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Ist Gott gerecht?
gesendet am 30.01.2005 von Jan Henning Mehlfeldt
 

Es gibt da eine interessante Geschichte in der Bibel, die ich euch zu diesem Thema erzählen möchte.

Sie handelt von einem Weinbauern, der für die Ernte auf seinen Weinbergen Tagelöhner sucht, die bereit sind, diese schwere Arbeit während der letzen heißen Tage im Jahr auszuführen.

So geht er also bereits in aller Frühe los und sucht Arbeiter, die sich auf dem Plätzen der Stadt aufhalten um von Kaufleuten oder Bauern angesprochen zu werden, diese oder jene Gelegenheitsjobs auszuführen. Der Weinbauer wird sich schnell mit einigen von ihnen einig und sie verabreden einen Tageslohn von einem Silbergroschen der nach getaner Arbeit ausgezahlt werden soll. Die Arbeiter machten sich also sofort an die Arbeit, denn es war viel zu tun auf den Weinbergen. Der Weinbauer zog jedoch weiter durch die Stadt auf der Suche nach noch mehr Arbeitskräften, da er meinte, daß für die viele Arbeit noch mehr starke Männer nötig seien. So fand er auch nach einiger Zeit weitere Erntehelfer. Einige sprach er am Vormittag an, andere schickte er zur Mittagsstunde in die Weinberge.

Als der Tag sich so langsam neigt und der Weinbauer bereits auf dem Rückweg zu seinem Weinberg war, traf er eine letzte Gruppe von Arbeitern, die den ganzen Tag über vergeblich nach Arbeit gesucht hatten. "Was steht Ihr hier faul ´rum" rief ihnen der Weinbauer zu "auch euch brauche ich noch in meinen Weinbergen" und die Gruppe machte sich eilends auf die letzte Stunde noch im Weinberg zu arbeiten, um wenigstens nicht ganz ohne Lohn nach Haus zu kommen.

Als der Feierabend angebrochen war und die Arbeit getan war, kamen die Tagelöhner aus den Weinbergen herunter um ihren Lohn zu empfangen. Zuerst war die Gruppe an der Reihe, die als letztes im Weinberg ankam und nur eine Stunde gearbeitet hatte. Der Weinbauer gab diesen Arbeitern einen Silbergroschen und sie gingen schnell nach Haus und freuten sich über ihren Lohn. Die Arbeiter, die jedoch den ganzen Tag, von frühmorgens an gearbeitet hatten, dachten nun, daß sie mehr verdienen würden als die, die erst im Laufe des Tages in die Weinberge gekommen waren. Aber der Weinbauer gab jedem einzelnen, egal wann er gekommen war, einen Silbergroschen.

Als das die Arbeiter, die als erstes begonnen hatten bemerkten, schimpften sie und beschwerten sich beim Weinbauern.

"Was beschwert ihr euch?" fragte der Weinbauer. "Hatten wir nicht einen Silbergroschen als Lohn ausgemacht?"

"Ja, schon" sprachen die Arbeiter, "aber die Anderen haben nur eine Stunde gearbeitet und wir haben den ganzen Tag über in der Hitze geschuftet. Und da sollen wir nur den gleichen Lohn bekommen? Das ist ungerecht!"

"Was soll daran ungerecht sein" fragte der Weinbauer "Habt ihr nicht das Geld bekommen was vereinbart war?" "Kann ich nicht mit meinem Geld machen was ich will? Wollt ihr mich beschimpfen weil ich so großzügig bin?" "Nehmt euren Lohn und macht euch vom Acker!"

* * * Musik * * *

Was für eine Geschichte!
Da ist ein Weinbauer, der allen Arbeitern den gleichen Lohn gibt, egal wie lange sie gearbeitet haben. So etwas können wir uns in unserer heutigen Leistungsgesellschaft überhaupt nicht vorstellen.

  • Die Tarifparteien haben komplizierte Entlohnungstabellen ausgearbeitet, damit ein Höchstmaß an Gerechtigkeit sichergestellt ist.

  • Die Arbeiter haben heutzutage elektronische Stechkarten, die auf die Minute genau aufzeichnen wie lange man tatsächlich am Arbeitsplatz war.

  • Und in der aktuellen Diskussion um den "Wirtschafts-Standort Deutschland", wird darum gestritten, ob nicht die Leute für den gleichen Lohn 2, 3 oder auch 5 Stunden in der Woche länger arbeiten sollen.

Ist das, was Jesus uns hier erzählt nicht tatsächlich ungerecht?

