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Advent
gesendet am 14.12.03
von Dr. Hans Frisch
 

"Advent, Advent, ein Lichtlein brennt
erst eins, dann zwei, dann drei ....."

So weit sind wir schon in der Adventszeit - eigentlich wird es Zeit, einmal über Advent nachzudenken, nicht nur als Endspurt und auf Weihnachten hin. Mit den Missverständnissen und dem Missbrauch der Weihnachtsstimmung brauchen wir uns nicht zu beschäftigen - das geschieht hier und da zur Genüge. Was wirklich "Advent" bedeutet, danach wollen wir fragen.

Es fängt an beim Namen. "Advent" das heißt "Ankunft"! Wenn der Kaiser von Rom eine Provinz des römischen Weltreichs besuchte, dann wurde der "Adventus caesaris" vorbereitet in den Orten seiner Ankunft - es war eigentlich ein religiöses Fest und der Herrscher wurde begrüßt wie eine Erlöser, als Gottheit oder zumindest als Sohn der Gottheit.

Münzen wurden geprägt zur Erinnerung - oft mit dem Adventsschiff - denn zu vielen Provinzen ging die Fahrt über das Mittelmeer. "Es kommt ein Schiff geladen, bis an den höchsten Bord" so fängt ein schönes Adventslied an, in dem das Schiffsymbol der Münze übernommen wurde. Wir sehen, der Name "Advent" ist mit Bedeutung geladen, wie das Schiff im Lied. Die einzige Provinz, in der eine solche religiöse Begrüßung des Kaisers nicht denkbar war, ist Judäa - aber es ist kein Besuch eines römischen Kaisers in Jerusalem überliefert.

Und hier in Judäa müssen wir nach dem Ursprung des Advents suchen, um den es heute geht. Da war überhaupt keine Feststimmung - im Gegenteil! Das Land war besetzt von den Römern, und die holten aus ihren Provinzen alles das, was als Luxus und Pracht in Rom in Erscheinung trat. In wenigen Provinzen war der Widerstand so heftig wie in Judäa (mit Ausnahme von Asterix und Obelix natürlich)

Die Juden hielten sich für das auserwählte Volk Gottes. Sie hatten die Herrschaft der Griechen abgeschüttelt in einem großen Aufstand - und jetzt rumorte es: "Gott kann nicht länger zusehen, wie sein Volk von den Heiden beherrscht, unterdrückt und ausgebeutet wird. Jetzt muss er eingreifen und uns befreien. Es ist Zeit, dass er den Nachfolger Davids schickt, der von dem Propheten verheißen ist; den Gesalbten, den Messias, der das Reich Gottes für alle Welt sichtbar aufrichtet!" So war die Erwartung damals vor dem allerersten Weihnachtsfest.

( Musik )

Einen Erlöser hatten die Propheten im Alten Testament verheißen, einen großen König, den Gesalbten Gottes, den Messias. Mit dem sollte das Reich Gottes anbrechen - und alle Welt wird dann den Gott Israels anbeten. Es wird Frieden und Glück herrschen. Doch vor dem Messias würde der Prophet Elia wiederkommen, der das Volk auf die Ankunft des Erlösers vorbereitet. Wer sich nicht vorstellen kann, dass ein ganzes Volk sich von einer solchen Erwartung anstecken lässt, der sollte ins Dokumentationszentrum gehen und sich zeigen lassen, wie das deutsche Volk Adolf Hitler als Erlöser begrüßte.

Damals, vor 2000 Jahren, da trat ein Prediger auf, der die Massen in Bewegung setzte. Unten am Jordan, predigte er: "Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, tut Buße und lasst euch sich taufen zu Vergebung der Sünden". "Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und alle Leute von Jerusalem und ließen sich von ihm taufen im Jordan und bekannten ihre Sünden" so berichten die Evangelien - was wohl etwas übertrieben ist. Viele Maler haben diesen Täufer dargestellt - im Kamelfellmantel, mit langen Haaren und freien Armen.

"Das muss Elia sein" war die Erwartung - und das erklärt den Zulauf zu der Taufe im Jordan. Er findet starke Worte, schimpft und droht - und hat Autorität! Eines Tages ist Jesus in der Masse der Taufebewerber - Johannes kennt ihn, denn sie sind verwandt. Wahrscheinlich hatte Jesus dem Johannes erzählt von seiner Sendung und seinem Auftrag, und jetzt kommt der von Gott gesandte, erwartete Erlöser und will sich von ihm taufen lassen. "DU müsstest mich taufen" meint er. Doch Jesus lässt sich nicht abbringen von seiner Forderung, und Johannes tauft ihn.

Die meisten Maler haben die Taufe als Besprengung dargestellt, doch Jesus wurde sicher ganz untergetaucht im Fluss. Meistens ist auf den Bildern eine herabschwebende Taube zu sehen, denn "als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen" steht in den Evangelien.

Wem das zu fantastisch erscheint, der sollte bedenken: 30 Jahre war Jesus inzwischen alt, er wusste um seine Aufgabe und Sendung, aber wie sollte er damit anfangen und wann? Als Johannes auftritt, so, dass die Menschen wissen "es ist Elia, der den Anbruch des Gottesreiches vorbereitet und die Ankunft des Messias verkündet", da ist es das Aufbruchsignal für Jesus - und bei seiner Taufe hört er die Gottesworte, die den Königen in Israel bei der Salbung einst zugesprochen wurden: "Du bist mein Sohn." Es ist wie eine Salbung - jetzt ist er der Messias, der Gesalbte Gottes. Und er geht seinen Weg; zunächst 40 Tage in die Wüste, danach in sein Volk mit seiner Botschaft und schließlich ans Kreuz.

Weihnachten feiern wir die Geburt - aber die Ankunft, der Advent des Erlösers war eigentlich dort am Jordan, als Jesus sich taufen ließ von Johannes. Es gibt viele Hinweise auf diese Erwartung damals im jüdischen Land - am deutlichsten sichtbar wird sie in der Person, in der Botschaft und dem Zulauf der Massen zur Taufe des Johannes.

Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn - so formuliert der Zeitzeuge Paulus das damalige Geschehen. Ja, der Advent des Erlösers geschah in eine vorbereitete Zeit.

Dr. Hans Frisch