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Mose, sei hartnäckig

gesendet am 11. Juli 1999
von Dr. Hans Frisch
 

Da müßte eigentlich von Gott geredet werden, von seiner hartnäckigen Liebe zu dem Volk Israel. Aber das wäre doch etwas zu hoch gegriffen und auch zu viel für eine Sendung.

Wenn nicht Gott selbst, dann einen seiner Freunde - das ist immer noch hoch genug. Ich habe den Film "Prinz von Ägypten" nicht gesehen, aber die Geschichte von Mose habe ich noch einmal durchgelesen.

Ist euch das auch schon einmal aufgefallen: Im Rundfunk und Fernsehen haben recht viele der wirklich guten Sprecher einen leichten Sprachfehler. Wahrscheinlich haben sie in ihrer Jugend hartnäckig trainiert und dadurch der Sprache eine große Aufmerksamkeit geschenkt - mit entsprechendem Erfolg. Mose hatte auch einen Sprachfehler - "Ich habe eine schwere Zunge" sagt er zu Gott als dieser ihn zum Pharao nach Ägypten senden will. Das war am brennenden Dornbusch, wo er seine Berufung bekam.

Bis dahin war Mose verwöhnt (als ägyptischer Prinz), impulsiv - bis zum Totschlag eines ägyptischen Aufsehers, der hatte einen der Israeliten geschlagen - feige, als er die Entdeckung dieser Tat fürchtete und dann geduldig, als Schafhirte bei dem Wüstenpriester Jetro auf dem Sinai. Auch als er die Berufung bekam, wollte er sich rausreden, mit einer schweren Zunge - doch sein Bruder Aaron sollte den Part des Sprechers übernehmen. Und so machte er sich auf und blieb hartnäckig dabei - bis zum Ziel.

Vor einigen Jahren war eine Ägyptenausstellung in München. Imposant die große Statue von RamsesII - aus rotem Granit. Nur mit Lendenschurz bekleidet und mit einem Zepter in der Hand strahlte dieser Herrscher eine ruhige und absolute Autorität aus. Und vor den trat Mose und stotterte; "Laß mein Volk ziehen." - Aber Aaron war ja der Sprecher.

Natürlich half das auch nichts. Aber hier fing Moses Hartnäckigkeit schon an: Mit Zaubertricks war dem Pharao nicht zu imponieren, die konnten seine Magier auch. Da kam eine Plage nach der anderen - jedesmal versprach der Pharao die Genehmigung zum Zug in die Wüste, wenn Mose die Plage beendet - und jedesmal die Genehmigung nicht gegeben.

Der Nil wurde rot wie Blut, Stechmückenschwärme, danach Stechfliegen quälten die Menschen, eine unvorstellbare Invasion von Fröschen, eine Viehseuche und eine Pockenepidemie, ein alles zerstörender Hagel, Heuschrecken und eine tagelange Finsternis - immer das gleiche Spiel des Pharao, dann kam die zehnte Plage: Alle Erstgeborenen Ägyptens starben - bei Mensch und Vieh - in einer Nacht. Danach hatte der Pharao es eilig, das Volk loszuwerden.

Wer den Film gesehen hat (oder die Geschichte kennt), der weiß, auch hier wollten die Ägypter noch einmal ihre Zusage zurücknehmen und den Zug der 600 000 zurückholen. Aber irgendwie war da eine extreme Ebbe im Roten Meer, als die Israeliten durchzogen und in der zurückkehrenden Flut ertrank das ägyptische Heer.

Moses stimmte ein Loblied an auf seinen Gott, der alles so eingerichtet hatte. Wenn er gewußt hätte, was ihn danach erwartet ! Aber genau das war es, was seine Hartnäckigkeit verlangte - und er hatte sie.

Musik

Mit Hartnäckigkeit hatte Mose den Widerstand des Pharao überwunden - nach jeden zurückgenommenen Versprechen eine neue Plage. "Nun ja" wirst Du vielleicht sagen, "er handelte ja als Angestellter. Gott hat ihm ja jedesmal den Auftrag gegeben."

Versuch es doch einmal: wenn Du merkst, hier will Gott jetzt von mir, das soll ich tun! Und, obwohl es unvernünftig, waghalsig oder sogar gefährlich erscheint - Du tust es. Wenn dann die Folgen bestätigen: "Das war es!" dann wirst Du das nächste Mal noch zuversichtlicher. Aber zehnmal in Serie, und so unmögliche Dinge im Glauben ankündigen wie Stechfliegen und Frösche - das ist schon ein hartnäckiger Glaube.

