Matthäus 11, 19gesendet am 9. Oktober 2011 von Jens R. Göbel |
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Disziplin, Pflichtgefühl und einen guten Umgang pflegen. Für nicht wenige sind das sehr wichtige Tugenden. Offenbar wurden diese bis in die 60er Jahre aber noch größer geschrieben als heute. Damals hielt man es für weitaus weniger schicklich, einfach ausgelassen zu feiern und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Noch dazu in Gemeinschaft mit sehr anders eingestellten Mitmenschen vom Rand der Gesellschaft. Das wäre ja rufschädigend. Wie mögen so überaus bedachte Menschen wohl auf Jesus reagiert haben?
Jesus hatte keinen festen Wohnsitz und keine geregelte Arbeit, aber er feierte gerne. Auch mit gesellschaftlichen Außenseitern. Wenn gefeiert wurde, dann durfte es ausnahmsweise auch mal etwas mehr Alkohol sein. Gleich sein erstes Wunder bestand darin, auf einer Feier in rauen Mengen Wasser in besten Wein zu verwandeln (Johannes 2,9).
Schon damals gab es eine eher verkrampfte Fraktion, die für solches Verhalten nur Tadel übrig hatte. Jesus musste feststellen:
"Der Sohn des Menschen
ist gekommen, der da isst und trinkt, und sie sagen:
Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder."
Matthäus 11, 19
Nun sind Tugenden grundsätzlich eine wertvolle Sache. Die Bibel selbst ermutigt zu einem tugendhaften Leben. Ja sie fordert regelrecht dazu auf. Auch richtig und wichtig sind allerdings Tugenden wie Liebe, Frieden, Freude und Genuss. Wenn wir diese aus dem Blickfeld verlieren, dann bekommt unser Verständnis von Gottes Willen Schieflage. Zumal gerade letztere Tugenden als besonders wichtig genannt werden (Römer 12,9; 1. Korinther 13,13; 1. Timotheus 6,17).
Die Kunst ist ein balanciertes Leben zu führen mit Blick auf Gott und nicht auf unseren Ruf. Es geht nicht um ein "entweder oder", sondern um ein "sowohl als auch" (Matthäus 23,23). Jesus hat das vorgemacht. Es ist spannend nachzulesen, was genau er alles getan hat.
Jens R. Göbel, 05.10.2011