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Bathscheba und Uria
gesendet am 30. Mai 2004 von Dr. Hans Frisch
 

Die verhängnisvolle Affäre von Israels König David

Als die Maler nackte Frauen nur malen durften in höherer Absicht, da kam neben Venus, neben den drei Göttinnen beim Urteil des Paris, neben Europa auf dem Stier und ähnlichen Motiven auch eine Frau aus dem Alten Testament zu "Kunst-Ehren": Bathscheba im Bade. König David beobachtete sie dabei - lüstern!

Es ist die Frau seines Nachbarn, des Hethiters Uria. Der ist Soldat und an der Front. Es entwickelt sich eine zunächst einfache Geschichte: Der König lässt Bathscheba in den Palast rufen - es ist nicht überliefert, ob er vieler Verführungskünste oder reicher Geschenke bedurfte. Die Folgen zeigten, das ist nicht nur eine nachbarschaftliche Unterhaltung wurde. Bathscheba lässt David mitteilen: Majestät, ich bin schwanger.

Auch ohne Bildzeitung und Frau im Bild war das peinlich, denn auf Ehebruch standen damals harte Strafen. Doch David ist clever, er befiehlt dem Feldherrn, Uria mit einer Botschaft nach Jerusalem zu schicken, und der kommt. Nun wird sich das ja regeln, wenn der Nachbar bei seiner Frau schläft - so pünktlich sind die Geburtstermine ja nicht.

Aber Uria schläft nicht bei seiner Frau, er übernachtet vor der Tür des Palastes, mit einem ehrenhaften Argument: "Während meine Kameraden im Schützengraben liegen kann ich nicht bei meiner Frau schlafen".

David gibt nicht auf, es steht einiges auf dem Spiel, nicht nur für ihn persönlich. Anerkennend klopft er Uria auf die Schulter und lädt ihn zum Abendessen ein. Der Wein wird die Soldatendisziplin schon zum Wanken bringen! Doch Uria geht nicht zu Bathscheba, er schläft wieder vor der Tür - es soll solche Soldatenehre gegeben haben.

Da handelt der König, clever und hart, wie die Staatsräson es verlangt. Uria bekommt einen versiegelten Brief mit an die Front, es ist sein Todesurteil. Bei einem aussichtslosen Stoßtruppunternehmen wird er vor dem Feind alleingelassen und kommt um. David darf die trauernde Witwe heiraten, und der Skandal ist vertuscht - eigentlich dürften wir davon nichts erfahren haben. Doch ein Prophet konfrontiert den König mit seiner Schuld. Es lohnt sich, die Geschichte in der Bibel zu lesen, eventuell wieder zu lesen, sie steht im Buch 2. Samuel, Kapitel 11.

Dazu auch die Bußpsalmen Davids, die öffentlich vorgetragen wurden beim Gottesdienst im Tempel. So kam Bathscheba in die Geschichte, wurde die Mutter des nächsten Königs Salomon und Stammmutter von Jesus. Schließlich bekam sie einige späte künstlerische Paparazziaufnahmen bei dem folgenreichen Bad im Garten.

Alle, die den Wehrdienst noch vor sich haben, sollten Uria mit seiner doch etwas übertriebenen Soldatenehre im Gedächtnis behalten!

Dr. Hans Frisch