Wie gesagt, den brauchte er auch. Kaum waren sie den Ägyptern entkommen, da ging es schon los: Zum essen hatte man ja noch genug Matzen. Wer die einmal von jüdischen Freunden oder in Israel bekommen hat, der weiß, wie lange sich dieses ungesäuerte Brot hält. Meist wird es nicht so bald aufgegessen. Aber Wasser! Endlich, nach drei Tagen kommt eine Oase in Sicht. Alles läuft schneller, Menschen und Vieh. Aber - das Wasser ist bitter, ungenießbar. "Was sollen wir trinken?" liegt das Volk Mose in den Ohren - als ob der nicht selbst Durst hätte. Und hier geht es los: "Mose schrie zum Herrn" - das wird er noch oft nötig haben. Er kannte die richtige Notruf-Telefonnummer: 5015. "Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten" steht in Psalm 50 Vers 15.

"Und der Herr zeigte ihm ein Holz" - das warf er ins Wasser, und es wurde süß.Weiß Gott, wie das geht - jedenfalls wurde der Durst gelöscht und die Situation war gerettet. Der Zug ging weiter. Zur Belohnung hatte die nächste Oase "Elim" zwölf starke Quellen. Hier erholte man sich erst einmal einen Monat. Wasser hatten sie genug, aber die Matzen waren aufgebraucht, und der Appetit auf Fleisch stellte sich ein.

"Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben als wir an den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen" murrt das Volk. Gott sandte Manna, wahrscheinlich ein nahrhaftes Baumharz, das nachts wie Tau aufs Land niederging und abends fielen Scharen von Wachteln ein - wahrscheinlich vom Flug ermattete Schwärme. Das war in der Wüste Sin.

In Raphidin, da fehlt es wieder an Wasser. "Warum hast du uns aus Ägypten geführt? Wir, unsere Kinder und unser Vieh verdursten!" jammern die Massen. Notruf 5015: "Was soll ich mit dem Volk tun, sie werden mich noch steinigen". Gott zeigt Mose eine Felswand am Berg Horeb, dort soll er mit seinem Wunderstab hinschlagen. Er tut es - und Wasser strömt. Das hat seine Autorität für eine Weile gestärkt. Auch als das Volk von einem Wüstenstamm angegriffen wird, bringt der Stab die Rettung - solange Mose ihn hoch hält hat der Feind keine Chance. Aaron muß ihm schließlich den Arm stützen, bis zum Sieg.

Dann kommt Besuch - sein Schwiegervater, der Wüstenpriester Jetro. Der organisiert den Laden: Oberführer über je 1000, Führer über 500, Unterführer über 50 und Hilfs-Sheriffs über je 10 werden eingesetzt, so, daß Mose sich nicht mehr um alles selbst kümmern muß. Das ist auch nötig, denn jetzt kommen die großen Sachen: Mose wird auf den Berg Horeb zitiert - dort verkündet Gott das Gesetz. Nicht nur die Zehn Gebote - 613 Einzelgebote sind es, die aus der Flüchtlingsmasse das heilige Volk Gottes machen sollen.

Vierzig Tage und Nächte ist Mose da oben - als er zurückkehrt, da tanzt das Volk um ein goldenes Kalb, ein Bild des orientalischen Gottes Baal. Sie hatten Mose und den Gott Israels schon abgeschrieben Auch Gott ist empört. "Das ist ein halsstarriges Volk, laß mich es vernichten und mit dir ein neues Volk beginnen." Mose widerspricht: "Tu das nicht! Die Ägypter werden dich sonst auslachen, weil du sie herausgeführt hast und nicht durchbringen kannst. Vergib ihnen ihre Sünde - wenn nicht, dann lösche auch mich aus deinem Buch."

Das ist hartnäckiger Glaube! Gott gibt nach, schenkt noch einmal die Tafeln und schließt einen Bund mit dem Volk, gibt Anweisung, wie das Heiligtum sein soll, in dem er bei dem Volk wohnen will - ein Tempel-Zelt, die Stiftshütte.

Musik

Was jetzt so kurz erzählt wurde, das hatte immerhin 1 Jahr gedauert. Der Bund mit Gott war geschlossen - aber geändert hatte sich nicht viel. "Wer gibt uns Fleisch, Fische, Kürbisse, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch - wie in Ägypten ?" weint das Volk. "Immer nur Manna!" Sie hatten ja recht - aber Mose hatte auch nichts anderes. Er klagt dem Chef: "Warum hast du die Last des ganzen Volkes auf mich gelegt? Habe ich es geboren, daß ich es tragen soll wie einen Säugling?"

