Was könnte Thema
sein, für die nächste Sendung? Immer wieder taucht die Frage
auf - und gewissermaßen gehen die Antennen auf Suchempfang. Wieder
einmal kam die Antwort aus der Frankfurter - der FAS, der Sonntagszeitung.
Die
Hochzeit zweier schwarzer Löcher
Vor drei Wochen berichtete
die von einem erfolgreichen Suchempfang. Ganze zwei Seiten über eine
empfangene Nachricht - per E-Mail kam sie an einen Physiker in Hannover.
Weitergeleitet war sie von zwei Empfängern in den USA - angekündigt
wurde sie vor 100 Jahren von Albert Einstein, da war die Nachricht aber
schon mit Lichtgeschwindigkeit 1 Milliarde Jahre unterwegs gewesen - und
am 14. September 2015 kam sie an, eine Gravitationswelle. Es war eine
"Hochzeitsnachricht" - zwei schwarze Löcher hatten sich
vereint, vor 1,3 Milliarden Jahren (also in 1,3 Milliarden Lichtjahren
Entfernung) - das gewaltigste Ereignis, das wir uns im Kosmos vorstellen
können.
Die freiwerdende Strahlungsenergie
war höher als die Strahlung aller Sterne im Universum - für
weniger als 1 Sekunde - doch hätten wir nichts davon gesehen, auch
wenn wir damals in der Nähe gewesen wären. Denn schwarze Löcher
senden kein Licht aus, es wird von ihrer gewaltigen Gravitation zurückgehalten.
Es sind Gravitationswellen die sich ausbreiten, die Einstein in seiner
Relativitätstheorie behauptet und nach denen die Wissenschaft seit
Jahrzehnten fahndet - bis zum September 2015 erfolglos.
Die Massenanziehung, die Schwerkraft, die Gravitation - das ist eine Verformung
des Raumzeitkontinuums, hatte Einstein erkannt. Dann müssten bewegte
Massen in diesem Kontinuum Wellen erzeugen, wie ein Schiff im Wasser -
Gravitationswellen.
Leider sind selbst die Bugwellen, welche die Erde auf ihrer Bahn durch
den Raum erzeugt zu schwach für eine Messung - und viele kosmische
Ereignisse geschehen so weit weg, dass ihre Signale auch zu schwach für
einen Nachweis waren. Doch nun stehen in Amerika zwei neue Geräte
- im Abstand von 3000 km, die sind nach einer Generalüberholung empfindlich
genug.
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LIGO-Messung
von Gravitationswellen in Hanford, Washington (links) and Livingston,
Louisiana (rechts) und Vergleich von erwartem und gemessenem Signal.
Quelle: wikipedia.de von
Abbott et al. unter Creative-Commons-Lizenz Namensnennung
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Das
Signal, dass sie empfangen haben dauerte nur eine Zwanzigstel Sekunde
und musste milliardenfach verstärkt werden, damit es auf dem Monitor
sichtbar wird. Die Kurven entsprechen genau der Kurve, die nach den Berechnungen
und mit Einsteins Formel erwartet wurden.
Das klingt sehr theoretisch und sehr weit weg - doch mit Sicherheit wird
das Thema wieder und wieder auftauchen, wahrscheinlich auch bei der nächsten
Verleihung des Nobelpreises für Physik.
So, wie der Blick Galileos durch das neue entwickelte Fernrohr das Fenster
zum Kosmos öffnete, so öffnet dieses Gerät den Blick in
eine kosmische Wirklichkeit, die wir bisher nur glauben und berechnen
konnten - obwohl es die Wirklichkeit ist, in der wir leben. Unabsehbar,
was in dieser neu eröffneten Wirklichkeit uns erwartet.
Ich beneide die jungen Zuhörer um das, was sie alles davon erfahren
haben werden, wenn sie so alt sind wie ich jetzt bin.
Musik
Nicht nur das Ereignis,
von dem das Signal stammt, war gewaltig (auch in kosmischen Maßstäben)
- auch der Aufwand, dieses winzige Signal zu empfangen ist es.
Allein die Generalüberholung der beiden Detektoren in den USA kostete
200 Millionen Dollar - sie sind auch riesig! Zwei 4 km lange Vakuumrohre,
und ein Rechenzentrum von der Größe der Meistersingerhalle.
