Wer eine fremde Religion
oder eine fremde Kultur verstehen wir, muss ihr Gottesbild studieren.
Und dabei erfährt er zugleich eine Menge über ihr Menschenbild.
Der Mensch als Ebenbild Gottes?
Für Christen wie
für Juden ist der Gedanke der Gottesebenbildlichkeit
von zentraler Bedeutung. Nach 1. Mose 1, 27 wurde der Mensch als
Ebenbild Gottes geschaffen: "Und Gott schuf den Menschen zu
seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn".
Danach wird Gott in jedem
einzelnen Menschen (ein Stück) sichtbar. Hier hat unsere abendländische
Rechtskultur von
unantastbaren Menschenwürde, von Freiheit, Gleichheit und vom
Wert des Individuums ihren Ursprung.
Im Islam ist diese Vorstellung
Frevel. Der Mensch wird zwar auch von Allah erschaffen, aber nicht
in Ebenbildlichkeit zu Allah. Weil die Menschen nicht Ebenbild Allahs
sind, sind sie auch nicht gleich, weder vor Allah noch auf Erden.
Männer, Frauen oder Ungläubige haben sehr unterschiedlichen
ethischen und rechtlichen Status - bis hin zur Sklaverei. Auch die
gilt als gerecht gilt, weil sie von Allah gegeben ist. Im Islam
ist die Bestimmung des Menschen nicht Freiheit und Selbstentfaltung,
sondern absoluter Gehorsam gegenüber Allah. Das Wort Islam
bedeutet übersetzt Hingabe oder Unterwerfung.
Nach dem Glauben der Christen kommt Gott sogar in die Welt
Besonders
deutlich wird die christliche Vorstellung von der Gottesebenbildlichkeit
des Menschen mit Jesus Christus. Für Mulime kommt das Göttliche
(nur) als Buch in die Welt. Für
Christen kommt mit Jesus das Göttliche in die Welt und
zwar als Mensch. Der Prolog des Johannes-Evangeliums bringt es auf
den Punkt: "Das Wort wurde Fleisch" (Johannes 1, 14).
Das christliche Pendant
zum Koran ist darum nicht die Bibel, wie man häufig denkt,
sondern eine Person - Jesus Christus. Das macht den Umgang mit Gott
und das Christsein selbst wesentlich einfacher: Gott macht sich
in Jesus zum Vorbild. Deshalb kann Christsein heute durchaus anders
aussehen als vor 2.000 Jahren. Der Koran dagegen lässt 1.400
Jahren für Deutung kaum Raum.
Gott liebt, Allah nicht
Elementar ist für
Christen auch die Vorstellung vom liebenden Gott. Allah liebt nicht,
sondern herrscht. Aus islamischer Sicht muss der Mensch Muslim sein
und ist es von Natur aus. Nicht Muslim zu sein, ist eine Auflehnung
nicht nur gegen die Gebote Allahs, sondern gegen die von Allah gewollte
und geschaffene Natur des Menschen. Mit
solchen Abtrünnigen kann es keine wirkliche Gemeinschaft geben.
Gott dagegen liebt alle
Menschen, sogar die, die ihn nicht lieben. Und zur Liebe gehört
die Freiheit - auch die sich für ihn oder gegen ihn zu entscheiden.
Das die Nachfolge Jesu immer freiwillig geschieht, ist für
Musilime kaum vorstellbar.
Jesus lehrte seinen Jüngern,
auch die Feinde zu lieben.
Das so unterschiedliche
Gottesbild zeigt sich auch im Gebet
Ein ganz eigenes Gottesbild
zeigt sich auch in der strikten islamischen Pflicht zum Gebet, fünf
Mal am Tag. Aber Gebet ist nicht gleich Gebet. Was für den
Christen Zwiesprache mit Gott, ist für den Muslim ritueller
Akt mit ritueller Formel. Wird der Gebetsritus nicht korrekt ausgeführt,
gilt das Gebet nicht, fürchten fromme Muslime. Wenn die Gebetsformel
in Mekka bei der Kaaba gesprochen wird, hat sie den 100000fachen
Wert eines Gebetes zuhause.
Autor dieser Webseite:
Uwe Schütz- nach einem Zeitungsartikel von Heinrich Maetzke
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