Judas Ischariot gesendet am 21.11.2004 von Jan Henning Mehlfeldt |
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Der Verrat
In der christlichen Geschichte hat
Judas Ischariot einen traurig-berühmten Platz eingenommen.
Er ist derjenige, der die Soldaten vor dem Passahfest in den Garten Gethsemane
geführt hat, damit diese dort Jesus gefangen nehmen.
30 Silberlinge soll er dafür erhalten haben, was heutzutage etwa € 100,- entsprechen würde. Ein einfacher Gauner, so möchte man meinen, der sich monatelang an der Seite Jesu aufhält, nur um ihn zur erstbesten Gelegenheit für eine lächerliche Summe seinen Feinden auszuliefern.
Das Zeichen, das er sich mit den Soldaten ausgemacht hatte, damit sie auch ja nicht zu der späten Abendstunde den Falschen verhafteten, war der freundschaftliche Kuss auf die Wange. Ein Kuss, der das Ende von Jesu Wirken einläutet. Noch heute wird daher von einem "Judas-Kuss" gesprochen, als Sinnbild für eine falsche, doppelzüngige und hinterhältige Verhaltensweise.
War Judas wirklich nur ein einfacher Krimineller wie es zunächst den Anschein hat ?
Aber ist die Sache wirklich so einfach ?
War Judas wirklich nur ein einfacher Krimineller wie es zunächst den Anschein hat ?
Hat er sich von Anfang an nur aus diesem Grund in die Nähe von Jesus begeben, um ihn zu verraten ?
War er ein Feind von Jesus und lehnte seine Lehren ab, oder war in ihn, wie es in einer anderen Stelle in der Bibel heißt, einfach nur der Teufel gefahren ?
Nun, die genauen Beweggründe kennen wir leider nicht.
Aber es gibt auch noch eine andere mögliche Sichtweise der Dinge, die Judas nicht als hinterhältiges Ungetüm wirken lässt, sondern, als tragische Figur in der Endzeit-Erwartung der damaligen Zeit.
Mal ehrlich: € 100,- Belohnung sind doch eher eine geringe Summe, sie reichen nicht aus, um allein aus Geldgier jemanden in eine Gefangenschaft und den möglichen Tod zu verraten. Auch wollte sich Judas wohl nicht bei den damaligen Herrschern beliebt machen, denn er stellte im Vorfeld keinerlei Forderungen an sie.
War es also doch einfach abgrundtiefer Hass gegenüber Jesus,derihn zu dieser Tat trieb ?
Wer die anderen Berufungsgeschichten der Jünger liest, bemerkt, wie intensiv die persönliche Begegnung mit Jesus gewesen sein musste. Jesus musste eine große Ausstrahlung auf diese Menschen gehabt haben, denn sie verließen Beruf und Familie um sich ihm, dem einfachen "Wanderprediger", anzuschließen. Sie lebten dabei ein einfaches Leben ohne Luxus, jedoch waren sie dafür ganz nah dran an Jesu Reden und Wirken, und Judas war einer von Ihnen.
Es gab wohl viele Menschen, die Jesus für einige Zeit folgten, aber es waren nur die 12 sogenannten "Jünger", die er besonders auserwählte. Es waren wohl somit seine treuesten Gefolgsleute, die er mit besonderer Vollmacht ausstattete und schon mal jeweils zu zweit in die nahe liegenden Dörfer entsandte, um dort ebenfalls die Gute Nachricht von Jesus zu verbreiten. Jesus vertraute diesen 12 Jüngern ganz besonders und Judas war einer von Ihnen
Wieso kam es also zu dieser dramatischen Wendung im Leben des Judas ?
Eine Antwort könnte die damalige
Vorstellung vom Anbruch des Reiches Gottes sein.
Viele erwarteten, dass der Messias ein König sein müsste, der die
bestehende Ordnung, und die Besatzung der Römer mit dem Schwert vernichten
würde und ein neues, gerechtes Reich aufbauen würde. Viele sahen in
Jesus genau diesen lang ersehnten Messias.
Aber Jesus machte keine Anstalten,
die weltliche Macht im Staat zu stürzen. Er sprach zwar von einem "neuen
Reich" meinte jedoch damit das Reich Gottes.
Auch tat er viele Wunder, ja weckte sogar Tote wieder auf, aber es sah nicht
danach aus, als ob er die damalige Ordnung durch einen Aufstand oder durch eine
Armee stürzen wollte.
In der damaligen Zeit müssten daher viele Menschen verunsichert gewesen sein. Ist er nun der Messias oder vielleicht doch nicht, so fragte selbst Johannes der Täufer. Judas jedoch, der mit Jesus monatelang Tag und Nacht unterwegs gewesen war, wusste es ganz genau, ja er ist es und er besitzt alle Macht im Himmel und auf Erden, die Mächtigen der Welt zu stürzen ! Es müsste nur zur Konfrontation kommen, dann würden ihm schon Heerscharen von Engeln beistehen und endlich mit dem Hohen Rat und den verhassten Römern in Jerusalem aufräumen. Dann würde die Revolution anbrechen und Jesus würde mit ihnen voranschreiten
Vielleicht hat Judas tatsächlich so gedacht, vielleicht wollte er nur Jesus zu einem Kampf gegen die Obrigkeit aufstacheln, von dem er wusste, dass Jesus ihn gewinnen würde, Nach dem Motto: "Ja, dann wird Jesus es denen schon zeigen"
Aber alles kam anders
Aber als die Soldaten kamen und einige Jünger sich tatsächlich zum Kampf rüsten wollten, gebot Jesus ihnen Einhalt und ließ sich kampflos abführen. Er wollte nicht mit dem Schwert sein Reich aufbauen.
Damit hatte Judas nicht gerechnet -
Warum griff denn nun Gott nicht direkt ein, warum lässt er dieses Unrecht zu ?
Warum wehrt Jesus sich denn nicht ?
Vielleicht verstand Judas nun die Welt nicht mehr. Denn die Bibel schreibt, als er sah wie Jesus verurteilt und abgeführt wurde, nahm er sich das Leben. Wenn Jesus tatsächlich sein Feind gewesen wäre, hätte er wohl eher gejubelt, als sich erhängt, aber wie schon gesagt, die genauen Beweggründe, warum Judas vom treuen Anhänger Jesu zum Verräter wurde, kennen wir leider nicht.
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann die Geschichte nachlesen, sie steht im Neuen Testament in den vier Evangelien.