gesendet am 22.09.2002 von Dr. Hans Frisch |
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Du hast die Wahl - immer !
Du kannst sitzen bleiben oder aufstehen,
du kannst rechts gehen oder links,
du kannst JA sagen oder NEIN - aber immer mußt du für das Gewählte
das Andere aufgeben.
Das klingt banal - aber es ist fundamental. Denn auch in der Natur beginnt alles mit einer Wahl: Die Symmetrie, wo noch alles geschehen kann, muß gebrochen werden, damit das Geschehen seinen Lauf nimmt. Schon damals, sofort nach dem Urknall ging es damit los.
Der Schöpfungsbericht der Bibel
drückt das so aus: Gott schied das Licht von der Finsternis.
Damit sind wir natürlich weit weg vom heutigen Wahlsonntag. Denn, was du
heute wählst, das kann ziemlich unwichtig sein, wenn es nicht mit dem übereinstimmt,
was die meisten wählen. Und selbst, wenn du auf der richtigen Seite bist,
ist noch nicht sicher, ob es die richtige Wahl ist, welche die Mehrheit getroffen
hat. Doch wird dich niemand zur Rechenschaft ziehen, wenn es falsch war - die
Wahl ist anonym, und die Folgen müssen von allen gemeinsam getragen werden.
Man kann eine Menge gegen diese Art der Wahl sagen - dass die sachkundige Stimme nicht mehr wiegt als die zufällige Entscheidung, dass Beeinflussung der Stimmung sich in der Zahl der Stimmen wiederfindet, das letztlich nur Argumente zählen die massentauglich sind, so dass starke Argumente von professionellen Eliten bedeutungslos werden. Doch, wir haben keine Wahl - es gibt keine bessere Ordnung als die Demokratie.
Anders sieht es in unserem persönlichen Leben aus. Die wichtigste Entscheidung: In welchem Land, von welchen Eltern mit welchem Geschlecht und mit welcher genetischen Ausstattung wir in die Welt gekommen sind, das wurde irgendwo irgendwie ohne uns entschieden. Wir wurden nicht mal gefragt: "Nimmst du die Wahl an?"
Ob wir mit Geschwistern oder als Einzelkind, auf dem Lande oder in der Stadt, mit Kindergarten oder ohne aufwachsen, ob wir möglichst früh oder etwas später eingeschult werden, ob wir gute oder weniger gute Lehrer bekommen, ob wir zum Lernen motiviert werden oder eher behindert - alles ist mit uns geschehen, ohne dass wir gefragt wurden. Und dann stehen wir da, wie wir geworden sind und müssen entscheiden, frei entscheiden: Welches Fach oder welchen Beruf wähle ich; mit wem lasse ich mich ein in Freundschaft und in Liebe; kämpfe ich um eine schwierige Beziehung oder breche ich sie; gebe ich meiner Bequemlichkeit nach oder strenge ich mich an, ein Ziel zu erreichen; und welches Ziel will ich erreichen?
Und jede freie Entscheidung ist
beeinflußt von Prägungen, Störungen und Beeinflussungen, die
mir widerfahren sind - einfach so.
Da gibt es Katastrophen, bei denen selbst Juristen einsehen, dass der Täter
auch Opfer ist. Und die Psychologen, in letzter Zeit sogar die Hirnforscher,
tun das ihre dazu, uns die Illusion der freien Entscheidung zu rauben. Jetzt
bin ich gespannt, ob wir aus der Sackgasse, in die unsere Überlegungen
geführt haben, wieder rauskommen.
( Musik )
"Du hast die Wahl - immer"
so fingen wir an. "Dich hat so viel geprägt, beeinflußt, gestört,
getrieben - Freie Wahl ist eine Illusion" da waren wir hingeraten. Natürlich
stimmt beides - irgendwie - obwohl eins das andere ausschließt. So entscheiden
wir uns für einen Beruf, aus freien Stücken, und merken zu spät,
dass wir uns den verhinderten Wunsch unserer Kindheit erfüllen wollten
und unsere Fähigkeiten ganz woanders liegen. So brechen wir aus einer Beziehung
oder aus einer Ehe - es ging nicht anders - und vielleicht macht uns der Psychotherapeut
irgendwann klar, dass wir die Ablösung von unserer Mutter nachholen mußten.
Und, Gott sei Dank, immer wieder treffen wir Entscheidungen, zu denen ihr stehen,
die richtig waren. Wir wählen ein Ziel - und freuen uns, wenn es erreicht
ist. Wir geraten in Beziehungen, die lebendig bleiben. Wenn so dein Leben ist
(zur Zeit), dann ist eigentlich alles klar, du kannst einen anderen Sender wählen.
Wir andern wollen noch etwas näher hinschauen.
Neulich kam ein Film im Fernsehen
"Mr. Bill".
Der Angestellte einer Werbefirma bleibt im Stau stecken, verpasst (und verpatzt
dann auch noch übers Handy) eine wichtige Sitzung mit Kunden, verliert
die Stelle und steht im Arbeitsamt an. Dort wird ihm einen Job angeboten: Für
ein Jahr Lehrer in einer Kaserne, für Rekruten, die Nachholbedarf an Allgemeinbildung
haben. Da hilft kein Sträuben und keine Ausrede mit Unfähigkeit.
