Schuldenschnitt - Potential für das Wort des Jahres
Schuldenschnitt
hat durchaus das Potenzial zum Wort des Jahres, oder zum Unwort des Jahrzehnts
zu werden. Mancher wird sich so etwas wünschen: die Hypothek für
das Haus ist plötzlich getilgt, die Ratenzahlungen für das Auto
fallen weg, die SCHUFA-Einträge sind gelöscht - auch die Steuerschuld
des vergangenen Jahres.
Um Beträge, wie
sie bei Griechenland offen sind, geht es dabei nicht - doch auch hier
wird ein Schuldenschnitt als Option ernsthaft diskutiert. Das klingt schon
gut: 80 Milliarden Schulden werden erlassen, dann könnten vorgesehene
Hilfsgelder in den Aufbau der Wirtschaft und der staatlichen Strukturen
gehen, das Land käme aus dem Tal der Tränen heraus und würde
ein starker Partner in Europa. Wir Deutschen, als die größten
Nettozahler, wären in Griechenland dankbar begrüßte Besucher.
Mit wie viel möchtest du dich daran beteiligen? Irgendwie habe ich
gelesen, 700 Euro kämen auf jeden Deutschen, und über die Steuerfinanzierung
würde es ja auch jeden irgendwie treffen, und würde irgendwie
gerecht verteilt.
Manche könnten
da wesentlich höher einsteigen. Mit dem Barvermögen von Apple,
Facebook, Google und einigen anderen könnte die Schuld auf einen
Schlag beglichen werden. Es bliebe die Frage nach dem Vertrauen: wie wird
ein Staat, der so gewirtschaftet hat, dass die Schulden sich anhäuften,
wie wird der wirtschaften in Zukunft? Verständlich, dass die Gläubiger
gewisse Sicherheiten verlangen. Schließlich müssen ja andere
auf diese 80 Milliarden verzichten.
Keine Angst, wir wollen
uns nicht einmischen in die Diskussionen von Leuten mit einigem Durchblick,
auch keine gut gemeinten laienhaften Vorschläge machen - doch Schuld,
Schuldenerlass und Schuldvergebung sind Themen, die da nahe liegen, nicht
nur auf dem Gebiet der Finanzen.
Auch das mit der Dankbarkeit
könnte sich als Illusion erweisen. An ein Zitat erinnere ich mich
(es könnte von Machiavelli stammen): wenn du jemand viel und
lange hilfst, schaffst du dir einen heimlichen, erbitterten Feind".
Verständlich, denn das Selbstwertgefühl wird durch Hilfsbedürftigkeit
angegriffen und das muss verteidigt werden.
Stellt euch vor, deutsche
Touristen würden sich in Griechenland als Retter aus einer von den
Griechen selbst verschuldeten Notlage aufspielen - schon die Andeutung
wäre gefährlich. Noch dazu wird man kaum denen begegnen, die
mit Schuld sind an der Entwicklung, durch die Gier, mit der sie sich selbst
bereichert haben.
Es drängt sich
der Eindruck auf, man kann es nur so oder so falsch machen - auch die
Äußerungen in Twitter, Facebook und anderen zeigen, wie weit
die Meinungen und Standpunkte voneinander entfernt sind, und wie viel
Unvernunft da zu Wort kommt.
Alte Probleme in moderner Gestalt
Man könnte annehmen,
das sind moderne Probleme, in Zeiten der globalisierten, wuchernden Finanzstrukturen
und blitzartigen Finanzströmungen, der weltweiten Konkurrenzsituationen,
der rasanten technischen Entwicklung. Es sind die alten, die uralten Probleme
in moderner Gestalt, mit gewachsen im Wachstum der technischen und gesellschaftlichen
Möglichkeiten.
Doch erst einmal Musik.
Wir brauchen uns nicht
durch Bibliotheken und Museen zu arbeiten, um ein Bild von früheren
Zeiten zu bekommen Filmemacher haben uns die Arbeit abgenommen
und nehmen uns mit in vergangene Welten.
Wir können leicht folgen, denn da agieren Menschen wie wir, Arme
und Reiche, Unterdrückte und Mächtige, Verlierer und Sieger,
Gute und Böse durcheinander, miteinander gegeneinander - meist
viel weniger geregelt und oft viel brutaler als heute.
Im alten Ägypten
Und schon sehr früh
erkannten die Menschen, dass Reichtum, Macht und Siege oft mit Schuld
verbunden sind - und diese Schuld mit dem Tod nicht einfach gelöscht
sein kann. Gegenüber altägyptischen Totenbüchern wirken
katholische Beichtlisten wahrscheinlich spärlich. Vor 42 Richtern
muss der Gestorbene im Jenseits sich verantworten. - Jeder der Götter
war für eine bestimmte Sünde zuständig, und auf 5 m langen
Papyrusstreifen waren die Antworten geschrieben (in Hieroglyphen): Ich
habe nicht geraubt", ich war nicht habgierig", ich
habe keine Lüge ausgesprochen", war nicht nachlässig",
nicht geschwätzig", habe mit keiner verheirateten
Frau geschlafen 42 mal - und jede Gottheit musste mit ihrem
korrekten kompletten Namen angesprochen werden. Zum Glück wurden
die Antworten nicht überprüft.
