Die Regeln des "Millionenspiels"
Die Regeln der Fernsehshow
"Das Millionenspiel" sind einfach: Bernhard Lotz muss
eine Woche lange vor drei Auftragsmördern flüchten. Schafft
er es, gewinnt er eine Million Mark. Die Fernsehansagerin von "Transeuropa
TV" kündigt zu Beginn der Sendung an: "Sollte der
Kandidat vorzeitig den Tod finden, so erwartet Sie ein umfangreiches
Unterhaltungsprogramm mit vielen beliebten Künstlern."
Am 18. Oktober 1970 strahlt der Westdeutsche Rundfunk die Fernsehshow
"Das Millionenspiel" aus - und provoziert einen Skandal.
Die perfide Spielshow ist tatsächlich eine Fiktion, ein prophetischer
Spielfilm, der 40 Jahre Fernsehgeschichte vorweg nimmt.
Das Finale im Fernsehstudio
Im "Millionenspiel"
schafft es Bernhard Lotz am Ende bis zum großen Finale ins
Fernsehstudio. Seine letzte Herausforderung: Er muss durch die Todespirale
laufen, einer 28 Meter langen Röhre mit drei Löchern.
Hinter jedem steht einer der drei Killer und gibt einen Schuss ab.
Moderator Thilo Uhlenhorst: "Lotz ist angeschlagen meine Damen
und Herren. War es ein Streifschuss, war es ein echter Schuss? Nein,
er bewegt sich ..." Und schafft es ins Ziel: Angeschossen,
völlig entkräftet, aber um eine Million reicher.
Im Film kommt alles vor, was heute am Fernsehen kritisiert wird
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Das
große Finale von "Das Millionenspiel" im Studio
des kommerziellen TV-Senders, in dem der Kandidat durch die
Todesschlange gehen muss, eine 28 m lange Röhre mit drei
Einschussmöglichkeiten für die Killerbande.
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Fernsehregisseur Tom
Toelle ("Tatort", "Der Trinker") und Drehbuchautor
Wolfgang Menge ("Ein Herz und eine Seele", "Der rote
Kreis") haben das visionäre Drehbuch geschrieben. Im Film
kommt alles vor, was am Fernsehen bis heute kritisiert wird: Werbung,
die vom Programm kaum zu unterscheiden ist; Quotendruck, der wichtiger
ist als Menschlichkeit; und ein Moderator aus der echten Fernsehwelt.
Dieter-Thomas Heck verkörpert den Showmaster Thilo Uhlenhorst.
Heck trägt viel dazu bei, die Fiktion täuschend echt erscheinen
zu lassen: Er spielt keine Rolle, sondern präsentiert das "Millionenspiel"
wie sonst die ZDF-Hitparade, inklusive Auftritten des Fernsehballetts.
Toelle und Menge zeigten
damals vieles Neue, was heute zum Fernseh-Alltag gehört: Im
Studio zittert die Mutter des Kandidaten; Straßenumfragen
stilisieren die Sendung zum Großereignis; Außenreporter
kommentieren die Menschenjagd wie ein Sportereignis; eingestreute
Werbespots verkaufen Empfängnisverhütung und Leichenkosmetik.
Bernhard Lotz (Jörg Pleva), der bereits sechs Folgen überlebt
hat, wird in der letzten Sendung von den drei Killern (unter anderem
Dieter Hallervorden) über Felder, durch Straßen und Wohnhäuser
gejagt. "Nicht durch den Keller, da sind keine Kameras! Wenn
er schon draufgehen muss, locken Sie ihn wenigstens ans Fenster",
sagt die Regie zum Außenreporter. Lotz: "Sie meinen,
ich soll aus dem Fenster springen, aus dieser Höhe?" Reporter:
"Denken Sie an den Vertrag, Lotz!"
Wolfgang Menge sagt Jahre
später über das Drehbuch: "Wenn die Quote das einzige
Regulativ für ein Fernsehprogramm ist, dann kommt so eine Sendung
dabei heraus. Das ist ganz logisch."
Einige Zuschauer halten das "Millionenspiel" für
real
Nicht alle Zuschauer
erkennen am 18. Oktober 1970, dass es den TV-Sender "Transeuropa
TV" gar nicht gibt und Dieter-Thomas Heck Thilo Uhlenhorst
spielt. Noch während der laufenden Ausstrahlung melden sich
Zuschauer, die sich über den Zynismus der Sendung empören
- oder sich als Kandidat für die nächste Sendung bewerben.
Quelle: wdr.de
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