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75 Jahre Freie evangelische Gemeinde Nürnberg

gesendet am 8. März 2009 von Uwe Schütz
 

Die Freie evangelische Gemeinde Nürnberg (FeG) feiert heute ihr 75-jähriges Bestehen. Sie blickt auf eine bewegte Gemeindegeschichte zurück.

Der im Jahre 2000 eingeweihte Versammlungssaal der Freien evangelischen Gemeinde Nürnberg Foto: FeG Nürnberg

Geschichte der FeG Nürnberg

1928 kam der Kaufmann Willy Diezel an das Bolta-Werk Nürnberg. Während das Unternehmen florierte, erzählt sein Sohn, der heute 77-jährige Rudolf Diezel, ging es mit der Weltwirtschaft rapide bergab. Auch die Arbeitslosenzahlen in Nürnberg schnellten in die Höhe. Armut wurde an jeder Straßenecke sichtbar. Das brachte Willy Diezel auf die Idee, im Speisesaal der Firma, eine "Notspeisung" einzurichten. So kamen an sechs Tagen in der Woche ungefähr 80 verarmte Menschen ein warmes Essen.

Eines Tages kam Diezels Chef nach Nürnberg, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Als er die verarmten und orientierungslosen Menschen sah, erinnerte er Diezel daran, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebe.

Das brachte Diezel auf den Gedanken, die entkirchlichten Leute zu Versammlungen sich nach Hause einzuladen und ihnen die wichtigsten biblische Inhalte zu vermitteln. So versammelten sich bis zu 120 sehr unterschiedliche Leute bei Diezels in der Wohnung. Nach der Machtübernahme Hitler geriet Willy Diezel in das Visier der Gestapo. Die Nazis duldeten keinen nicht registrierten Versammlungen.

So wurde 1934 auf Druck der Nazis die erste Freie evangelische Gemeinde in Bayern gegründet. Nach dem Krieg zog die Gemeinde aus der Diezelschen Wohnung in angemietete Räume in der Sulzbacher Straße um. 1956 bezog die Gemeinde in das erste eigene Gemeindehaus in der Krellerstraße unweit vom Rathenauplatz.

In den 90er Jahren war die Gemeinde trotz Gründung von Schwestergemeinden so stark angewachsen, dass sie sich nach einem neuen Anwesen umschauen musste. So erwarb sie ein Gewerbegelände in der Holbeinstraße im Nürnberger Stadtteil Schweinau. Ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude wurde renoviert und ein Versammlungssaal (siehe Bild) angebaut. Im Jahr 2000 erfolgte dann der Umzug an den heutigen Standort.

Zur Gemeinde gehören derzeit, 250 Mitglieder, berichtet Pastor Friedrich Zahn, die Gottesdienste werden aber regelmäßig von bis zu 300 Menschen besucht. Alle Gottesdienste werden simultan auf Türkisch, Arabisch, Persisch und in deutsche Gebärdensprache übersetzt. Parallel finden für die verschiedenen Altersgruppen Kindergottesdienste statt.

Kein Jubiläum ohne Grußworte

Zum 75. Jubiläum äußern sich prominente Nürnberger in der Festschrift der Gemeinde, darunter auch der Stadtdekan der Ev. Luth. Kirche Michael Bammessel. Er erzählt, den Jugend- und den Bibelkreis der Freien evangelischen Gemeinde - damals noch in der Krellerstraße - besucht zu haben. «Der Weg führte mich dann doch in die Landeskirche. Aber ob ich ohne die prägende Zeit in der Krellerstraße Pfarrer geworden wäre, ist fraglich», schreibt Bammessel.

Webauftritt der FeG Nürnberg: www.feg-nuernberg.de