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"An den Gott, der so viel Leid zulässt, kann ich nicht glauben",
sagt neulich jemand, den ich kenne, direkt nach dem Gottesdienst. Ich
bin etwas verwundert über die Aussage eines sonst so differenziert
denkenden Menschen. Denn das ist die einfache Variante: Ich kenne Freud
und Leid und entscheide mich für Freud. - Geht jetzt auch nur wirklich,
wenn ich eines vom anderen unterscheiden kann. Also wer lässt dann
das Leid zu?
Im Radio läuft ein Beitrag über ein Kind mit Down-Syndrom. Es
hätte allen Grund, seinen Schöpfer dafür zu hassen, engagiert
sich aber lieber als Kontaktperson für gleichartig Betroffene und
sagt: "Ich bin von Gott genau so gewollt!" - Ich staune. Und
das in einer Welt, die immer gottfeindlicher wird. Schulkreuze werden
abgehängt, Ethik statt Religion im Unterricht, Fernsehpfarrer distanzieren
sich vom Glauben, Richard Dawkins versucht Evolution gegen einen Schöpfungsgedanken
auszuspielen, und Wissenschaftler entdecken Hirnregionen, die nur beim
Menschen vorhanden sind und die Aktivität zeigen bei Religiosität.
- Also alles Einbildung? Pünktlich vor der Erscheinung seines neuen
Buches weiß auch Stephen Hawking werbewirksam zu verkünden:
Wenn es denn die Schwerkraft gibt, dann braucht das Universum keinen Schöpfer,
um aus dem Vakuum zu entstehen.
Ja. Ich bin sogar einverstanden. Der Genius eines Schöpfers setzt
sicher nicht erst mit dem Urknall ein. Und warum habe ich als Mensch so
ein "überflüssiges" Organ, Gott zu spüren?
"Es wird immer wieder
Versuchungen geben, die Euch vom Glauben abbringen wollen",
warnte Jesus seine Jünger.
"Aber wehe dem, der die in die Irre führt, die wie ein Kind
an mich glauben!"
Lukas 17, 1
Autor: Heiko Müller
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