„Die Rache ist mein“

„Die Rache ist mein“. Diese Redewendung findet Verwendung, wenn man sich moralisch im Recht sieht, Rache zu üben. Gerade die moralische Überlegenheit wird hier besonders betont, klingt die Redewendung doch an eine biblische Aussage an. Denn schon bei Mose sagt Gott:

„Mein ist die Rache und die Vergeltung“
5. Mose 32, 35

Eine Aussage, die nicht nur zur Rechtfertigung eigener Rache herangezogen wird. Kritiker nehmen diese um die Bibel schlecht zu machen und Gott als rachsüchtig darzustellen.

Liest man die Bibel allerdings genau, dann gibt sich ein ganz anderes Bild. Es gilt das ganze Gegenteil.

Wenn Gott das Thema Rache an sich zieht und für sich vorbehält, dann nimmt er es ja gleichzeitig uns Menschen weg. Wohl wissend, dass wir damit nicht wirklich gut umgehen können. Wir tendieren schon mal dazu, über zu reagieren, wenn wir voll Adrenalin stehen. Tatsächlich verbietet Gott jegliche Rache. Schon im Alten Testament ist sie nicht vorgesehen. Ganz offensichtlich aber im Neuen, wenn Paulus diese Stelle zitiert und schreibt:

„Rächt euch nicht selbst, Geliebte,
sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben:
'Mein ist die Rache; ich will vergelten', spricht der Herr.“
Römer 12, 19

Rache ist eben nicht mein, sondern Sache Gottes. Gott übt dabei Rache nicht wie wir Menschen. Er kennt das ganze Bild. Gott richtet mit Gerechtigkeit. Das kann ganz anders aussehen, als wir es für unsere Feinde vorgesehen hätten. Deshalb liegt es an uns, nur Gutes zu tun - selbst unseren Feinden gegenüber (Römer 12,20).

Leicht ist das nicht. Für den natürlichen Menschen wohl erstmal unmöglich. Irgendwann ist das Maß an Ungerechtigkeit so groß, dass unsere Geduld aufgebraucht ist. Aber mit Jesu Geist dürfen wir selbst in diese übermenschliche Langmut reifen (1. Korinther 13,4; 2. Korinther 6,6). So dürfen wir Gott ehren indem wir immer offensichtlicher zeigen, dass Gottes Geist tatsächlich wirkt.

Jens R. Göbel, 20.02.2021