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Hintergrund-Infos

Der "Stromkrieg"

mehr über Nikola Tesla und seine Erfindungen

Was war der Stromkrieg?

Als "Stromkrieg" wird heute die Propaganda-Schlacht um die Elektrifizierung der USA bezeichnet. Technisch ging es darum, die US-amerikanischen Haushalte mit Gleichstrom oder mit Wechselstrom zu versorgen. Die Protagonisten: Thomas Alva Edison und George Westinghouse. Die Opfer des Propaganda-Feldzuges von Edison: Hunde, Katzen, ein Elefant – und zum Schluss sogar Menschen.

Die Anfänge der Nutzung von elektrischem Strom

Mitte des 19. Jahrhunderts begann die technische Nutzung des elektrischen Stromes. Schwacher Strom floss bereits 1840 zur Nachrichtenübermittlung durch Telegrafenleitungen. Dann lieferten elektromagnetische Stromerzeuger Energie für Galvanisierfabriken. Für die Bevölkerung spielte der "mysteriöse Saft" jedoch noch kaum eine Rolle. Dies ändert sich, als Thomas Alva Edison 1879 mit verkohlten Bambusfäden und einem luftleeren Glaskolben eine elektrische Glühlampe konstruiert, die so viele Stunden leuchtet wie keine andere Lampe zuvor.

Drei Jahre später koppelt Edison einen Dynamo an eine Dampfmaschine und errichtet so in New York das weltweit erste öffentliche Kraftwerk zur Stromerzeugung. Die "Edison Electric Light Company" verdrahtet schon bald ganz New York. Überall werden nun Gaslampen durch elektrisches Licht ersetzt.

Die öffentlich geführte Auseinandersetzung zwischen Edison und Westinghouse um die richtige Technik bzw. um die Marktbeherrschung für die Versorgung von US-amerikanischen Haushalten mit elektrischer Energie wird heute als "Stromkrieg" bezeichnet (engl. „war of currents“).

Thomas Alva Edison (1847-1931)
George Westinghouse (1846-1914)
Nikola Tesla (1856-1943)
Thomas Alva Edison (1847-1931)
George Westinghouse (1846-1914)
Nikola Tesla (1856-1943)

Der "Stromkrieg" - Entstehung und Entwicklung

1880
Am 27. Januar 1880 erhält Thomas Alva Edison für die USA das Patent für seine Glühlampe.
1880
In der Pearl Street beginnt Edison mit dem Bau des ersten öffentlichen Kraftwerk der Welt.
1882
Am 4. September 1882 gehen Edisons Gleichstrom-Generatoren in Betrieb. Unterirdisch verlegte Kupferkabel bringen den Strom zu den Reichen in New York. Als Netzspannung hat Edison sich für 110 Volt entschieden. Damit von den 110 V wenigstens 100 V beim Verbraucher ankommen, kann er damit nur ein paar hundert Meter überbrücken und braucht für jeden Häuserblock ein eigenes Kraftwerk.
1884
1884 zieht Nikola Tesla von Paris nach New York und arbeitet für Thomas Alva Edison. Doch wegen Differenzen mit ihm verlässt Tesla die Firma bereits nach 6 Monaten und macht sich selbstständig.
1885

Der Unternehmer George Westinghouse, der mit der Erfindung einer Luftdruckbremse für Züge gerade gutes Geld verdienst hat, beschließt in den zukunftsträchtigen Strommarkt einzusteigen. Er erkennt die Schwachstellen von Edisons Gleichstromtechnik und kauft Patente für Wechselstrom.

1986
Ab März 1886 treibt die Wassermühle von Great Barrington in Massachusetts erstmals einen
Wechselstromgenerator von Westinghouse an. Der Strom wird auf eine hohe Voltzahl transformiert, eine Meile über Land in die nächste Stadt geleitet, dort herunter transformiert, um so die Straßen zu beleuchten. Zum ersten Mal wird Elektrizität weit entfernt von dem Energie liefernden Kraftwerk genutzt.
1988
Am 16. Mai 1888 präsentiert der in New York unbekannte Nikola Tesla vor einem fachkundigen Publikum die ausgereifte Konstruktion seines Wechselstrommotors. George Westinghouse kauft Teslas Patente und macht sie zur Grundlage eines eigenen Stromsystems.
Im Gegensatz zu Edison errichtet Westinghouse wenige Kraftwerke außerhalb der Ballungszentren. Die Kosten seiner Leitungsnetze sind dennoch geringer als die des Konkurrenten Edison, denn bei hoher Spannung genügen dünnere Kupferkabel. So kann Westinghouse den Strom günstiger verkaufen als Edison. Die "Westinghouse Electric and Manufacturing Company" hat bald mehr Kunden als ihr Konkurrent.

