Jahreslosung 2013gesendet am 13. Januar 2013 von Dr. Hans Frisch |
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Seit 1998 habe ich siebenmal über die jeweilige Jahreslosung gesprochen in diesem Jahr gehe ich nur zögernd daran: Wir
haben hier keine bleibende Stadt, ist der Text. Er stammt aus dem Hebräerbrief, ganz am Ende. Gerade in dem Moment wo ich anfangen will kommt ein Anruf von einem Kollegen, mit dem ich zusammen im Klinikum gearbeitet habe: es geht um die Adressen der Kollegen und Kolleginnen und Mitarbeiter man könnte sich ja wieder einmal treffen. Die Liste ist noch auf der Festplatte, es sind 60 Adressen doch von einer ganzen Reihe weiß ich, dass sie gestorben sind, bei einigen vermute ich es und bei anderen dürfte der Zustand so sein, dass sie nicht zu einem Treffen kommen könnten. Nein, wir haben hier keine bleibende Stadt! Diese Erkenntnis drängt sich geradezu auf, wenn man dem Vers begegnet alle sehen es ein (müssen es einsehen!). Beim zweiten Teil: sondern die zukünftige suchen wir, gehen die Meinungen wahrscheinlich auseinander. Wer wird beim Tod noch von Zukunft reden? Obwohl die
Vorstellung einer Zukunft über den Tod hinaus gehört wohl zu
den ältesten Überzeugungen der Menschen Grabbeigaben,
von ganz klein bis ganz gewaltig, zeugen davon. Damit hat der Mensch
versucht, die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tod am Leben zu halten
so argumentieren wir heute, und meinen, wir haben das nicht mehr
nötig. Doch so einfach macht
es uns der Schreiber des Hebräerbriefes nicht, dafür sorgt ein
kleines Wort: Denn. Es ist bei der Jahreslosung einfach abgeschnitten. Aus welchem Lager
hinaus? Zu wem? Und welche Schmach? Nach der Musik wird es noch schwieriger. * * * Musik * * * Wir haben hier
keine bleibende Stadt da wird, da muss wohl jeder zustimmen,
auch wenn er (oder sie) meint: Ich habe unvergänglichen Ruhm
errungen.
Wir haben einen Altar, von dem zu essen kein Recht haben, die der Stiftshütte dienen. Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor. So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Altar, Stiftshütte, Opfertiere (verbrannt außerhalb des Lagers), Blut, das ins Heilige getragen wird für die Sünde - das muss wohl für manchen erklärt werden. Die Hebräer haben es verstanden! 40 Jahre zog das Volk
Israel durch die Wüste, als Nomaden, Ihr Heiligtum war ein Zelt -
die Stiftshütte. Immer wenn sie lagerten wurde ein Bereich umgrenzt
von einem Zaun als heilig. Drinnen stand ein Altar und ein Zelt mit der
Bundeslade, dem heiligsten Mittelpunkt des Volkes. Viele Opfer wurden auf dem Altar verbrannt - das Tier des Sündopfers aber draußen vor dem Lager denn es war mit der Schuld des Sünders beladen und durfte nicht ins Heiligtum. Zu Jesu Zeit geschah das alles im Tempel, doch das Prinzip war das gleiche wie bei der Stiftshütte.
