Teil 2 gesendet am 13.10.2002 von Dr. Hans Frisch |
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Und
an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn. Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. |
Inhalt: ... Jesus Christus |
Bei der Verteilung der Themen über das Glaubensbekenntnis, haben wir den
schwierigsten Teil bekommen.
Gottessohnschaft, Zeugung durch den Heiligen Geist, Jungfrauengeburt - und daran
glauben?
Zunächst erst mal: Nein!
"Ich glaube an Gott, den Vater" - so fing das Glaubensbekenntnis an; "und an Jesus Christus", so geht es hier weiter. Was dann folgt, sind biografische Daten dieses Jesus Christus - Herkunft, Empfängnis, Geburt. In den nächsten Sendungen dann Leiden und Sterben, die Zeit im Tod und die Auferstehung, die Himmelfahrt und die erwartete Wiederkehr - wobei schon alles in dem einen Satz enthalten ist - "den eingeborenen Sohn Gottes", ja, eigentlich schon in der Zeile davor: "an Jesus Christus".
... an Jesus Christus
Für uns klingt "Jesus Christus" wie ein Name - "Hans Frisch"
oder "Jobst-Bernd Krebs".
Übersetzer des Neuen Testaments, die deutlicher sind, sagen statt Christus,
"Messias"; sie übersetzen das griechische Wort wieder in seinen
hebräischen Ursprung. Damit heißt es dann: "An Jesus, den Messias",
und diese Übersetzung sperrt sich gegen Meinungen wie: "ich glaube
nicht an Jesus, sondern ich glaube wie Jesus"; "ich glaube Jesus,
seiner Botschaft, seinem Reden von Gott"; "ich glaube Jesus seinen
Gott" - und ähnlichen Versuchen, das "an Jesus glauben"
zu umgehen.
Wenn ich glaube, daß Jesus der Messias ist, dann ist es nicht entscheidend, was er gesagt und getan hat, sondern was er ist, was Gott mit ihm und durch ihn geschehen läßt und ob ich daran Anteil habe. "Ich glaube an Jesus Christus heißt dann: "ich glaube, daß Jesus der Messias ist, für mich". Und das Folgende berichtet dann, was Gott mit ihn geschehen ließ - für mich.
Nun bedarf vielleicht der jüdische Begriff "Messias" einer erklärenden Übersetzung. "Meschiach" - heißt "der Gesalbte", das war in Israel (wie im ganzen Orient) dasselbe wie bei uns "der Gekrönte" denn der neue König wurde durch eine Salbung mit kostbarsten duftenden Ölen zum Herrscher geweiht. Der erste König in Israel war zwar Saul, aber der größte war David, der ihm folgte.
Im zweiten Psalm sind zwei Sätze bewahrt, die das Wesen der Salbung des Königs - des Messias - offenbaren: Der Ausspruch Gottes "ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion" und, der König sagt: "Er hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt".
Bei der Salbung wird der König "Sohn Gottes" - das war nicht
nur in Israel so, sondern im Orient durchaus üblich.
Aus den Verheißungen an David, daß ein großer Nachkomme auf
seinem Thron sitzen wird und die Völker sich zum Gott Israels wenden, wurde
die Hoffnung auf einen Messias, einen Sohn Davids mit dem das Reich Gottes anbrechen
wird.
( Musik )
"Jesus ist der Messias", das war die frühe Botschaft der Christen an ihre jüdischen Brüder - und die ersten Christen waren Juden, die das glaubten, die an den Messias Jesus glaubten. Mit der Ausbreitung des Christentums im griechischen Raum verblaßte dieses Wissen, und aus dem "Messias", dem "Gesalbten", wurde in der griechische Übersetzung der "Christos" - der dann als "Christus" ins lateinische Glaubensbekenntnis, ins Credo kam.
Nur wenigen wird beim Aussprechen des Satzes "und an Jesus Christus" diese geschichtliche Herkunft und Bedeutung bewußt sein. Wohl aber den Christen, die damals auf dieses Bekenntnis getauft wurden. Sie hatten ein Jahr lang Taufunterricht und wußten, was sie sagten bei dieser klaren Zusammenfassung des Gelernten.
... eingeborenen Sohn
Auch für die frühen griechischen Christen ist wohl die folgende Aussage vom "eingeborenen Sohn Gottes" nicht problematisch gewesen, wimmelte es doch in der griechischen Mythologie von Gottessöhnen die Menschenmütter hatten. Zur Entstehungszeit des Credo im römischen Raum war das schon schwieriger. Schon 200 Jahr früher hatte der Bischof Arianus da seine Probleme so gelöst, daß er sagte: "Jesus ist als Mensch geboren, aber Gott hatte ihn auserwählt, mehr als jeden anderen Menschen" - was zum großen Streit wurde. Der Kaiser Konstantin selbst bestand darauf, daß beim Konzil in Nicea eine Lösung gefunden wurde. Die bestand darin, das Arianus als Ketzer verbannt wurde. In dem dort formulierten "niceanischen" Glaubensbekenntnis wurde dann auch ausdrücklich betont, daß Jesus "göttlicher Natur" ist - was immer man sich darunter vorstellen kann.
Keine Angst, der Streit soll hier nicht neu eröffnet werden. Aber der "eingeborene Sohn" verdient Aufmerksamkeit - es könnte hier der Schwerpunkt und Mittelpunkt des Glaubensbekenntnisses und des Glaubens liegen. Wenn mit diesem Kind der verheißene Messias geboren wird - dann sind die Verheißungen des Alten Testaments ans Ziel gekommen. Dann ist das, was mit diesem Messias geschieht das abschließende Handeln Gottes zum Heil der Menschen, denn Jesus ist Gottes EINZIGER Sohn, er hat nichts mehr in Reserve. Es ist tatsächlich so, als wäre Gott selbst Mensch geworden, denn er hat nichts zurückbehalten, was für Menschen sonst noch Bedeutung hätte.
