Drei Königegesendet am 6. Januar 2011 von Dr. Hans Frisch |
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Sternsingen für einen guten ZweckHeute singen sie noch einmal - gestern waren sie bei der Bundeskanzlerin, heute gehen sie zum Bundespräsidenten; dann steht auch am Schloss Bellevue mit Kreide geschrieben über der Tür: "CMB", mit 20 vorn, 11 hinten - dazwischen ein Stern und drei Kreuze. Es ist das 53. Sternsingen - im vergangenen Jahr wurden über 40 Millionen Euro gespendet und davon 2.400 Hilfsprojekte unterstützt - Schulen Kindergärten und ähnliches in Afrika, in Asien, Südamerika, Osteuropa und Ozeanien. 500.000 Jungen und Mädchen waren unterwegs in 12.000 Gemeinden. Wahrscheinlich werden auch in diesem Jahr Sternsinger vom Papst empfangen - denn mit seinem Segen segnen sie die Häuser: "Christus Mansionem Benedicat" - "Christus segne dieses Haus". Ja, es ist eine katholische Aktion, sie gilt als "päpstliches Werk", doch sicher begrüßen auch Protestanten, Freikirchlicher, Pfingstler und auch Kirchenferne die Singer und spenden für die guten Werke. So ist das alte Fest Epiphanias erst richtig lebendig geworden in unserer Zeit. Dass die meisten unter "CMB" - "Caspar, Melchior und Balthasar" vermuten, tut dem Segen sicher keinen Abbruch (und, Caspar ist der Schwarze!) Weil in Bayern "Heilige Drei Könige" ein Festtag ist, ist AREF auch an diesem Tag immer auf Sendung - und wir, unser Team, waren schon einige Male dran. Über die "drei Könige" haben wir da Einiges berichtet, auch über die "Weisen aus dem Morgenland", über "den Stern" und über "Epiphanias". Es waren "Weise aus dem Morgenland"
Dass es keine Könige waren, die damals nach Bethlehem zogen und der Stern kein "Navi-Komet", das wissen wohl alle (was den Sternsingern aber gleichgültig sein sollte!). Es waren "Weise aus dem Morgenland", "magoi" in Griechisch, also Magier. Keine Zauberer wie Harry Potter, sondern Gelehrte, die damaligen Astronomen - und Astronomie war damals Astrologie. Doch diese Astrologen wussten alles, was damals über die Sterne, besonders über ihre Bewegungen am Himmel und vor allem über die Bahnen der Planeten, bekannt war. Das Wissen aus Jahrhunderten war auf Festplatten gebrannt - nicht mit Nero oder einem anderen Brennerprogramm, sondern mit Feuer auf Keilschrifttafeln aus Ton. Viele Tausende davon wurden ausgegraben, und ihre Informationen sind voll erhalten. Auch die Konstellationen von Jupiter und Saturn, die astrologisch gelesen bedeuten: "wenn Jupiter, der Stern des Königs, des Weltherrschers, dem Stern der Juden, dem Saturn, dreimal in einem Jahr begegnet, und das im Zeichen der Fische, dem Haus des Westlandes (also von Mesopotamien aus Israel) dann wird ein großer König der Juden geboren." Auf einer der Tafeln steht "dann wird ein großer König im Westen aufstehen, dann wird Gerechtigkeit, Friede und Freude in allen Landen herrschen und alle Völker beglücken.". 1.200 Jahre zuvor wurden die Ereignisse von einem Magier am Euphrat vorhergesagtEs waren viele Generationen von Gelehrten, die da beobachtet hatten, und auch berechnet. Über 100 Jahre konnten Sternenkonstellationen im Voraus berechnet werden, Sonnen und Mundfinsternisse wurden präzise vorausgesagt - und alles ohne Computer oder Taschenrechner mit einfachsten Formeln. Es war das Ergebnis einer langen Entwicklung. Schon 1.200 Jahre früher wird von einem Kontakt zwischen einem Magier vom Euphrat und Israel berichtet. Es ist die Geschichte von Bileam, dem Magier seiner Zeit. Musik Also - Bileam! Ganz kurz: Bileam, ein Magier am Euphrat wird von Balak, dem König
der Moabiter gerufen. Er soll Israel verfluchen, denn bei den Siegen dieses
Volkes kann es nicht mit rechten Dingen zugehen - da muss ein Gegenzauber
her. Israel war aus Ägypten geflohen, war über die Sinai-Halbinsel
gezogen und wohnte jetzt im neu eroberten Land, östlich des Jordan
(wo heute Jordanien ist)! Es war Nachbar von Moab geworden - ein bedrohlicher
Nachbar. Da war Angriff die beste Verteidigung. Doch wie gesagt, dieser
neue Nachbar war nicht geheuer. Man mag denken über die Geschichte, was man will - in Israel wurde sie nicht vergessen, nicht die Geschichte und nicht die Prophezeiung. Zunächst erschien wohl David als der verheißene Stern, er hat die Moabiter besiegt, hat dem Volk einen großen Staat geschaffen, hat den Tempelbau vorbereitet und daneben noch Psalmen gedichtet. Davids Stern ging bald unter, schon Salomo, sein Sohn, hat vieles verdorben. Doch die Hoffnung auf den Stern aus Jakob blieb lebendig. "Ein Sohn Davids wird einst auf dem Thron sitzen, mit dem wird sich alles erfüllen, das Reich Gottes wird anbrechen." Die Hoffnung hat die babylonische Gefangenschaft überlebt, in den
Befreiungskriegen der Makkabäer Mut gemacht, den Widerstand gegen
die römischen Besatzer angefacht, und schließlich dem Bar-Kochba-Aufstand
seinem Namen gegeben: "Bar Kochba", "Sternensohn"