Er steht vor acht Soldaten (dabei eine Soldatin), unmotivierte und auch ungezogene
junge Leute. Er hat keine Wahl, und hat auch kaum Möglichkeiten, da etwas
Vernünftiges zu tun. Natürlich findet der Film eine Lösung -
durch Zufall gerät die Klasse an Hamlet, das Drama von Shakespeare, Stoff
für einen Krimi und eine Horrorgeschichte. Dankbar und überrascht
ergreift Mr. Bill die Chance, dankbar und zunehmend begeistert steigen die jungen
Leute ein, und es kommt (natürlich) zum glücklichen Finale. Mr. Bill
und die Rekruten verlassen die Kaserne verändert, wie befreit, zuversichtlich.
Nun schreibt niemand für unsere verfahrene Situation ein Drehbuch mit Happyend, aber, es gibt kaum eine Lage in der nicht Chancen darauf warten, dass wir sie ergreifen. Da hat einer den Schulabschluß endgültig nicht geschafft, und merkt später, dass sein handwerklicher Beruf genau der Richtige ist. Da sind Beziehungen zerbrochen, und die Begegnung fürs Leben wurde erst dadurch möglich. Und mancher, der sich Eltern ausgesucht hatte, die ihm kaum Chancen bieten konnten, hat gerade dadurch seinen eigenen Weg gemacht.
Ein Freund erzählte mir von
seinem Weg: Als Malermeister hatte er früh die erfolgreiche Idee, mit standardisierten
Leuchtbuchstaben für Hotels, Gasthäuser und Ähnliches ins Geschäft
zukommen. Noch erfolgreicher wurde er, als er die erste Squash-Halle in Deutschland
baute und mit den Nachfolgeaufträgen in ganz Europa fast nicht nachkam
- besonders, als sein Geschäftspartner ihn betrog und er allein alles schaffen
mußte. Er war schließlich am Ende und wollte eigentlich Schluß
machen. Da hörte er bei einer Veranstaltung, dass mit Jesus ein neues Leben
möglich ist. Ohne zu wissen, auf was er sich einläßt, sprach
er zu Gott: "Nimm mein Leben, wenn du es willst". Er müßte
selbst erzählen, was geschah: Ein völlig neues, freies Leben. Und
dann mußte er ins Gefängnis, weil er für die Delikte seines
ehemaligen Partners in Haftung war.
"Das war die schönste Zeit meines Lebens" sagte er, ganz nüchtern
und überzeugend. "Dort war ich mit Menschen zusammen, die wissen wollten,
wie mich der Glaube gerettet hat, die mich brauchten, die mir vertrauten".
Er hat danach eine bessere, ruhigere und noch erfolgreichere Lösung in
seinem Beruf gefunden.
Da gibt es viele Geschichten, in denen das scheinbare Ende, die ausweglose Situation und die Katastrophe der Anfang wurde für etwas Neues.
( Musik )
Wer mich kennt und wer unsere Sendung kennt, der wird wissen, dass wir auf die Bibel zu sprechen kommen, ganz gleich wo wir starten. Von "Wahl" und "wählen" steht nicht viel da drinnen - und doch ist es Thema, vom Anfang bis ans Ende des Buches.
Als sich der Mensch entschied, vom Baum der Erkenntnis zu essen, hatte er die Freiheit von der Steuerung durch Instinkte gewählt. Als Kain voller Wut über seinen jüngeren Bruder war, da sagte Gott zu ihm: "Die Sünde lauert vor der Tür, du aber herrsche über sie". Kain wählte den Mord.
Am Ende seines Lebens spricht Mose zum Volk Israel, das er 40 Jahre durch die Wüste geführt hatte, bis zum gelobten Land: "Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben wählst". Sehr oft hat das Volk in seiner Geschichte die falsche Wahl getroffen.
Jesus wählte seine zwölf Jünger nicht aus dem Kreis der ganz Frommen und Gerechten. Er wählte die Gemeinschaft von Zöllnern und Sündern - und er wählte den Weg nach Jerusalem, obwohl (oder weil) er wusste, dass ihn dort der Tod am Kreuz erwartet. Er wollte sein Leben hingeben für uns.
Seitdem steht jedem frei, die Liebe und Gnade, die sich da offenbaren, anzunehmen oder abzulehnen. Ganz am Ende der Bibel steht die schöne Einladung: "Der Geist und die Braut sprechen komm. Und wen da dürstet, der komme und nehme Wasser des Lebens umsonst". Du hast die freie Wahl - ja oder nein zu sagen; zu kommen oder vorbei zu gehen.
Der Wahlkampf ist vorbei, und es wird sich heute zeigen, wer die Wahl gewinnt. Ich nehme an, dass es da nicht nur um Verantwortung, Einsatz für das Allgemeinwohl und Opferbereitschaft geht sondern sich der Gewinn auch auszahlt in Macht, Geld und Geltung. Und wir müssen die Regierung akzeptieren, ob Sie uns persönlich passt oder nicht.
Der Wahlsieg, den Jesus errungen hat mit seinem Opfer, den schenkt uns Gott - ob wir ihn akzeptieren oder nicht. Er hat sich völlig unserer Wahl ausgeliefert, und das ist eigentlich die einzige wirklich freie Wahl, die wir haben.
Ich habe mit JA gestimmt und stimme immer wieder mit JA zu der Liebe Gottes, die mir in Jesus begegnet - und die Wahlwerbung für diese Entscheidung, die ist auch am Wahlsonntag und jeden Tag danach erlaubt:
Du hast die Wahl - sag JA zu Jesus.