Die Baukosten dürften im Milliardenbereich liegen. Allein das Jahresbudget
für das beteiligte Rechenzentrum bei Hannover beträgt 10 Millionen
Euro, und von der Art gibt es 40 auf der Welt, in denen über 1000
Wissenschaftler arbeiten.
Die Kosten entsprechen denen von 1000 Kernspintomographen - doch die gibt
es ja auch, und die Luxus-Kreuzfahrtschiffe, die Düsenjäger,
die Raumsonden und die Satelliten für Navigationsgeräte und
die Milliarden Smartphones, und, und, und.
Am gleichen Tag, an
dem ich morgens die Nachricht in der Frankfurter Sonntagszeitung gelesen
hatte, hörte ich bald danach Nachrichten über die Situation
in Äthiopien. Eine ungeheure Dürre hat dort praktisch die gesamte
Ernte vernichtet, massenhaft sterben die Tiere, vor allem die Milchlieferanten,
und 10 Millionen Menschen sind vom Hungertod bedroht - vor allem Kinder,
stillende und schwangere Frauen.
Aktuell werden in
diesem Jahr 1,4 Milliarden Dollar für die Nothilfe gebraucht, davon
ist noch nicht einmal die Hälfte eingegangen, trotz vieler Zusagen
von Staaten und Organisationen. - Doch der Hunger wartet nicht.
Das hat mit dem Gravitationswellenprojekt nichts zu tun, auch nichts mit
dem Luxuskonsum der reichen Länder und der reichen Leute, oder den
Ausgaben für Waffen und Militär.
Ein Beobachter, der von außen die Menschheit betrachten würde,
der würde aber zumindest ratlos den Kopf schütteln über
eine solche Situation. Wenn er dann noch merken würde - den Menschen
in Europa, Amerika und den anderen reichen Ländern werden die Hungerbilder
aus Äthiopien gezeigt, und die gehen weiter ihren Vergnügungen
nach - dann könnten wir nur hoffen, dass dieser Beobachter kein Richter
ist.
Die Maßstäbe,
nach denen so einen Richter urteilen würde, hat Jesus beschrieben:
Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben.
Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich
bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt
gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis
gewesen und ihr habt mich nicht besucht.
Schon fast 1000 Jahre früher verkündete der Prophet Jesaja die
Forderungen Gottes an den Menschen: Brich dem Hungrigen dein Brot, und
die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt
siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
Solange unser Wohlstand noch wächst, wir unseren Luxus, unsere Vergnügungen
nicht einschränken müssen, dürften wir nur schwer Ausreden
für unterlassene Hilfe finden. Das deutsche Volk könnte auf
seine Hilfsleistungen für Flüchtlinge hinweisen - doch muss
es sich auch bewusst bleiben, wieviel Unheil es in die Welt gebracht hat.
Die ehemaligen Kolonialmächte und die heutigen Wirtschaftsmächte
sind für viele Missstände in Afrika mitverantwortlich - und
auch deshalb zur Hilfe verpflichtet.
Letztlich werden alle auf einen gnädigen Richter hoffen müssen,
und diese Erkenntnis könnte uns gnädig stimmen gegenüber
denen, die auf unsere Hilfe hoffen.
Musik
Da sind wir zwischen
zwei Katastrophen geraten - eine gewaltige kosmische, die eigentlich nichts
mit uns zu tun hat, außer dass ihr nachträglicher Nachweis
Milliardenkosten erfordert - und eine lokale irdische, für deren
Abwendung eineinhalb Milliarden notwendig wären, und an deren Entstehung
wir, die reichen Länder, irgendwie beteiligt sind. Die bedroht sehr
viele Menschenleben - und das Sterben hat schon begonnen. Auch das Leiden
im Hungerelend ist furchtbar.
Doch keiner fühlt sich wirklich schuldig.
Sicher, meine Flugreise in südliche Urlaubsländer trägt
bei zum Klimawandel, der wahrscheinlich die klimatischen Störungen
verstärkt, die Katastrophen mitverursachen - doch das Flugzeug fliegt
trotzdem, auch wenn ich verzichte.
Völlig sinnlose millionenteure Fernsehshows laufen, auch wenn ich
nicht zuschaue - die Einschaltquote (und damit die Werbeeinnahmen des
Senders) beeinflusst das nicht.
