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Der jüdisch-arabische Konflikt

gesendet am 24. August 2014 von Dr. Hans Frisch
 

Wir sind immer noch Weltmeister, seit Götzes Tor vor sechs Wochen. Der Kampf am Gazastreifen, der während der WM begann, ist immer noch nicht beendet, es fehlen dort Spielregeln und ein Schiedsrichter. Die WM hat die Menschheit näher zusammenrücken lassen und Freundschaften gestiftet - der Kampf bei Gaza vertieft Spaltungen und Feindschaften.

Der Israel-Gaza-Konflikt in den Medien

Ein Nachbar sagte: „Wenn das in den Nachrichten kommt, dann schalten wir immer um" - verständlich, denn die Bilder machen betroffen und absolut hilflos, Es ist keine Lösung in Sicht. Die Medien tragen ihren Teil dazu bei, sie zeigen in der Regel zerstörte Häuser und zivile Opfer - es entsteht der Eindruck einer Situation wie nach den Terrorangriffen auf Dresden und Nürnberg - doch die Zerstörungen in Gaza sind wohl kaum flächendeckend, sonst könnten aus der Stadt auch nicht Tausende Raketen auf Israel abgefeuert werden. Von denen werden meist nur die Rauchspuren am Himmel gezeigt.

„David gegen Goliath"

Nun ist bei einem Kampf „David gegen Goliath" die Sympathie meist auf Seiten des Schwächeren, auch wenn der statt Steinschleuder Raketen hat - doch die Originalgeschichte spielte 50 km weiter nördlich, vor 3.000 Jahren.

Der Anfang war damals umgekehrt - die Philister (es sind die Namensgeber der Palästinenser) waren damals die stärkste Militärmacht in der Region, hochgerüstet und kampferprobt. Den ganzen Küstenstreifen hatten sie erobert und fünf starke Städte mit Häfen lagen dort - auch Gaza.

Israel hatte das Landesinnere besetzt und in vielen Kämpfen behaupteten sich die zwölf Stämme über 100 Jahre - dann wählten sie einen König und wurden ein Volk.

Die Philister machten mobil, 3.000 Streitwagen hatte ihr Heer (Panzer wären das heute). Den größten Schrecken aber verbreitete der Riese Goliath, ein gewaltiger Kämpfer, der zum Zweikampf herausforderte: .„Werde ich besiegt, unterwerfen wir uns - siege ich, dann sollt ihr unsere Knechte sein und uns dienen."

Keiner wagte den Kampf - bis David mit seiner Steinschleuder kommt. Glatte große Kieselsteine gibt es dort in dem Bach heute noch, wir haben einen mitgenommen als wir dort waren.Der Ausgang des Kampfes David gegen Goliath ist bekannt. Es blieb nicht der letzte Kampf mit den Philistern.

Israel wird nach 1.000 Jahren von den Römern erobert

So entstand das Reich Israel - das Reich Davids. 1.000 Jahre überstand es mit manchen Höhen und vielen Tiefen und gehörte schließlich als „Provinz Judäa" zum römischen Imperium.

Noch einmal raffte sich das Volk der Juden auf zum großen Befreiungskampf. Rom musste Titus aus England holen um zu siegen, und der Titusbogen zeigt, welche Bedeutung dieser Sieg hatte - für Rom. Jerusalem und der Tempel waren zerstört, Millionen Juden waren tot, gefangen, versklavt. Das Land Judäa wurde Privatbesitz des Kaisers in Rom. Der übernächste Kaiser ließ die Trümmer Jerusalems völlig platt machen und baute eine römische Stadt darauf - mit einem Jupitertempel. Als er auch noch die Beschneidung verbot, kam es zum gewaltigen, zum letzten, dem Bar-Kochba-Aufstand.

Aus der römischen Provinz „Judäa" wird das „Land der Philister"

Nach dessen Niederschlagung wurde aus „Judäa" „Palästina" - „Land der Philister", obwohl es die nicht mehr gab, doch als Feinde Israels waren sie noch in Erinnerung. Juden war das Betreten der neuen römischen Stadt auf dem Grund Jerusalems bei Todesstrafe verboten.

Ein Geschichtsbuch über dieses Ende schließt: „Von diesem Tage an wurde den Juden die ganze Welt zur Heimat und ihr Herz zum einzigen Tempel, den sie besaßen." Das wurde 1933 geschrieben - da wurde mancher Teil der Welt wieder einmal recht unheimatlich für Juden - besonders Deutschland.

* * * Musik * * *

Nichts soll mehr an Israel erinnern

In einem schnellen Parcours haben wir versucht, die Entstehung des Staates Israel vor 3.000 Jahren mit seiner sehr wechselvollen Geschichte bis zur Katastrophe des letzten jüdischen Krieges, in den Blick zu bekommen. Am Anfang stand der Kampf mit den Philistern - zuerst buchstäblich "David gegen Goliath". Am Ende, als es schon keine Philister mehr gibt, sind die Juden noch im Land, das ihnen von Rom genommen wird - und Judäa wird umbenannt in "Palästina" - „Pilistin", „Land der Philister", um auch die Erinnerung auszulöschen.

Kein Jude durfte die „Aelia Capitolina", die römische Stadt auf den Trümmern Jerusalems, betreten. Was hätten sie dort auch gewollt? Wo der Tempel war, Ziel ihrer Sehnsucht und ihrer Pilgerreisen, stand ein Jupiterheiligtum.

Die Sehnsucht blieb über zwei Jahrtausende lebendig

Die Sehnsucht blieb durch zwei Jahrtausende lebendig: „Nächstes Jahr in Jerusalem" war der Abschiedsgruß bei jedem Passahfest in der Fremde. Doch Judäa-Palästina war nicht entvölkert - es waren Juden in der Heimat geblieben, es zog immer wieder Juden in ihre alte Heimat, aus den Nachbarländern kamen nichtjüdische Siedler. Die Macht Roms ging unter, Jerusalem bekam seinen alten Namen wieder und viele jüdische Bewohner.

Das Land wird vom Heer des Propheten Mohammed erobert

Karte des Osmanisches Reiches 1680 n. Chr.
Karte des Osmanisches Reiches 1680 n. Chr.

Doch ein Staat Israel konnte nicht entstehen. Das Land wurde als eins der ersten vom Heer des Propheten Mohammed besetzt - auf dem Tempelberg hatte er seinen „Ritt in den Himmel", und als Folge entstand hier der Felsendom und die Al Aqusa Moschee. So wurde Jerusalem auch zur Heiligen Stadt des Islam.

Es wurde blutig, als die Kreuzritter das „Heilige Land" und die „Heilige Stadt" für die Christen eroberten - auch als sie wieder vertrieben wurden. Die Juden dürften da aufgeatmet haben. Gegen eine Schutzsteuer wurden sie in die Obhut des Islam genommen (die Christen auch). Das änderte sich auch nicht, als das Land und die Stadt eine Provinz des gewaltigen osmanischen Reichs wurden. Bis zum ersten Weltkrieg lebten alle unter der Herrschaft des türkischen Sultans - nicht ganz schlecht und meist ganz friedlich.

Grund und Boden gehörte den Effendis, den Großgrundbesitzern die in Alexandria, in Beirut, in Paris lebten.- Die Verwaltung im Land hatten die Scheichs (die meist zu den großen Familien gehörten, welche den Mufti stellten) und den Boden bearbeiteten Fellachen - „Leibeigene" wäre zu stark ausgedrückt, „Pächter" stimmt auch nicht ganz. Sie durften arbeiten und ernten und mussten Pacht und Steuern zahlen. Wenn sie nicht zahlen konnten, bekamen sie Kredit - zu Wucherzinsen. Kein Wunder, dass sie verarmten und die Landwirtschaft sich nicht entwickeln konnte.

Auf dem Weg von den Pächtern zum Grundbesitzer blieb ein gut Teil der Abgaben in manchen Taschen hängen. Die Besitzer merkten, wie ihr Kapital, der Boden, immer geringere Rendite abwarf - doch dieses Kapital war nicht beweglich, konnte also nirgends sonst angelegt werden.

Der Traum vom jüdischen Staat

Da kam Theodor Herzl und der Zionismus. „Wir Juden brauchen eine Heimat" war seine Erkenntnis angesichts des überall latenten und hier und da in Pogromen aufflammenden Antisemitismus.

Nach langem Suchen blieb schließlich nur die alte Heimat als Möglichkeit. „Alt-Neuland" nannte er sein programmatisches Buch.
1898 entstand der zionistische Weltbund, und Herzl schrieb in sein Tagebuch: „Heute habe ich den Staat Israel gegründet. Ich werde mich hüten, es laut zu sagen, ich würde ausgelacht. Doch in 50 Jahren wird niemand mehr lachen."

50 Jahre später wurde der Staat Israel ausgerufen, es lachte niemand - im Gegenteil! Doch bis dahin ist noch einiges geschehen. Nach der Musik wollen wir hinschauen.

* * * Musik * * *

Grundbesitzer verkaufen ihr schlechtes Land für gutes Geld

Der Zionistische Bund kaufte Land, und die Grundbesitzer verkauften gern schlechtes Land für gutes Geld. So wurde ihr Kapital flüssig. Um die Pächter, die das Land verloren, kümmerte sich niemand. Manche lokale Scheichs klinkten sich in den Handel ein - sie nötigten kleinere Bauern, ihr Land billig zu verkaufen und gaben es teuer an die Juden weiter. Doch wer selbst Land verkaufte, war meist des Todes.

Zunehmend wurden die Juden als Feinde angesehen, und die Opfer der Landvertreibung gegen sie aufgehetzt. Mit der Waffe in der Hand mussten die jüdischen Siedler das gekaufte Land bearbeiten, Siedlungen und Straßen bauen. Aus der sumpfigen Scharon Ebene und der Jesreelebene entstanden fruchtbare Gartenlandschaften. „Unser Land" dachten wohl die ehemaligen Pächter, wenn sie das sahen. Es wurden unruhige und blutige Jahre und der Zustrom von Juden aus westlichen Ländern war spärlich. Aus Russland flohen viele in die Alt-Neue Heimat.

Nach dem ersten Weltkrieg wird das Osmanische Reich aufgeteilt

Das Britische Mandatsgebiet "Palästina" nach dem 1. Weltkrieg
Das Britische Mandatsgebiet "Palästina" nach dem 1. Weltkrieg

Dann kann der erste Weltkrieg, das Osmanische Reich kämpfte auf der deutschen Seite, und gehörte zu den Verlierern. Die befreiten Gebiete kamen unter Verwaltung der Sieger, in Syrien und Umgebung war Frankreich die Mandatsmacht und in den südlichen Gebieten England.

Zum Mandatsgebiet „Palästina" gehörte alles westlich und östlich des Jordan, auch ganz Jordanien. Das Gebiet vom Meer bis zum Fluss sollte jüdisches Siedlungsgebiet sein, Jordanien arabisches.

Der Zorn richtete sich gegen die Engländer, die als Kolonialmacht erlebt wurden; auch von jüdischen Kampfgruppen wurden sie angegriffen. Besonders als sie den wachsenden Strom jüdischer Flüchtlinge aus Nazideutschland stoppen wollten.

Ein jüdischer Freund erzählte wie er in Haifa tagsüber in englischem Dienst die Flüchtlinge abwehrte und nachts ihre Landung mit Booten weiter südlich unterstützte.

 

Der UN-Teilungsplan von 1947 für das britische Mandatsgebiet Palästina westlich des Jordans - Karte mit Jüdischem Staat in blau, arabischer Staat in grün
Der UN-Teilungsplan von 1947 für das britische Mandatsgebiet Palästina westlich des Jordans - Jüdischer Staat in blau, arabischer Staat in grün
Quelle: wikipedia.de, gemeinfrei

Juden akzeptiert 1947 den UN-Teilungsplan,
die Araber lehnten ihn ab

Teilungspläne der UN wurden von den Juden akzeptiert, jedoch von den Arabern abgelehnt. „Das ganze Land ist unser!" Im Herbst 1948 endete das englische Mandat - doch schon im Mai zogen sie ab. Fünf arabische Staaten in der Nachbarschaft standen bereit zum Angriff und zur Vernichtung der Juden. Am 14. Mai rief Ben Gurion den israelischen Staat aus. Die Flagge mit den Davidstern wurde gehisst.

