AREF-Startseite

AREF-News

„Algerien ist das Land des Islam! Geht woanders beten"

Algerien: Muslime verhinderten Weihnachtsgottesdienst

05.01.2010: Rund 50 Demonstranten versperrten am 26. Dezember 2009 die Türen zur Tafat-Kirche in Tizi-Ouzou (Kabylei), etwa 100 Kilometer östlich von algerischen Hauptstadt Algier. Besucher wurden daran gehindert, in die Kirche zu gehen. Die Demonstranten hielten sich bis zum 28. Dezember vor der Kirche auf. Zudem wurde in das Gebäude eingebrochen und Mikrofone und Lautsprecher gestohlen. Am 30. Dezember wurde die Stromzufuhr gekappt.

Es sollte das erste Weihnachtsfest in der Kirche werden

Zu der vor fünf Jahren gegründeten evangelischen Gemeinde gehören viele ehemalige Muslime. Bis vorigen November versammelte sich die Gemeinde in einem gemieteten Gebäude. Das wurde für die fast 350 Gottesdienstbesucher zu eng. Über die Eröffnung einer neuen Kirche und die vielen Besucher seien die muslimischen Anwohner verärgert, hieß es in einem Bericht in der Zeitung „El Watan“. Sie würden befürchten, dass Jugendliche mit finanziellen Anreizen in die Kirche gelockt werden. Berichten zufolge wurde der Pastor der Gemeinde, Mustafa Krireche, mit dem Tode bedroht.

Christen unerwünscht

Anwohner haben einige Wochen zuvor eine Petition gegen den Bau dieser Kirche unterzeichnet, berichtete der Informationsdienst Compass Direct. „Algerien ist das Land des Islam! Geht woanders beten", so Demonstranten. Die Kirche sei eine Beleidigung für Muslime. „Wir werden nicht zulassen, dass sie ihren Glauben ausüben, selbst wenn sie die Genehmigung dafür haben. Es gibt eine Moschee für diejenigen, die zu Gott beten wollen", so ein Muslim.

Wachsende Zahl der Muslime, die Christen werden, ist für Muslime wie Verrat

Youssef Ourahmane, ein algerischer Gemeindeleiter, sieht hinter den Protesten das Werk von Islamisten und möglicherweise auch eine neue Taktik der Regierung, um die Kirche nicht selbst zwangsweise schließen zu müssen. Die wachsende Zahl von Muslimen, die Christen wurden, sei für die muslimische Gemeinschaft wie ein Verrat, erklärte Ourahmane. Nach inoffiziellen Schätzungen sollen in Algerien 12 000 bis 40 000 Christen leben. Christliche Leiter glauben jedoch, dass die Zahl bei 65 000 liegen könnte. In der Kabylei, wo die meisten algerischen Christen leben, gibt es laut Ourahmane etwa 64 Kirchen sowie Hausgemeinden.

Algerien unter den Top 20 der Länder, wo Christen am stärksten verfolgt werden

Neben Saudi Arabien, dem Iran, dem Irak, Afghanistan, Pakistan, Somalia und Indien gehört Algerien zu den Ländern, wo sich Situation für Christen verschlechtert hat. Algerien rangiert im Weltverfolgungsindex von Open Doors, der Liste der Länder, wo Christen am stärksten verfolgt werden, auf Platz 19 (www.opendoors-de.org).

Im Jahr 2008 wurden viele Kirchen in Algerien angewiesen, zu schließen. Mindestens zehn Christen wurden verhört und mehrere wurden zu Haftstrafen auf Bewährung oder zu Geldstrafen verurteilt. Dies wird als Versuch der Behörden gewertet, Muslime, die Christen wurden, zur Rückkehr zum Islam zu bringen. Christliche Leiter glauben, dass die Zunahme der Verfolgung nicht daher rührt, dass der Islamismus wächst, sondern dass die Zahl der Konvertiten aus dem Islam zum Christentum steigt.

Islam ist laut Verfassung in Algerien Staatsreligion

Die Verfassung erklärt den Islam zur Staatsreligion und verbietet religiösen Organisationen jede Aktivität, die den Lehren und Moralvorstellungen des Islam entgegensteht. Ein im September 2006 in Kraft getretenes Anti-Missionsgesetz beschränkt die Ausübung nicht-islamischer Religionen, indem etwa öffentliche religiöse Versammlungen wie Gottesdienste verboten werden. Organisierte christliche Gruppen müssen sich bei der Regierung registrieren lassen und die Einfuhr von christlicher Literatur wird kontrolliert. Das Gesetz gibt der Regierung das Recht, alle Aspekte kirchlicher Praxis zu regulieren. Es verbietet Handlungen, die einen Muslim zum Übertritt zu einer anderen Religion bringen könnten. Da fast alle algerischen Christen Konvertiten aus dem Islam sind, würde das bedeuten, dass alle Kirchen gesetzeswidrig wären. Im vergangenen Jahr erhielten 26 Kirchen die Schließungsanweisung. Besonders in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres gab es Medienkampagnen gegen Christen bzw. Kirchen; in Berichten in bekannten algerischen Zeitungen zeigt man sich besorgt über das Wachstum der Kirche. Das harte Vorgehen der Regierung schien sich in der zweiten Jahreshälfte zu entspannen.

Quelle: Info von Open Doors vom 05.01.10 / Compass Direct

 

mehr bei uns: