".

Diesen Glauben kann ich nicht teilen, es sei denn, ich übersetzte "katholisch" in das deutsche Wort "allgemein". Denn, daß die Kirche Christi nicht evangelisch, katholisch, baptistisch, methodistisch oder sonst wie konfessionell begrenzt ist, das glaube ich fest. Ich glaube an die heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen. Überall, wo Heilige Gemeinschaft haben ist diese Kirche.

Jetzt höre ich fast das Lachen: "Wo gibt es schon so viel Heilige, daß sie eine Kirche füllen können?"
Auch hier muß der Platz erst mal von katholischen Begriffen befreit werden: Heilige sind nicht die, welche ein Papst heilig gesprochen hat (vielleicht sind sie es auch), heilig sind alle, die durch Jesus Christus in eine lebendige Beziehung zu Gott gekommen sind. So sagt es Paulus.

Wenn sündige Menschen Gemeinschaft haben im Namen dessen, der sie erlöst hat aus ihrer Sünde und wenn sie ihre Freude über die Vergebung zusammen erleben, wenn sie berichten, wie sie aus Bindungen und Abhängigkeiten befreit wurden und werden, wenn sie ihre Begeisterung über Gottes Hilfe, über seine Größe, über seine Geduld und Liebe teilen und gemeinsamen erleben, dann ist da heilige christliche Kirche - ganz gleich unter welchem Namen und an welchem Ort. Und diese Kirche ist in allen Konfessionen lebendig.

Wenn Christen glauben, daß zur gültigen Beziehung des Menschen zu Gott die Vermittlung durch den Priester und das Sakrament gehören, dann müssen sie der Meinung sein, daß nur eine solche Kirche selig machen kann - daß ihre Kirche die "allein selig machende" ist. Sie sollten ernsthaft in ihrem Glauben leben, denn auch hier ist es Jesus Christus, der den Zugang zu Gott schenkt - der Priester ist nur Vermittler.
Gott sei Dank, daß in unserer Zeit dieser Glaube nicht mehr die Gemeinschaft im Namen Jesu verhindert.

So glaube ich an die heilige allgemeine christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen.

mehr bei uns :
Teil 7
Das Glaubensbekenntnis im Wortlaut