Mit der Gründung des Staates Israel spitze sich die Lage zu

Am nächsten Tag griffen die Araber an. Sehr viele Araber im Gebiet Israel flüchteten zu den Angreifern, um nach dem Sieg wiederzukommen und Beute zu machen. Es ist nicht ganz geklärt, wie weit jüdische Kampfgruppen Terror ausübten. Ein Dorf wurde komplett vernichtet und die Bewohner umgebracht, die Nachricht davon dürfte die Panik verstärkt haben.

Den Juden war die Flucht der Araber sicher recht, denn sie waren potentielle Feinde und konnten leicht zu Partisanen werden. Vielleicht kam auch schon die Befürchtung auf, dass in einem Staat Israel eine arabische Mehrheit entstehen könnte. Die Flüchtlinge wurden nirgends in den arabischen Ländern integriert und blieben bis heute in Lagern.

srael hat den Angriff siegreich überlebt, auf Drängen der UN kam es zum Waffenstillstand. So blieb die „Westbank", ein Gebiet westlich des Jordan, in jordanischer Hand. Friedensverhandlungen wurden von den Arabern abgelehnt. In drei weiteren Kriegen versuchten sie Israel zu vernichten. Nur Ägypten und Jordanien schlossen schließlich Frieden. In Jordanien war es zum Bürgerkrieg gekommen, als die Palästinenser die Macht übernehmen wollten.

Zwischen den Kriegen geschahen immer wieder furchtbare Terroranschläge, die erst nachließen, als eine Mauer gebaut wurde. Seitdem werden aus Gaza immer mehr und immer stärkere Raketen nach Israel geschossen. Sie starten mitten aus den Wohngebieten oder auch von Schulgeländen - eindeutig mit der Absicht, dass Zivilisten, auch Kinder, getroffen werden, wenn ein Angriff auf die Abschussstelle erfolgt.

Die Toten und Verletzten, die zerstörten Häuser und die klagenden Menschen gehen dann als Bilder in die Welt - und erregen Stimmung gegen Israel, das unschuldige Menschen tötet. Die Raketen starten weiter. Dass sie in Israel weniger Opfer verursachen, liegt an den Schutzbunkern überall und den Abwehrraketen. „Israel schützt seine Bürger vor Raketen - die Hamas schützt Ihre Raketen mit den Bürgern" - und benutzt die Opfer dann, um Hass auf Israel anzuheizen.

Forderungen nach einer dauerhafte Waffenruhe kommen von beiden Seiten

Jerusalem mit Ölberg und Felsendom
Jerusalem mit Ölberg und Felsendom

Auf beiden Seiten sind viele Menschen, die eine bleibende Waffenruhe fordern - und auf eine Friedenslösung hoffen. Dazu gehören sicher die in Israel gebliebenen Palästinenser, die gleichberechtigte Bürger sind. Wenn man die fanatisch aufgehetzten Massen sieht, dann erscheint die Aussicht auf Frieden aber gering. Unter den Aufhetzern sind sicher die Familien, welche beim Landverkauf an die Juden damals viel verdient haben, und nun die damaligen Opfer der Enteignung aufhetzen. „Holt euch das Land zurück!"

Außer den Opfern des Anfangs dürfte es nur wenige Unschuldige in dem schlimmen Geschehen geben - doch ohne Schulderkenntnis und ohne Schuldbekenntnis ist Vergebung nicht möglich - und Schuld geht nur durch Vergebung aus der Welt. Damit sind wir in dieser jüdisch-arabischen Geschichte doch noch in die Nähe von Jesus Christus gekommen.

Dr. Hans Frisch