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Im Bibelflash:

Psalm 26

gesendet am 19.04.2015 von Jens R. Göbel
 

 

Unsere Welt ist ungerecht. Von frühester Kindheit an müssen wir immer wieder diese Erfahrung machen. Immer wieder wird uns Unrecht angetan, werden wir überforteilt, geschädigt. Sicher, man kann sich um einen Ausgleich bemühen, aber leider kommt der nicht immer zustande. Wohl nur selten ist der andere freiwillig dazu bereit. Für Rechtsschritte ist die Beweislage dann vielleicht zu dünn; und selbst wenn man es versucht, eine Gerichtsverhandlung führt auch nicht unbedingt zu Gerechtigkeit.

Als verbleibendes Mittel scheint dann nur noch die Selbstjustiz. Eine Vorgehensweise, die allerdings nicht konform mit der Bibel geht. Schon das Alte Testament führt die unabhängige Gerichtsbarkeit ein (3. Mose 19,18; 5. Mose 17,12). Aber, wenn alle Stricke reisen, wie kommt man dann zu seinem Recht?

Psalm 26 ist ein Ruf nach Gerechtigkeit, wie er sicherlich vielen aus dem Herzen spricht. Auffallend ist allerdings, wie der Autor darauf bedacht ist, nicht selber als ungerecht gelten zu müssen. Er vergilt nicht Böses mit Bösem. Er behält Gottes Spielregeln im Auge und versucht fair und gerecht zu bleiben. Nicht nur in der konkreten Konfliktsituation, sondern in allen Lebenslagen.

Das alleine bringt natürlich noch keine Gerechtigkeit - oder doch? Es löst zwar noch nicht unbedingt das eigene Problem, aber für das Umfeld wird man so zu einer Quelle der Gerechtigkeit. Vielleicht beeindruckt es ja schon die Gegenpartei und man findet doch noch zueinander. Und wenn nicht, dann ist Gott die letzte Instanz. Er sorgt letztlich für den Ausgleich. Wenn nicht direkt im Konflikt, dann doch zu einem späteren Zeitpunkt. Mit dieser Hoffnung und Erfahrung kann der Psalmist formulieren:

"Deine Gnade habe ich stets vor Augen,
und deine Treue bestimmt meinen Weg."

Psalm 26, 3

So kann aus dem Ruf nach Gerechtigkeit eine Wegbestimmung für das eigene Verhalten werden.

Jens R. Göbel, 18.04.2015