Ostern 2014 - Eine Nachlesegesendet am 27.04.2014 von Dr. Hans Frisch |
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Vor sieben Jahren waren wir auch in der Zeit nach Ostern auf Sendung - der Beitrag passt in diesem Jahr mit einer kleinen Änderung: Der Guinness Rekord für das größte Osterei von 8 m wurde bereits im nächsten Jahr gebrochen, er liegt jetzt bei 14 m - das Ei stand in Portugal. Wer 2007 zugehört hat und ein gutes Gedächtnis besitzt, der kann umschalten - oder nochmal dabei bleiben. Die Osterdekorationen sind aus den Geschäften verschwunden, hier und da liegen noch bunte Eier, das über acht Meter hohe Osterei im Hauptbahnhof von Berlin bleibt im Guinness-Buch der Rekorde, die Rückreisestaus auf den Autobahnen am Ferienende sind programmiert. Wieder ist eine Festzeit überstanden, und das war's. Die Begründungen für das Osterfest klingen manchmal eher germanischVon dem Anlass zum Fest ist bei vielen wenig bekannt - fragt einmal in eurer Umgebung. Ostern, das kommt von Ostera, der germanischen Göttin der Morgenröte und des Frühlings, sie war begleitet von einem Hasen, dem Symbol der Fruchtbarkeit. so oder ähnlich sind oft die Antworten. Auch für den Termin werden Begründungen gefunden, die germanisch klingen. Wir wollen uns in die Diskussion über Namen und Termin des Festes nicht einmischen. Einziges Zeugnis für den Namen Ostera ist die Deutung eines englischen Mönchs vor 1.300 Jahren, der von einer Göttin Eostro schreibt. Die germanischen Weihen bekam diese Göttin dann durch die Nazis, die ein jüdisches Fest durch uraltes Germanentum ersetzen wollten. Unser Osterfest hängt terminlich mit dem jüdischen Passahfest zusammenEs gibt aber eine
einleuchtende Deutung: Das jüdische Volk feierte und feiert immer
noch die Erinnerung an den Auszug aus der Knechtschaft in Ägypten
am 14. Nissan, das ist die Mitte des Monats am Frühlingsanfang -
und weil die jüdischen Monate jeweils mit dem Neumond beginnen, deshalb
ist in der Monatsmitte immer Vollmond, und nach dem richtet sich der Passahtermin
(Luther übersetzt Passah mit das jüdische Ostern.) Ihre Verzweiflung
verwandelte sich in Freude und in Begeisterung, die bald auch Tausende
von Juden ergriff: verständlich das in der Christengemeinde der Tag
der Auferstehung, also der Sonntag, als Tag des Herrn bald
den Sabbat als Feiertag ablöste. Der Name Tag des Herrn
ist in italienischen domenica und auch in den anderen romanischen
Sprachen erhalten. Taufen wurden gerne auf Ostern gelegtZeichenhandlung beim Eintritt in die Christengemeinde war von Anfang an die Taufe. Paulus hat von der Taufe an die Christen in Rom geschrieben: "Wisst ihr nicht,
dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen
Tod getauft?" * * * Musik * * * Am Rüsttage zu Passah wurde Jesus gekreuzigt - und am dritten Tage wurde er auferweckt - das ist das Zentrum des Christenglaubens, wobei das erste, die Kreuzigung, leicht, und das zweite, die Auferstehung, fast nicht zu glauben ist. Ehe wir weiter nachdenken, ist eine Entscheidung notwendig: Wollen wir im Leben von Jesus, in seinem Leiden und in seinem Tod Gottes Handeln erkennen (besser anerkennen), oder nicht? Wenn nein - dann ist ein Weiterdenken eigentlich überflüssig. Allenfalls könnte es zu Theorien führen, die das Aufkommen des Christentums erklären wollen aus psychologischen Gründen. Die Hinrichtung Jesu war dann eine Sache der Römer. Wenn ja - dann taucht die Frage auf: Wozu das Ganze? Der zornige
Gott muss durch ein Opfer gnädig gestimmt werden, so oder ähnlich
klingen manche Deutungen. Es gibt auch einige andere Versionen. Der Sieg des Lebens über den Tod war eine der Formeln, die Ostern zu hören waren. Jesus kannte die jüdischen TexteDie meisten Aussagen klingen gut und haben etwas für sich - mit
Ausnahme der Aussage vom zornigen Gott. Wenn wir uns den Geschehen
annähern wollen, dann müssen wir von dem Gott reden, von dem
Jesus sich gesandt wusste (oder gesandt glaubte!) - und das ist der Gott
Israels, der Gott des Alten Testaments. Die jüdische Texte aus dem Jesaja-Buch, den die Christen auf Jesus beziehenFürwahr, er trug
unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wer meint, es braucht ein Opfer, um Gott gnädig zu stimmen, der irrtWer bei dem Satz:
Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat
.. meint,
also doch ein Opfer, um Gott gnädig zu stimmen, der sollte
das Schuldopfer im Alten Testament noch einmal genau betrachten. Da geht
es nicht um das Bezahlen von Schuld sondern um den Weg, die Zeichenhandlung,