Jesus hat es selbst so gesagt: "Wer mich sieht, sieht den Vater; ich und
der Vater sind eins".
Dieser einzigartige Sohn Gottes hat nicht seine Predigt und seine Botschaft
abgeliefert und sich verabschiedet - er ist gestorben, weil seine Person, weil
er selbst die Botschaft Gottes ist - er, der lebte und er der starb. Das wird
das Thema am nächsten Sonntag sein.
( Musik )
"Ich glaube an Jesus, den Messias, der auf einzigartige Weise Gottes einziger Sohn ist. Als Gott diesen Sohn den Menschen gab, hatte er nichts mehr zurückbehalten" - so würde ich das Bisherige zusammenfassen, und könnte auf Verständnis hoffen.
Empfangen durch den heiligen Geist
Empfangen durch den heiligen Geist", geboren von der Jungfrau Maria" - so geht es weiter. Wir müssen zugeben, daß eine Befruchtung durch den heiligen Geist biologisch -medizinisch bei unserer heutigen Kenntnis der Genetik kaum vorstellbar ist. Doch es steht nicht da: "Gezeugt durch den Geist", sondern "Empfangen durch den Geist".
Die alten Künstler haben das gewußt: Bei den Bildern von der Verkündigung des Engels an Maria, da ist immer das Buch, das Alte Testament dabei, aus dem die Verheißung stammt. Der Geist Gottes schwebt als Taube herab und Maria wendet ihm das Ohr zu - in manchen Darstellungen wutscht der kleine Jesus ihr ins Ohr. Denn, es ist die Verheißung, die Botschaft, "das Wort" sagt Johannes, wodurch Jesus der Messias gezeugt wurde - wie immer der biologische Ablauf sonst war. Ohne die aufgenommene und angenommene Botschaft wäre aus dem Kind Jesus nie der Christus geworden - und wie könnte das anders beschrieben werden als mit "Geist", und zwar "Heiligem Geist.
Mancher mag in seinem Leben Momente erlebt haben, die für ihn heilig sind. Ich erinnere mich ganz lebendig daran, als im Hörsaal in Berlin eine Entbindung vorgeführt wurde. Die einzelnen Phasen der Geburt wurden von dem Professor erklärt, es lief alles ab wie im Lehrbuch - und plötzlich schrie da ein Kind, wo eben nur Vorlesung war - im Hörsaal war eine Stille, als ob alle den Atem anhielten. Nie mehr habe ich das bei einer Entbindung so unmittelbar erlebt. Doch, ähnlich war das Empfinden, als unsere kleine Tochter mich das erste Mal aus dem Kinderwagen anlächelte - es war wie ein Sonnenaufgang. Ohne Zögern nenne ich das "heilig" - und die Situationen haben etwas "Jungfräuliches" an sich.
... geboren von der Jungfrau Maria
Ganz ähnlich ist mein Empfinden, wenn ich mir Maria vorstelle - eine junge Frau, eigentlich noch ein Mädchen, dem klar wird: "Ich werde Mutter. Gott selbst schenkt mir dieses Kind, mit dem das Reich Gottes kommen wird - das Reich, auf das seit David unser Volk so sehr wartet". Eine solche Botschaft konnte nur in einer "jungfräulichen" Seele Eingang finden, und das war sicher ein heiliger Moment, als Maria ihr JA sagte: "Mir geschehe, wie du gesagt hast". Wenn der heilige Geist in Menschenherzen und Menschenhirnen wirkt, dann war er hier am Werk!
Und wie kann das kürzer und präziser ausgesprochen werden als im Credo: "Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria."
Wir hätten weniger Schwierigkeiten, wenn die Schreiber der Evangelien besser Hebräisch gekonnt hätten - dann hätten sie die Verheißung des Jesaja: "Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären" nicht in der griechischen Übersetzung gelesen und zitiert sondern im Originaltext: "Siehe, eine junge Frau...".
Es hätte an dem weiteren Verlauf nichts geändert, wohl aber manche Zuspitzung in der Kirchengeschichte und in mancher Diskussion verhindert. Gemessen an dem, was mit Jesus, dem Sohn Marias geschehen ist und was uns durch ihn geschenkt ist, spielt das kaum eine Rolle.
..., unsern Herrn
Etwas haben wir unterschlagen: Nach "seinem eingeborenen Sohn" folgt
"unsern Herrn".
Es gibt ein Buch, in dem man Bibelstellen zu bestimmten Worten finden kann,
die Konkordanz. Da sind fünf Seiten zweispaltig eng bedruckt mit Hinweisen
auf "HERR" für Gott, nur eine Spalte für "Herr"
im allgemeinen. Ohne Bruch wird der HERR im Alten Testament ins Neue Testament
für Jesus übernommen.
Welche Revolution das damals war, als Unterdrückte, Knechte und Sklaven
sich auf diesen Herrn beriefen als Autorität weit über denen, die
sie beherrschten, unterdrückten und ausbeuteten, das können wir kaum
noch ermessen. Was für eine Gemeinschaft gestiftet wurde, wenn Sklaven
und ihre Besitzer an den gleichen Herrn glaubten, das können wir auch heute
ahnen, wenn wir Gemeinschaft haben im Namen Jesu, unseres Herrn. Ich hoffe,
daß dieser oder jener auch über den Sender und Empfänger des
Radios jetzt etwas davon spürt.
mehr bei uns :
Teil 3
Das Glaubensbekenntnis im Wortlaut