Warum?
Vor 5 Jahren: Anschläge auf Regierungspartei in Norwegen
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22.07.2011:
Die City von Oslo kurz nach der Explosion
Foto: N.Andersen, Creative Commons CC0 1.0 Universal
Public Domain Dedication, Quelle: wikipedia.de
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22.07.2011: Um 15.25 Uhr
(MESZ) explodiert vor dem Bürogebäude des norwegischen
Ministerpräsidenten im Zentrum von Oslo eine Autobombe. Dabei werden
acht Menschen getötet und zehn weitere verletzt. Die Druckwelle ist
so stark, dass im Umkreis von einem Kilometer Gebäude beschädigt
werden.
Zwei Stunden später werden
30 Kilometer entfernt auf der Insel Utøya in einem Sommercamp der
regierenden sozialdemokratischen Arbeiterpartei 69 Menschen erschossen,
darunter 32 Jugendliche. Erst nach 1½ Stunden wird der Täter
von einer Anti-Terror-Einheit gestellt und lässt sich widerstandslos
festnehmen. Am Tag darauf legt er ein Geständnis ab.
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Die Anteilnahme
war über die Landesgrenzen hinaus groß, doch wieviel Leid die
Morde für die Angehörigen bedeuten, kann nur der nachempfinden,
der selbst eine Tochter, einen Sohn, eine Schwester oder ein Bruder verloren
hat: Das Leben wird für sie nie wieder so sein, wie es war.
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Blick auf die
rund 30 Kilometer nordwestlich von Oslo im Tyrifjord gelegene Insel
Utøya, auf den Ferieninsel Utøya, wo das Sommercamp
der sozialdemokratischen Arbeiterpartei 2011 in einer Tragödie
endete.
Foto: Screenshot von Album 2011 im ZDF
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Den verheerenden
Anschlägen folgten verheerende Versuche von Medien, die Anschläge
einzuordnen. Er sei ein Ideologe, der seinen Mordplan mit absurden
Thesen zu rechtfertigen sucht, sagte der ZDF-Chefredakteur Peter
Frey.
Doch es waren
ganz elementare Dinge wie Familie und Zuwanderung, die der Täter
immer wieder kritisiert hatte und die ihn in den Wahnsinn getrieben haben.
In seinem Schlusswort, das eigentlich der Öffentlichkeit vorenthalten
werden sollte, beklagte er den Umgang der Arbeiterpartei mit Oppositionellen.
Linke Organisationen und Zeitungen habe man gefördert und kulturkonservative
Organisationen und Zeitungen habe man ausgetrocknet, politische Gegner
in die Psychiatrie gesteckt oder systematisch lächerlich gemacht.
Er nannte jede Menge konkrete Beispiele.
Es wird meines
Erachtens in Zukunft nicht reichen, mit Schlagwörtern wie Populismus,
Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Islamophobie Kritiker in eine rechte
Ecke zu stellen. Wir brauchen eine Demokratie, die die großen Sachthemen
auch sachlich diskutiert und abarbeitet - im Parlament und in den Medien.
Und einen guten Demokraten erkennt man dann daran, wie er mit seinem schlimmsten
politischen Gegner umgeht.
Uwe
Schütz
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