nannte sich der Anführer, und der berühmte Rabia Akkiba bestätigte:
"Er ist der Messias!" Das war 100 Jahre nachdem die Jünger Jesu nach Ostern erkannt hatten: der Gekreuzigte und Auferstandene ist der Messias. Als Petrus an Pfingsten das verkündet, da sagen 3000 der Zuhörer Ja. So lebendig war die Messiaserwartung damals. Doch hat das noch etwas mit dem Stern zu tun, dem "Stern aus Jakob", den der Astrologe vom Euphrat 1200 Jahre früher verheißen hatte? Da wollen wir nach der Musik hinschauen. Musik Wir wissen nicht, welchen Stern Bileam damals im Blick hatte - astrologisch. Wir wissen nicht mal, ob er ein Astrologe war. Wahrscheinlich war er, denn dort am Euphrat stand die Wiege der Astrologie. Sicher waren aber die Weisen aus dem Morgenland Astrologen, also gewissermaßen Ur Ur Ur Enkel von Bileam. Ich behaupte einmal, einer von ihnen war Jude, ein Nachkomme der Juden, die nach dem Ende der babylonischen Gefangenschaft dortgeblieben waren und die große Synagoge in Babylon gegründet hatten. Einige von ihnen hatten Karriere als Beamte gemacht, einige sicher auch als Wissenschaftler, als Astronomen. Hochburg der Sternenkunde war der Sonnentempel in Borsippar, die ausgegrabene astronomische Bibliothek mit Keilschrifttafeln beweist es. Die Tafel mit den Daten zum Stern der Weisen ist im Museum in Berlin. Wenn nun seine babylonischen Kollegen über die ganz außerordentliche Konjunktion von Jupiter und Saturn - dreimal in einem Jahr im Zeichen der Fische - nachdachten, dann dachte ein Jude sicher an den Stern Jacobs, und der war mit der Messiashoffnung verbunden. Den Babyloniern konnte es recht sein, dass der erwartete heilbringende König in Jerusalem geboren wird - zeigte doch die Beteiligung der Saturn ins Westland, also nach Judäa. So machten sie sich auf - ein weiter Weg vom Euphrat nach Jerusalem. Doch die Konjunktion war nicht nur ein Jahrhundertereignis, 700 Jahre wird es dauern, bis sie so wieder eintritt. Wir haben bei unserer Sendung zum Dreikönigstag 1998 die Weisen auf ihrer Reise begleitet, waren bei der Begegnung mit dem König Herodes dabei und auch auf dem Weg von Jerusalem nach Bethlehem, wo sie das Kind fanden. Ist Astrologie durch die Geschichte von Bethlehem vom Urteil "Aberglaube" befreit?Eine Frage drängt sich auf: Wenn die Konjunktionen damals tatsächlich richtig verkündet haben, dass der Messias geboren wurde - ist dann die Astrologie vom Urteil des Aberglaubens befreit? Sterndeuterei ist doch im Alten Testament streng verboten. Und nun sind es Astrologen, die als Abordnung des Sonnentempels in Babylon dem Kind Weihegeschenke bringen! Ich glaube, die Geschichte kann uns den Blick öffnen auf wichtige Wahrheiten: Für Maria musste der Besuch der priesterlichen Männer aus Mesopotamien wie ein Siegel gewesen sein: "Du, mein Sohn, bis der Verheißene." Die Geschenke dürften so wertvoll gewesen sein, dass ihr Verkauf den Lebensunterhalt für einige Zeit deckte. Die Flucht nach Ägypten, ins Exil, war sicher von großer Bedeutung für die Beziehung von Mutter und Sohn und für die Biografie des Kindes. Doch, dass Gott zu Bileam, dem großen Magier gewissermaßen magisch gesprochen hat, damit der ihn versteht, und jetzt astrologisch redet, damit sich die Astrologen auf den Weg machen, das lässt vermuten: Auch das religiöse Fragen der Menschen vor Jesus, vor Mose und vor Abraham wurde von Gott beantwortet, so, dass die Antworten verstanden wurden - und so, dass sie immer deutlicher zu der endgültigen Offenbarung in Christus hin führten. Und, wenn Astrologie richtige Aussagen machen kann, dann ist die wichtigste und stärkste astrologische Aussage damals geschehen: "Dieses Kind ist das Fleisch gewordene Wort Gottes." Damit hat sich die Astrologie selbst aufgehoben - denn dieses Kind wird
als Mann sagen: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand
kommt zum Vater denn durch mich. Zum Schluss noch ein astronomisches Bild: Die Konjunktionen der Planeten sind scheinbare Begegnungen, wenn die schneller um die Sonne kreisenden die langsameren einholen und vor ihnen stehen, so dass sie fast direkt hintereinander sind und wie ein Stern erscheinen. Astrologisch ein wichtiger Punkt. Der zweite wichtige Punkt ist die Opposition, wenn sich beide im Lauf um die Sonne direkt gegenüberstehen. Konjunktion und Opposition von Jupiter und Saturn liegen (zufällig!) genau zehn Jahre auseinander. Wenn sie als Punkte auf einem Kreis um die Sonne markiert würden, dann ergibt ihre Verbindung alle 60 Jahre einen sechszackigen Stern, einen "Magen David", und dieser "Stern aus Jakob" wurde in unserer Zeit das Symbol auf der Fahne Israels - rein zufällig! Wer will darf staunen über so viele Zufälle, auch über die Beziehung zwischen den Sternsingern und dem Lied der Sterne, das wir wahrnehmen können, dank der Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland und dem Kind in der Krippe. |