Jesus erzählt seinen Zuhörern diese Geschichte nicht ohne Grund. Er will ihnen etwas deutlich machen und eine Geschichte von einem Weinbauern können sich die Menschen der damaligen Zeit gut vorstellen. Sie wissen welche Knochenarbeit es ist, den ganzen Tag im Weinberg zu arbeiten.
Und sie wussten auch, daß ein Silbergroschen ein ganz vernünftiger Tageslohn für die damalige Zeit war. Sie mussten also zu dem Schluss kommen, dass es ungerecht sei, dass jemand, der nur eine Stunde gearbeitet hatte, den gleichen Lohn bekam wie jemand, der den ganzen Tag geschuftet hatte.

Die Geschichte ist natürlich nur ein Gleichnis. Der Weinbauer in dieser Geschichte soll Gott sein, der Menschen anspricht sich in seinen Dienst zu stellen. Und wofür steht der Lohn in dieser Geschichte ?

Der Lohn ist die Vergebung der Sünden, ist das von Gott angenommen sein, ist das Vorrecht, mit Gott leben zu dürfen, ist das ewige Leben. Die wichtigste Botschaft dieser Geschichte ist daher: Wir können uns unser Heil nicht v e r d i e n e n. Es kommt nicht darauf an, was oder wie viel wir leisten.
Dass Gott uns annimmt ist nicht unser Verdienst, sondern allein seine große Gnade und Barmherzigkeit

* * * Musik * * *

Viele Menschen glauben, und vielleicht auch einige Zuhörer jetzt gerade an den Radiogeräten, daß sie keine Christen sein können, weil es schon viel zu spät in ihrem Leben dafür ist. Sie haben sich ihr Leben schon zu sehr ohne Gott eingerichtet. So denken sie vielleicht: "Ja damals zu der Zeit meiner Konfirmation oder Kommunion, da hätte ich vielleicht mit einem Leben mit Gott anfangen können, aber nun mit 30, 40, 50 oder gar 60 Jahren ist es doch längst zu spät!"

Die Geschichte von den Tagelöhnern im Weinberg sagt uns jedoch etwas ganz anderes. Selbst die Arbeiter, die ganz am Ende des Tages im Weinberg angekommen sind, haben den gleichen Lohn bekommen wie die vom frühen Morgen.

Für Gott gibt es keine Zwei- oder Mehrklassen-Gesellschaft. Es gibt nicht die "guten" Christen und die "weniger Guten". Wenn jemand ein Arbeiter für Gott ist, dann kann er sich darauf verlassen, dass er den gleichen Lohn bekommt wie alle anderen. Dass er genauso angenommen und geliebt ist wie jemand, der bereits sein ganzes Leben nach Gottes Geboten gelebt hat. Gott macht keine Unterschiede. Alle Menschen sind ihm wichtig.

Andere Glauben, damit sie endlich Christ werden dürften, müssten sie zuerst etwas ganz Besonderes tun. Sie denken, Gott erwartet zuerst eine ganz besondere Tat, die sie berechtigt in Gottes Gemeinschaft zu leben. Aber Gottes Lohn müssen wir uns nicht erarbeiten, sondern er wird uns geschenkt.

Was wir jedoch tun müssen, ist, bereit zu sein, uns von Gott ansprechen zu lassen. Er sucht uns für die Aufgaben in seinem Reich. Und da sollten wir uns nicht zieren oder danach fragen, wie viel die anderen arbeiten und ob ich nicht schon viel mehr als sie gearbeitet habe. Gott sucht Mitarbeiter, die auch mal in die Hände spucken und die Ärmel aufkrempeln, wenn sie eine Arbeit beginnen.

Folgende Grundaussagen können wir daher aus der Geschichte zusammenfassen

  1. Gott sucht UNS und macht damit den ersten Schritt.

  2. Wir erhalten Gottes Zuwendung aus reiner Gnade und Barmherzigkeit wir müssen uns Gottes Liebe nicht erarbeiten.

  3. Um zu Gott zu kommen ist es nie zu spät. Er macht keinen Unterschied ob du dein Leben bereits viele Jahre ohne ihn gelebt hast. Wichtig ist es, jetzt einen Neuanfang zu wagen.

  4. Gott braucht Christen, die nicht nur hinter der Ofenbank sitzen. Gott braucht Menschen, die sich der Mitarbeit stellen.

Was ist nun als die Antwort auf die Frage, ob Gott ungerecht ist?

Gott ist nicht ungerecht, sondern er ist der gütige Vater, der keine Unterschiede zwischen seinen Kindern macht. - Darauf können wir uns verlassen!

Jan Henning Mehlfeldt