Dass ich kein Smartphone brauche ändert nichts an der fast fanatischen
Gier nach dem neuesten I-Phon, und damit der Nachfrage nach seltenen Erden
aus Afrika, über die meist korrupte Machthaber verfügen.
Nein, ich kann zur Abwendung der Katastrophen in Äthiopien (und der
sich anbahnenden anderen Katastrophen in Afrika) nichts beitragen - auch
Du nicht.
Dass viele Superreiche der Welt, wie Bill Gates und Mark Zuckerberg, die
Hälfte oder mehr ihres Milliardenvermögens für Hilfsprojekte
spenden wollen (und schon damit anfangen) das weckt Hoffnung, die Hilfe
möge schneller wachsen als die Probleme. Wenn allerdings Zuckerberg
mit seinen Milliarden (unter anderem) den Zugang zu Facebook (der Quelle
seines Reichtums), für die Jugend Afrikas fördern will (mit
entsprechender Nachfrage nach zugehöriger Technik), dann kommen mir
Zweifel.
Ein gewichtiger Grund für das boomende Geschäft der sozialen
Netzwerke, das Zuckerberg zum Multimilliardär macht, ist das Bedürfnis
nach Zugehörigkeit des Einzelnen. Ein Maß dafür ist die
Zahl der Likes - denn jedes davon bedeutet ein kleines "Ja"
zu mir, das ich so dringend brauche.
Hier ist es billiger zu haben, als da wo ich mit einem tollen Outfit imponiere,
oder dem neuesten Auto, oder mit einer besonderen Leistung, oder auch
der helfenden Zuwendung zu meinem Nächsten.
Wenn ich bei einer so blöden Veranstaltung wie "2 gegen Alle"
unter den 500 Teilnehmern gewesen wäre und bei der Frage: "Was
ist das Lieblingsgericht der Deutschen" auf "Currywurst"
getippt hätte, und damit an einem Punkt für "Alle"
teilgehabt hätte - der Beifall gälte auch mir, und wäre
ein "Ja". Für einen Moment!
Auch der rauschende Beifall, der einen Star bejaht, trägt nur kurz
- er braucht ihn immer wieder.
Mein Hunger nach Bejahung kann letztlich nur gestillt werden in der Liebe,
und je geringer da das Angebot ist, umso mehr wächst die Nachfrage
nach Ersatz.
Denn jeder Einzelne braucht dieses Ja im Kern seiner Person - das kollektive
Ja, das man beim Eintritt in eine Gemeinschaft erfährt, reicht nicht
aus, obwohl es eine wichtige Stütze sein kann.
Nun ist ein Ja in der Welt, das jeden meint:
"So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn
gab, damit alle die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das
ewige Leben haben."
Das sagt Jesus am Anfang seines Weges zu einem jüdischen Ratsherrn
- und wahrscheinlich war der im Hohen Rat dabei, als dieser zu Gericht
saß über Jesus.
Er mag zufrieden gewesen sein, als der Verteidiger alle Zeugenaussagen
entkräftete, und er meinte vielleicht: Jetzt ist Jesus frei. Doch
als dann der Hohe Priester die Frage stellt: "Bist du der Messias,
der Sohn des Hochgelobten?" und Jesus antwortet: "Ich bin es!"
- da hört auch er das als Gotteslästerung, und stimmt zu: "Todesstrafe".
Denn so erbärmlich konnte ein "Sohn Gottes", der Messias,
nicht aussehen.
Damit sind wir in der Passionszeit angekommen. Es dauerte damals nur wenige
Stunden vom Urteil bis zur Kreuzigung - doch Gott hat seinen Sohn hingegeben
aus Liebe zu uns, zu jedem Einzelnen, und jeder Einzelne darf dieses Ja
der Liebe annehmen. Es kann zum Fundament seiner Person werden, so dass
er auf Ersatz nicht mehr angewiesen ist.
Aber, so wie jede Liebe nur im Vertrauen entstehen und leben kann, so
lebt auch dieses Ja nur im Glauben. Wer es erlebt hat, der versteht mich
und wird es bezeugen.
Die Begeisterung über die unglaublichen Leistungen der Wissenschaft
und Technik wird dadurch nicht verringert.
Dr. Hans Frisch
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