Sexueller Missbrauch
Weißes Kreuz: In Gemeinden finden sich viele Täter
und Opfer sexuellen Missbrauchs
21.04.2010: In christlichen
Gemeinden finden sich viele Täter und Opfer sexuellen Missbrauchs.
Darauf hat der Geschäftsführer beim evangelischen Fachverband
für Sexualethik und Seelsorge Weißes Kreuz,
Rolf Trauernicht (Kassel), in einem Interview mit ERF Medien (Wetzlar)
hingewiesen.
Gerade in Gruppen, Gemeinden,
Kirchen und Institutionen gebe es einerseits häufig Menschen,
die sich stark ehrenamtlich engagieren, aber es schwer haben, Hilfe
und Zuwendung anderer anzunehmen. Sie seien besonders gefährdet,
sexuellen Missbrauch zu begehen. Andererseits fänden sich in
kirchlichen Gruppen viele Hilfsbedürftige, die leicht zu Opfern
werden könnten.
Sexuell Missbrauchte fühlten sich vielfach nicht als Opfer
sondern als Täter
Sexuell Missbrauchte
fühlten sich vielfach nicht als Opfer sondern als Täter,
weil sie es zugelassen und sich nicht dagegen gewehrt haben. Dieses
Schuldigfühlen begleite viele Opfer ein Leben lang, so Trauernicht
in der Sondersendung zum Thema Sexueller Missbrauch,
die der ERF über Radio, Fernsehen und Internet gleichzeitig
ausgestrahlt hat.
Da drei von vier Missbrauchsfällen
in der Familie stattfinden, sei es schwierig, Missbrauch zu erkennen
und zur Anzeige zu bringen. Die Opfer trauten sich nicht gegen Familienangehörige
auszusagen. Die Dunkelziffer des sexuellen Missbrauchs liegen nach
Angaben des Fachmanns um das 10 bis 20-fache höher als die
bekannten Fälle.
Das Weiße Kreuz
unterhält über 100 Beratungsstellen in Deutschland, vor
allem zu Ehe- und Familienfragen.
Mitarbeiter der Gemeindejugendwerks lernen: 1 zu 1-Situation
vermeiden
Der Leiter des Gemeindejugendwerkes
(GjW) im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Pastor Christian
Rommert (Elstal bei Berlin), sagte, sein Jugendwerk bereite Mitarbeiter
darauf vor, im Umgang mit jungen Menschen Vorsicht walten zu lassen.
Mitarbeiter sollen 1 zu 1-Situation vermeiden und sich
beispielsweise nicht mit einem Kind alleine in einem Zelt aufhalten.
Sexueller Missbrauch
fängt nach Rommerts Angaben da an, wo ein Erwachsener im Kopf
etwas anderes denkt, als das Kind mit seinen Gesten gemeint habe.
Das GJW hat eine Handreichung zum Thema veröffentlicht. Rommert
plädierte für präventive Maßnahmen wie Aufklärung
der Kinder. Christliche Gruppen könnten eine Kultur entwickeln,
die Missbrauch verhindert, in dem sie Kinder stark machen. Als Beispiel
nannte er ein Lagerparlament bei Freizeiten, in dem
die Kinder äußern können, was gut und was schlecht
ist.
Missbrauch beginnt da, wo die Schamgrenze eines Kindes überschritten
wird
Wo die Schamgrenze
eines Kindes überschritten wird, da beginnt der Missbrauch,
die Gewalt, so die Pressesprecherin des Christlichen Vereins
Junger Menschen - CVJM-Gesamtverband, Maren Kockskämper (Kassel).
Im CVJM wurden seit 2001 zwei Arbeitshilfen zum Thema sexuelle Gewalt
herausgegeben. Bestandteile der 2009 im Evangelisches Jugendwerk
Württemberg (ejw), einem Mitgliedsverband des deutschen CVJM,
erschienenen Praxishilfe Menschenskinder, ihr seid stark!
sind Grundinformationen, Krisenpläne, Programm-Ideen für
Mitarbeiter in Mädchen- und Jungengruppen sowie Entwürfe
für Teamsitzungen und Seminare. Frau Kockskämper sprach
sich dafür aus, Mitarbeiter zum Thema sexueller Missbrauch
zu schulen.
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Quelle: Presseinfo von
ERF Medien vom 21.04.2010
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