Lukas 6, 31gesendet am 26. Februar 2012 von Jens R. Göbel |
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"Wie du mir, so ich dir." Diese Formel beschreibt meist den Standard unseres gemeinsamen Umgangs. Wir behandeln freundlich, wer auch zu uns freundlich ist. Aber wehe, wir werden ungerecht behandelt. Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es eben wieder heraus.
Das Dumme ist nur, diese Regel gilt oft auch für unsere Gegenüber. Trifft man nicht deren Wohlwollen, bekommt man schnell eine Retourkutsche. Wie das weitergehen kann, ist uns allen bekannt: Ein Teufelskreis setzt sich in Gang. Die Stimmung wird immer kälter, es kommt schließlich zum Krieg. Dem setzt Jesus die "goldene Regel" entgegen:
"Und wie ihr wollt, dass
euch die Menschen tun sollen,
so tut auch ihr ihnen."
Lukas 6, 31
Oder in unseren Volksmund übersetzt: "Wie du idealerweise mir, so ich dir." Eine andere Ableitung ist: "Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem anderen zu."
Wenn das allerdings mal so einfach wäre. In den kleinen Momenten des Alltags mag das ja noch gehen. Da kann man schon mal großzügig sein und freundlich bleiben, auch wenn der andere etwas patzig ist. Schwieriger ist es, wenn unser Eigentum oder gar die Gesundheit angegriffen und verletzt werden. Sollten wir da einfach Vergeben und den anderen völlig unbehelligt lassen?
Dankenswerterweise macht uns Gott nicht zu Schießbudenfiguren. Wir sehen an Jesus, Paulus und vielen anderen, dass wir durchaus sehr deutlich unser Missfallen über Ungerechtigkeit zeigen dürfen. Allerdings gilt es maßvoll zu reagieren. Dazu schließt die Bibel Selbstjustiz aus (3. Mose 19,18).
Wieweit wir Gerechtigkeit einfordern oder Barmherzigkeit üben bleibt die persönliche Entscheidung. Als Richtschnur dient zum einen die "goldene Regel". Aber da ist auch das Vorbild, wie Jesus mit uns umgeht. Wenn er so liebevoll und großzügig zu uns ist, wie kleinlich sollten wir dann zu unseren Mitmenschen sein? (Lukas 6,33; Matthäus 18,33)
Jens R. Göbel, 22.02.2012