Einen Monat lang schickt Gott Fleisch - Wachteln, Wachteln, Wachteln - bis sie Wachteln nicht mehr riechen können. Und ist's ein Wunder bei solchen Fleischmassen in der Wüste ohne Kühlschrank - eine Seuche bricht aus. Wahrscheinlich Salmonellen, die gab es damals schon.

Auch in der Familie gab es Ärger: Mirjam, die Schwester und Aaron regen sich auf, daß Mose eine Negerin geheiratet hat - und sie machen ihm die Führung streitig. Zur Strafe wird Mirjam von Lepra befallen. Mose schrie für sie zu Gott, "Sieben Tage soll sie sich schämen" ist die Antwort - und nach einer Woche ist sie geheilt von dieser unheilbaren Krankheit.

Dann werden Kundschafter ausgesandt in das verheißene gelobte Land. Sie kommen zurück , begeistert und verschreckt: "Es ist wirklich ein Land, wo Milch und Honig fließt - aber es ist nicht zu erobern. Riesenhafte Menschen leben dort in befestigten Städten." Nur Kaleb und Josua versuchen Mut zu verbreiten.

"Ach, wenn wir doch in Ägypten gestorben wären" schrie das Volk "wir sollten umkehren!" Und sie planen die Umkehr. Josua und Kaleb wollen sie steinigen. Die Feuersäule Gottes schreckt sie zurück, und Mose bekommt wieder das Angebot: "Laß mich sie vernichten und mit dir einen Neuanfang machen!" Und wieder warnt Mose Gott vor der Blamage "denk doch an das Gerede bei den Ägyptern und den anderen Völkern! Du hast gesagt: der Herr ist geduldig und von großer Güte und vergibt Missetat. Vergib nun diesem Volk."

"Ich habe vergeben" ist die Antwort, "aber nur Josua und Kaleb werden ins gelobte Land kommen. So lange wird euer Zug dauern, daß erst die nächste Generation ankommen wird." So kommt es, daß die Wüstenwanderung 40 Jahre dauerte - aber was heißt Wanderung? Da gab es Krieg und Streit, Hunger und Durst, Verschwörung und Strafgericht Immer wieder klingelte das Notruftelefon beim Chef - keine Angst, das erzähle ich nicht alles. Nur noch eins:

Wieder mal gab's kein Wasser und das Volk hadert. Mose bekommt Angst. Antwort von Gott: "Sprecht zu jenem Felsen dort vor den Augen des Volkes - und er wird Wasser geben." Aber Mose und Aaron sprechen zu dem Volk: "Hört ihr Ungehorsamen! Werden wir euch wohl Wasser bringen könne aus diesem Felsen?" Und Mose schlug mit seinem Wunderstab dagegen - da kam Wasser. "Und meine Autorität ist gesichert" wird Mose gedacht haben. Was jetzt geschieht, das wäre Thema für eine eigen Sendung über "Heiligkeit".

"Weil ihr nicht an mich geglaubt habt und mich nicht geheiligt habt vor den Kindern Israel, darum sollt ihr diese Gemeinde nicht in das Land der Verheißung bringen!" ist die unbarmherzige Antwort des barmherzigen Gottes - und Mose akzeptiert ohne Widerspruch. Durch dieses Opfer seines größten Wunsches, für dessen Erfüllung er hartnäckig und tapfer gekämpft hat - durch diese Opfer bestätigt er die absolute Heiligkeit des Gottes, der ihn berufen und geführt hat. Bis an das Ufer des Jordan, gegenüber von Jericho kann er das Volk noch führen, kann ihm noch seinen Segen geben und sein Vermächtnis, kann Josua zum Führer einsetzen für die Eroberung des Landes - dann steigt er auf einen hohen Berg, den Nebo, blickt über das Land der Verheißung und stirbt. Gott selbst hat ihn begraben, niemand weiß wo.

Hartnäckigkeit bei der Aneignung eines Berufes ist das Thema heute. Zum Glück können wir alle kleinere Brötchen backen als Mose. Für die meisten ist der Beruf mehr ein Job als eine Berufung - aber, mit 40 Jahren Berufserfahrung kann ich sagen: "Es lohnt sich, hartnäckig zu bleiben - auch wenn Durst und Hunger, Enttäuschung und Angst, Widerstände und Kampf kommen.

Zum Schluß zwei wichtige Empfehlungen:
Vergeßt nicht die Notrufnummer Psalm 50 Vers 15: "Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und Du sollst mich preisen"
Und: "Haltet hartnäckig fest, was euch heilig ist!"

Dr. Hans Frisch