Edison favorisiert weiterhin die Gleichstromtechnik und schreibt Pamphlete, um auf die Gefährlichkeit von Wechselstrom hinzuweisen. Er sammelt Informationen über Unfälle mit Wechselstrom und bedrängt Politiker, die maximal zulässige Spannung in elektrischen Kabeln auf 300 V zu begrenzen. Das wäre das Ende für Westinghouse, dessen System nur mit Hochspannung wirtschaftlich ist. In öffentlichen Vorführungen experimentiert er öffentlich mit Hunden und Katzen und lässt sie durch Wechselstrom verenden.

Westinghouse nimmt die Attacken gelassen. Im Sommer 1888 lädt er Edison in sein Haus nach Pittsburgh ein, um ihm ein Friedensangebot zu machen. Doch Edison kommt nicht.
Edisons Tierexperimente hingegen gipfelten 1888 in der Erfindung des elektrischen Stuhls.
1889
Im Januar 1889 tritt in New York ein neues Gesetz zur Todesstrafe in Kraft: Zum Tode verurteilte Mörder sollen durch elektrischen Strom sterben. Edison plädiert dafür, Wechselstrom zu verwenden. Es ist sein perfidester Schachzug: Wechselstrom soll in den Köpfen fortan als Strom der Henker haften bleiben. Er betreibt Lobby-Arbeit für den elektrischen Stuhl, dessen tödliche Kraft von Westinghouse-Generatoren stammen müsse. Edison schlägt auch gleich ein neues Wort für die Exekution durch Stromschlag vor: "to westinghouse".
Sein Konkurrent tobt. Edison bediene sich Methoden, "die unmännlicher, beleidigender und lügnerischer sind als in jedem Wettkampf, den ich kenne", schreibt er an New Yorker Politiker. Zu spät:
1890
Im Frühjahr 1890 schreibt der New Yorker Finanzadel einen 100.000-Dollar-Preis aus, die Wassermassen des legendären Niagara-Flusses an der Grenze zu Kanada zur Stromversorgung für Städte zu nutzen
Am 6. August 1890 wird zum ersten Mal ein Mensch auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet – durch Wechselstrom von einem Westinhouse-Generator. Der Henker muss den Stromhebel zweimal umlegen, bis der Verurteilte quahlvoll stirbt.
1893
Als die Beleuchtung der Weltausstellung 1893 in Chicago ausgeschrieben wird, unterbietet Westinghouse das Angebot Edisons um fast eine Million Dollar. Das größte Wechselstromkraftwerk der USA entsteht. 1893 erstrahlt die Weltmesse in weißem Licht, erzeugt von 180.000 Glühlampen.
1896
Edisons Unternehmen verliert die Wasserkraftwerksausschreibung für die Niagarafälle gegen Westinghouse. Ab November 1896 treiben Turbinen der Niagara-Fälle Wechselspannungsgeneratoren an. Hochspannungsleitungen übertragen die Energie in die über 40 Kilometer entfernte Stadt Buffalo. Es ist der größte Erfolg des Unternehmers George Westinghouse und des Erfinder Nikola Tesla. Den "Stromkrieg" haben sie gewonnen. Von nun an installieren Städte auf der ganzen Welt fast nur noch Wechselstromanlagen. Der Ruhm jedoch gehört dem anderen:
1907
Denn 1907, als eine Panik die New Yorker Börse erfasst, muss Westinghouse die Kontrolle über seine "Electric & Manufacturing Company" abgeben. Der Mann, der mit Wechselstrom die USA erleuchtet hat, wird von Investoren aus seinem eigenen Unternehmen gedrängt und fast vergessen.
Der im technischen Wettbewerb unterlegene Thomas Edison produziert noch bis 1928 Gleichstrom. Für viele gilt er bis heute als größter Erfinder aller Zeiten.

mehr bei uns zum Thema "Stromkrieg" im Kalenderblatt:
Zum 70. Todestag des Erfinders Nikola Tesla

Autor dieser Webseite: Uwe Schütz