Lukas 6, 30gesendet am 26.09.2010 von Dr. Hans Frisch |
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Wer
dich bittet, dem gib;
und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück.
Lukas 6, 30
" Von der Feindesliebe" ist die Überschrift zu dem Abschnitt
aus der Bergpredigt, in dem dieser Vers steht.
" wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar;
und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht." heißt
es im Vers davor, und zum Einstieg: "Liebt eure Feinde, tut wohl denen
die euch hassen."
Da ist unser Vers noch mild, "gib dem, der dich bittet, fordere nicht zurück,
was dir einer wegnimmt."
Die "Nächstenliebe" ist nichts "Christliches", sondern jüdisches (und menschliches) Gesetz - wer es genauer wissen will, der sollte bei Wikipedia nachlesen - vier Seiten zu "Feindesliebe" in der hebräischen Bibel.
Aber dann ist doch zumindest die "Feindesliebe" christlich?
Am Ende des Wikipedia-Textes steht eine chassidische Geschichte:
Ein Dieb wollte aus Rabbi Wolfs Garten einen Sack Kartoffeln davontragen. Rabbi
Wolf stand am Fenster und sah, wie sich der Mann abmühte. Da eilte er hinaus
und half ihm, den Sack auf die Schultern zu heben. Seine Hausgenossen warfen
ihm dann vor: "Du hast ihm geholfen!" "Glaubt ihr", rief
Rabbi Wolf, "weil er ein Dieb ist, wäre ich nicht verpflichtet, ihm
zu helfen?"
Pinchas Lapide, der jüdische Kenner des neuen Testamentes, zitiert Rabbi Nathan, eine Autorität des frühen Judentums. Der stellte die Frage: "Wer ist der Mächtigste im ganzen Land?" und gab selbst die Antwort: "Der, der die Liebe seines Feindes gewinnt."
Also: wenn wir das (alte!) Gebot der Feindesliebe erfüllen, macht uns das nicht zu Christen. Doch sollten Christen das leichter können als andere, denn wir wissen: Gott hat uns geliebt, als wir noch seine Feinde waren, und er liebt alle, die unsere Feinde und seine Feinde sind.
Nicht die Bergpredigt ist das Evangelium - sie ist die bestmögliche Auslegung des Gesetzes. Die frohe Botschaft ist: "Unsere Erlösung durch Jesus Christus, der sich für uns hingegeben hat am Kreuz - aus Liebe."