Römer 12, 9

"Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr." Der Volksmund kann vielleicht keine Grammatik, dennoch ist da viel Wahres dran. Ich meine damit gar nicht das Fragen, wer nun das letzte Stück Kuchen noch essen möchte, obwohl ich das gerne hätte. Wenn ich einfach zugreife, kommt mein Bauch zwar zu weiteren Kalorien, aber eigentlich komme ich nicht weiter mit mir. Schon gar nicht, wenn noch jemand am Tisch sitzt und aus falscher Höflichkeit sagt: "Nee, nee, iss nur, ich bin dann eh satt.", hätte aber selbst auch noch ein Stück vertragen können und denkt über mich entsprechend. Wenn wir nie drüber sprechen, verlerne ich am Ende noch zu teilen. - Vielleicht wird ja hintenherum über mich geredet. - Wie oft reden wir Gutes über Einzelne in einer Gruppe - wenn die nicht dabei sind natürlich?

Das betrifft auch die Gemeinde. Immer mal wieder verstehe ich das Handeln einzelner Personen nicht. Dann ist es einfacher, sich über sie zu beschweren, als sie persönlich danach zu fragen, wie es ihnen geht. Dazu gehört Mut und Liebe zu den Menschen. Gerade wenn ich ansprechen muss, was mit nicht gefällt. Schon die erste Gemeinde in Rom bekommt vor knapp 2.000 Jahren Post von Paulus:

"Die Liebe soll echt sein, nicht geheuchelt.
Verabscheut das Böse, haltet euch unbeirrbar an das Gute."
Römer 12, 9

Das geht ohne klare Worte nicht und auf gar keinen Fall ohne gleichzeitige Wertschätzung. Gut ist, wenn wir uns dabei in die Augen sehen können.

Heiko Müller