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Im Bibelflash:

„Der wahre Jakob“

gesendet am 26. Juli 2020 von Jens R. Göbel
 

 

Wenn jemand oder etwas nicht echt ist, sondern eine Fälschung, dann wird dieser oder dieses schon mal als nicht „der wahre Jakob“ bezeichnet. Die Redewendung „der wahre Jakob sein“ hat seinen Ursprung gewissermaßen in der Bibel, wenngleich hier mittelalterliche Legenden den Überbau bilden.

Bei Jakob denkt der Bibelleser sicherlich zunächst mal an den Stammvater Israels, dessen zwölf Söhne die zwölf Stämme Israels begründen. Der ist aber nicht gemeint. Wohl aber ein nach ihm benannter Nachfahre, der in der Bibel ebenfalls eine prominente Stellung einnimmt. Es ist der Apostel Jakobus, einer der zwölf Jünger Jesu. Da es zwei Jünger mit diesem Namen gab, wird er auch Jakobus der Ältere genannt, auch wenn das Alter nicht bekannt ist. Aber er wurde zuerst erwählt und gehörte zu den drei engsten Vertrauten Jesu (Markus 9,2). Zusammen mit seinem Bruder Johannes und Petrus. Auf Grund ihres Temperaments wurden er und Johannes von Jesus auch die „Donnersöhne“ genannt (Markus 3,17).

Jakobus war mit seiner Prominenz ein Spitzenkandidat für das mittelalterliche Heiligengeschäft. Pilger würden großen Reichtum in die Kassen der Stadt spülen, die den Besitz seiner Gebeine glaubhaft machen konnte. Dieses Glück wurde im 9. Jhd. einer Ortschaft im Nordwesten Hispaniens, im heutigen Spanien, zuteil. Schnell nach dem „Fund“ wurde eine erste Kathedrale gebaut und das Pilgerwesen gestartet.
Von Beginn an hatte dieser Pilgerweg politische Bedeutung. Bildete er doch ein Bollwerk gegen die von Süden her vordringenden Araber und Berber. Die christliche Front gegen den Islam. Ein freier Korridor als Ausgangszone für die Reconquista.

Während sich phantasiereiche Legenden um Jakobus Wirken und Überführung ausbildeten, sagt die Bibel nur das über seinen Tod:

Um jene Zeit aber legte Herodes, der König, Hand an einige von der Gemeinde, sie zu misshandeln; er tötete aber Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert.“
Apostelgeschichte 12, 1-2

Geschehen ist das zum Passahfest, mutmaßlich in Jerusalem. Jakobus gilt damit als erster Märtyrer unter den zwölf Jüngern.

Aber was hat es nun mit „dem wahren Jakob“ auf sich? Nach dem frühen Erfolg des Jakobswegs haben viele Städte auch das „echte“ Grab von Jakobus gemeldet. Qua päpstlichen Beschluss wurde aber Santiago de Compostela der wahre Jakob zugesprochen. Sicherlich auch auf Grund der politischen Bedeutung. Wo nun allerdings der wahre Jakob tatsächlich liegt, das weiß nur Gott.

Jens R. Göbel, 24.07.2020