Im alten Israel
Die Zehn Gebote sind
dagegen wohl knapp - doch die sind ja für die Lebenden geschrieben,
und sie stammen von dem einen allwissenden Gott, vor dem niemand lügen
kann und der nichts vergisst. Da sammelte sich einiges an im Lauf des
Jahres und des Lebens - aufgeschrieben in dem großen Buch im Himmel
(wahrscheinlich ist das Big Data von Google und NSA dagegen ein Spielzeug;
und gegenüber dem Schuldberg der da aufgehäuft ist sind die
Schulden Griechenlands Peanuts).
Und so, wie in Griechenland eine Unzahl von einzelnen Steuersünden
(kleinen und großen), von korrupten Geschäften, von lässiger
bis fahrlässiger Geschäftsführung, und, und, und, sich
aufgetürmt hat zu dem gewaltigen Berg (oder, wie die vielen einzelnen
Vergehen, Unterlassungen, Zustimmungen um eines Vorteils willen, und,
und, und, in unserem Volk das Ungeheuerliche in unserer Geschichte hervorgebracht
haben) - so wuchs schon damals in Israel die Schuld der Einzelnen zur
schlimmen Schuld des Volkes, das Volk Gottes" sein sollte,
ja, das Volk Gottes war und ist.
Doch hinter diesem himmlischen Sündenregister" stand (und
steht) das Angebot des Schuldenschnitts - für jeden Einzelnen und
für das ganze Volk.
Wer erkennt, dass
er schuldig geworden ist durch Trieb oder Versuchung, durch Angst
oder aus Wut, durch Gier oder durch Fahrlässigkeit oder was auch
immer - der darf, der soll umkehren, sich auf den Weg machen, zur Mitte
im Alten Testament zum Tempel durch ein Opfer seine Hilfsbedürftigkeit,
die Notwendigkeit der Vergebung, bekennen und ihm wird vergeben".
Europa meint, ein
vierter Rettungsversuch wäre kaum noch möglich Gottes
Vergebung hört nie auf, auch nach dem tausendsten Rückfall (wenn
denn echte Buße so oft möglich ist). Für das ganze jüdische
Volk, wenn es Buße tut, ist einmal im Jahr der Schuldenschnitt angeboten,
zum Jom Kipur dem großen Versöhnungstag. Es ist auch
heute noch der ernsthafteste jüdische Feiertag.
Musik
Bünde, die gebrochen wurden
Noch einmal ein Blick
nach Griechenland. Vor 14 Jahren hatte es sich in den Euro-Bund hineingemogelt
- seit 5 Jahren wird seine Hilfsbedürftigkeit sichtbar - und wird
ihm immer wieder Hilfe gewährt - wodurch seine Schuldenkonto wächst.
Es wurden zuletzt
echte Bußzeichen erwartet, doch sie kamen nicht.
1.200 Jahre war vor
unserer Zeitrechnung hat Gott seinen Bund geschlossen mit den Kindern
Israel, die er aus Ägypten befreit hatte - der war noch nicht ganz
besiegelt, da wurde er schon gebrochen mit dem Tanz ums goldene Kalb.
Das war das erste Mal - und dann ging es weiter, immer wieder - 600 Jahre,
und immer wieder gab es einen Neuanfang - bis zur Katastrophe der babylonischen
Gefangenschaft. Jerusalem und der Tempel waren zerstört.
Doch nun traten Propheten
auf, die einen endgültigen Neuanfang versprachen, die Ankunft des
Messias und den Anbruch des Gottesreiches. Wenn
deine Sünden blutrot wären, sollen sie doch weiß wie Schnee
werden verspricht Gott durch den Propheten Jesaja.
Gibt es eine Lösung?
Noch einmal fast 600
Jahre hat Gott Geduld - dann ist die Erwartung des Gottesreiches und die
Hoffnung auf den Messias so lebendig, dass ein wirklicher Neuanfang geschenkt
wird. Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn.
Jesus kam, um
Sünder selig zu machen. Für alle Schuld ist er das Sündopfer
- auch für meine und deine, für vergangene und die zukünftige
- totaler Schuldenschnitt, geschenkt, ohne Troika, ohne Auflagen, ohne
Kontrollen - für alle die es nötig haben und es annehmen.
Warum?"
Ist da die Frage. Aus Liebe! Und wozu?" Damit wir
frei als ERLÖSTE leben können! Frei von Schuld der Vergangenheit
und ohne Angst vor möglicher Schuld in der Zukunft. Damit wir als
Geliebte lieben können.
Der Traum des Sozialismus war der Kommunismus, in dem gelten sollte: Jeder
nach seinen Möglichkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.
Wie selbstverständlich lebten die ersten Christen in Jerusalem so
- das ging natürlich nicht lange. Hätte es die Christenverfolgung
und die Zerstörung Jerusalems nicht beendet, wäre es an den
Sachzwängen gescheitert - doch sollte dieser Traum lebendig bleiben.
Liebe und Vergebung wecken ihn immer wieder hier und da zum Leben.
Ich glaube, da kommt Gottes Reich in die Welt, in unser Leben.
Dr. Hans Frisch
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