Das große Thema des ganzen Hebräerbriefes ist Jesus Christus, der - völlig ohne Sünde - sich selbst geopfert hat für alle Sünder. Er wurde getötet durch die Heiden, die Römer, draußen vor dem Tor auf dem Hinrichtungshügel Golgatha. Für jeden, der
dieses Opfer für sich gelten lässt, ist Jesus zugleich der Hohepriester,
der ihm zuspricht: Dir ist vergeben. Sein Opferblut ist gestrichen
an die vier Arme des Kreuzes, und das ist dadurch der Altar. * * * Musik * * * Wer die Arbeit auf
sich nimmt und den ganzen Hebräerbrief liest, dem dürfte das
letzte Kapitel vorkommen wie das Finale einer langen Symphonie. Thema
und Gegenthema werden durchmusiziert in mehreren Sätzen - und schließlich
kommt alles zusammen in Klarheit und Kraft beim Finale. Der Tempel wurde zerstört, 40 Jahre nach Jesu Tod. Doch das Volk Gottes lebt weiter (trotz aller Verfolgung und Katastrophen) - und es wartet auf Gottes Finale, auf die Ankunft des Messias, denn in Jesus können sie ihn nicht erkennen. An die Stelle der Opfer sind die Gebete getreten. Als Jesus rief am
Kreuz: es ist vollbracht!, da zerriss der Vorhang im Tempel,
der das Allerheiligste abgrenzt von allen. Außer dem Hohen Priester
einmal im Jahr beim Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag,
durfte niemand hinter diesen Vorhang. * * * Musik * * * Lasst uns zu
ihm hinausgehen aus dem Lager seine Schmach tragend (so ist
die wörtliche Übersetzung) denn wir haben hier
keine bleibende Stadt griechisch polis. Kaiser, Patrizier, Architekten, Künstler, Handwerker haben viel Bleibendes und Bedeutendes hinterlassen. Politiker haben auch manche Zerstörung angerichtet, deren Spuren bleiben. Wir haben unseren Platz gefunden, erarbeitet, aufgebaut und arbeiten weiter daran - mancher sehr erfolgreich. Der 1. FCN war sogar schon Deutscher Meister! Doch gerade bei denen, die ganz nach oben gekommen sind, können wir oft sehen, wie vergänglich ihr Glanz, ihr Ruhm, ihr Glück ist - und sie hatten so viel investiert: Kraft, Lebenszeit, auch Freiheit - oft wurde selbst die Liebe geopfert. Mehr oder weniger sind wir alle in diesem Spiel des Lebens gefangen, wir suchen Anerkennung (am liebsten Bewunderung), Erfolg, auch Macht - unser Heil werden wir darinnen nicht finden. Lasst uns hinausgehen aus diesem Gefängnis, zu ihm, auch wenn es uns Anerkennung kostet oder den Erfolg mindert und unsere Macht verringert. Er hat die Schmach, eigentlich unsere Schmach, getragen und sich ganz geopfert - nicht, damit wir es nachmachen, aber damit wir frei werden von vergänglichen Zwängen und Verführungen, frei von Versagensängsten und Lebensgier, frei für den Weg in eine bleibende Zukunft - denn die zukünftige Stadt ist die, welche auf uns zukommt und uns aufnehmen will. Wir sollten versuchen, sie im Blick zu behalten, trotz aller Angebote, Verführungen, Täuschungen an unserem Weg. Nicht, weil wir das Scheitern der Siegreichen als Mahnung sehen, sondern weil der Sieg des am Kreuz gescheiterten uns bleibende Zukunft gibt. Vielleicht lässt sich dafür noch ein moderneres Bild finden als Altar und Stiftshütte. Wenn du nach China willst und dich auf dem Weg machst - dann ist hoffentlich der Visumstempel in deinem Pass. Vielleicht bist du so berühmt, dass dich auch dort alle kennen wie Michael Jackson es war - doch auch er musste zum Konsulat und um ein Visum bitten. In die Stadt am Ziel unserer Reise wird keiner kommen wegen seines Ruhmes, wegen seiner guten Taten, oder Verdienste jeder braucht das Siegel des Botschafters von dort, der es mit seinem eigenen Blut einträgt auf der Urkunde, auf der steht: Ich nehme die gnadenvolle Einladung dankbar an. Du kannst dich ohne dieses Siegel auf den Weg machen, vielleicht in der Hoffnung, es noch dicht vor der Grenze zu bekommen. Du kannst auch das Siegel einst bekommen haben, bist aber in die falsche Richtung gefahren - in der Zuversicht, ich kann immer noch umkehren. Mir wäre das
zu riskant. Ich würde sagen: Komm zu Jesus und bleib
auf dem Weg. Dr. Hans Frisch |