den Ort, wo ein Mensch den Zuspruch Gottes durch den Priester erfahren
kann: Und ihm wird vergeben Als Jesus starb, brachen auch die Messias-Hoffnungen der Jünger zusammenSo können wir den Kreuzestod Jesu für uns annehmen. Doch das konnten die Jünger damals nicht (und die Anderen schon gar nicht). Für sie war ihre Messiashoffnung zusammengebrochen, als ihr Meister am Kreuz starb, denn der Messias, der sollte Israel erlösen, zumindest von den Römern, auch von Krankheit und Leid. Dass sein Tod die Erlösung bringen sollte, das konnten sie sich nicht vorstellen, das konnte niemand sich vorstellen. In tiefer Trauer, voller Angst gingen sie in die Tage, die wir zu Ostern feiern. * * * Musik * * * Vierzig Tage dauerte
es nach Ostern bis zur Himmelfahrt - also: 40 Tage war Jesus nach Ostern
noch auf der Erde, genauer: 40 Tage lang begegnete er als Auferstandener
seinen Jüngern. Und die hatten das wirklich nötig. Erst als der Auferstandene den Jüngern das Geschehene an Hand der alten Prophetenbücher erklärt, werden sie frohDa spricht er zu ihnen: Warum glaubt ihr nicht dem, was die Propheten geredet haben. Musste nicht der Messias solches leiden? Und legt ihnen die Stellen im Alten Testament aus, die davon reden - sicher auch das vom leidenden Gottesknecht. Als sie in Emmaus ankommen und ihn einladen zum Essen, da bricht er das Brot, so wie er es beim letzten Abendmahl gebrochen hatte, und daran erkennen sie, dass es Jesus ist. Doch der ist plötzlich verschwunden. So geht es weiter. Einmal erscheint der Auferstandene bei ängstlich verschlossenen Türen im Zimmer, einmal am See Genezareth, als einige Jünger wieder beim Fischen sind. Meist erkennen sie ihn nicht gleich, manchmal meinen sie es wäre ein Geist. Es sind eigenartige Tage und eigenartige Begegnungen - und beim Bericht der Himmelfahrt steht: Einige aber zweifelten. Doch in diesen Tagen, da verstehen die Jünger, was da geschehen war auf Golgatha. Erlösung, das war nicht die Vertreibung der römischen Besatzer aus dem Land, das war Erlösung von der Schuld, welche unsere Beziehung zu Gott stört, auch unsere Beziehung untereinander und zu uns selbst. Erlösung durch Vergebung. Wer den Gekreuzigten als Schuldopfer für sich annimmt, dem wird vergebenUnd ihm wird vergeben, so lautete der Zuspruch durch den Priester beim Schuldopfer im Alten Testament. Und dir wird vergeben, so ist der Zuspruch für jeden der den Gekreuzigten als Schuldopfer für sich annimmt, wobei der am Kreuz das Opferlamm ist, der Auferstandene und in den Himmel Aufgefahrene zugleich der Hohe Priester. Das klingt jetzt alles etwas theoretisch - doch redet einmal mit Menschen, die am Ende waren, die das Ja zu sich selbst nicht mehr fanden und auch nicht das Ja zu den anderen, und die plötzlich begriffen: Für mich ist Jesus ans Kreuz gegangen, für mich hat Gott ihn hingegeben, damit ich erkenne und erfahre wie sehr ich geliebt bin, wie wertvoll ich für Gott bin. Es sind dramatische Veränderungen die Menschen da erlebt haben. Nun gehörst Du nicht zu denen, die am Ende sind, Du bis dir auch keiner Schuld bewusst, für die jemand sterben müsste - doch, weißt Du, wie sehr Gott dich liebt? Jesus hat das Gleichnis vom verlorenen Sohn erzählt. Der hatte sein Erbteil gefordert, der Vater hat es ihm gegeben. Er ging in die Welt und ließ sichs gut gehen, bis alles verbraucht war. Da landete er bei den Schweinen als Schweinehirt. Ich will zu meinem Vater gehen und bei ihm als Knecht arbeiten dachte er und kehrte um. Als er zerlumpt und dreckig zuhause ankam, da lief der Vater ihm entgegen, umarmte ihn, ließ ihn gar nicht zu Wort kommen mit seinem Schuldbekenntnis, ließ ihm ein Bad zu bereiten und ließ das Mastkalb schlachten, gab ihm neue Kleider und feierte mit ihm und für ihn ein Willkommensfest. Der ältere Bruder,
der treu und brav zuhause geblieben war, wurde mürrisch. Solange
diene ich dir, für mich hast du kein Fest gegeben. Jetzt kommt dieser
Davongelaufene zurück und wird so begrüßt! Er hatte
gar nicht bemerkt, was er alles an Gutem gehabt hatte die ganze Zeit beim
Vater. Allen, denen es richtig gut geht, wünsche ich, dass sie das genauso erkennen und erfahren, so dass sie eine Adresse haben für ihren Dank. Und die, welche meinen, sie haben keine Vergebung nötig, sie brauchten keine Gnade, die meinen, sie seien nach menschlichen Maßstäben und nach den Maßstäben Gottes völlig ok, die dürfen das alles vergessen. Aber vielleicht irren die sich. Dr. Hans Frisch |