„Jemanden auf Herz und Nieren prüfen“

Jetzt wollen wir doch die Sache mal auf Herz und Nieren prüfen! - Zum Beispiel, ob die am Wochenanfang gelockerten Maßnahmen in der Coronakrise nun wieder zu einer Erhöhung der Reproduktionszahl über 1 führen. Diese Zahl ist ja wie der Zinssatz beim Schuldenmachen: Wenn der Zins zu hoch ist, schaffe ich es irgendwann nicht mehr, das abzuzahlen, was jeden Monat immer noch durch den Zins oben drauf kommt. Vom Tilgen ganz zu schweigen.

Aber wir waren beim Prüfen. Auf Herz und Nieren. Was heißt das eigentlich? - Der Ausspruch kommt natürlich wieder aus der Bibel. Im Alten Testament steht zum Beispiel bei Jeremia:

„Ich, der Herr, erforsche das Herz und prüfe die Nieren,
um einem jeden zu vergelten nach seinen Wegen,
nach der Frucht seiner Taten.“
Jeremia 17, 10

Wofür schlägt mein Herz, fragen wir uns manchmal, wofür stehen wir? Aber dann gehen uns manche Dinge doch an die Nieren. Da können wir noch so ein starkes Herz haben, im tiefsten Inneren verborgene Gefühle und Gedanken beeinflussen uns letztendlich mehr.

Nicht nur zu Zeiten des Alten Testaments, wir Menschen sind immer schnell dabei, anderen Schlechtes zu wünschen, wenn wir sie in einer Sache für schuldig halten oder als Ursache eines Leides sehen, das uns gerade betrifft.

Bevor wir allzu schnell aktiv werden, erinnert uns der Text aus Jeremia daran, das besser in neutrale und professionelle Hände abzulegen: „Ich, der Herr, erforsche das Herz und prüfe die Nieren.“ - Meine ja schließlich auch.

Heiko Müller