gesendet am 6. Januar 2025 von Uwe Schütz |
|
Was wird da wie und warum gefeiert?In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt ist der 6. Januar als Heilige Drei Könige" ein gesetzlicher Feiertag. Und alle Jahre wieder gehen dort in diesen Tagen um den 6. Januar Sternsinger, meist Kinder, als Caspar, Melchior und Balthasar verkleidet von Haus zu Haus, um Geld für notleidende Kinder zu sammeln. Den Leuten, die ihnen die Tür öffnen, singen sie ein Lied und sprechen ein Gebet oder sagen Gedichte auf. Dann schreiben sie mit geweihter Kreide "C+M+B" und die jeweilige Jahreszahl über die Haustür. Es steht auf lateinisch Christus mansionem benedicat für Christus segne dieses Haus!. Das Sternsingen geht auf die Erwähnung
der Sterndeuter oder Weisen in der Weihnachtsgeschichte im Matthäus-Evangelium
der Bibel zurück, wo es heißt: Als Jesus zur Zeit des
Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe,
da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist
der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen
sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. In der Bibel sind es also weder Heilige noch Könige, auch gibt es keine Angabe über ihre Anzahl. Von drei Königen ist erst im späten 3. Jahrhundert die Rede. Und erst im 6. Jahrhundert bürgerten sich in Westeuropa die Namen Caspar, Melchior und Balthasar ein. Im 12. Jahrhundert begann man in der Kunst, die Sterndeuter als Vertreter der damals bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika darzustellen also einer mit schwarzer Hautfarbe. Auch der Nürnberger Albrecht Dürer machte 1504 in seinem Werk Anbetung der Könige diese geografische Zuordnung. Es soll ausdrücken: Gott ist für alle Menschen Mensch geworden. Seit einigen Jahre gibt es immer wieder Debatten darüber, ob in Krippendarstellungen einer der drei Sterndeuter eine dunkle Hautfarbe haben darf und ob Sternsinger sich schwarz schminken sollen oder nicht. So kritisierte die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland 2020, schwarze Menschen würden so auf ihre Hautfarbe und äußere Merkmale reduziert, Schminken sei rassistisches Blackfacing und ignoriere, wie es auf Betroffenen wirke. Und es sei unzeitgemäß, Andersartigkeit überhaupt darstellen zu wollen. (Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.) Die katholische Wochenzeitung Tagespost hielt dagegen: Von Blackfacing zu sprechen ist historisch-kulturell und theologisch Unsinn. Das Kindermissionswerk Die Sternsinger
empfiehlt den Kindern schon seit Jahren: Kommt so, wie ihr seid.
Kommentatoren, die im Gesicht färben
eine schöne Tradition sehen, entgegnen sie: Viel
wichtiger ist doch, dass Kinder und Jugendliche den christlichen Segen
zu den Menschen bringen und Spenden für benachteiligte und Not leidende
Gleichaltrige in aller Welt sammeln. Darin steckt der wahre Wert des Sternsingens.
Die Aktion ist bunt, lebendig und fröhlich eben eine echte
Aktion von Kindern für Kinder. |
|||
Die Sterndeuter - woher kamen sie und wie landeten sie in Judäa?
Schon in vorchristlicher Zeit gab es in verschiedenen Kulturkreisen Sterndeuter/ Astrologen, insbesondere aber in China, Indien und im babylonischen Reich, dem Land zwischen Euphrat und Tigris. In der Bibel heißt bei Matthäus: Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem ... (Matthäus 2,1, Einheitsübersetzung 2016) Sie kamen also wahrscheinlich vom Euphrat im babylonischen Reich. Dort war es schon seit Jahrhunderten ihre Aufgabe, die Bewegung der Sterne und vor allem der Planeten zu beobachten und dem König den Stand und ihre Deutungen mitzuteilen. Sie hatten damit wichtigen Anteil an allen großen Entscheidungen, über Vertragsabschlüsse und über Krieg und Frieden. Alle Beobachtungen am Himmel dokumentierten sie gewissenhaft in Keilschrift in Bibliotheken aus gebrannten Tontafeln. Schließlich konnten sie die Bahnen der Planeten am Fixsternhimmel schon viele Jahre vorausberechnen. Was war das aber für ein außergewöhnliches Licht am Himmel, dass die Sterndeuter die 1.200 km nach Jerusalem führte? Ein Komet, eine Supernova oder eine übernatürliche Erscheinung? Wer im Jahr 2020 in den vorweihnachtlichen Abendhimmel geschaut hat, konnte bei klarem Himmel ein seltenes Schauspiel beobachten: Die Planeten Jupiter und Saturn näherten sich so sehr aneinander an, dass beide Planeten am 21. Dezember zu verschmelzen schienen und als eine Art heller Doppelstern leuchteten. Dies könnte auch eine Erklärung für den Stern von Bethlehem sein, wie er in der Weihnachtsgeschichte beschrieben wird, sagt der Freiburger Astrophysiker Wolfgang Schmidt. Dass diese Konstellation auch im Jahr 7 vor unserer Zeitrechnung beobachtet werden konnte, hat bereits der Theologe und Astronom Johannes Kepler (1571-1630) berechnet. Damals im Jahr 7 vor Christus hatten sich die beiden Planeten sogar gleich dreimal in einem Jahr am Himmel angenähert: im Mai, im Oktober und letztendlich im Dezember. Diese dreimalige Konjunktion sei ein noch wesentlich selteneres Ereignis, erläuterte Schmidt, und werde erst wieder im Jahr 2238 zu sehen sein. Als im Jahre 7 vor unserer Zeitrechnung
diese größte aller Konjunktionen im Sternbild der Fische eintrat,
waren die Sterndeuter davon überzeugt, dass dies ein ganz großes
Ereignis ankündigt. So machten sie sich mit ihren Weihegeschenken
auf den 1.200 km weiten Weg nach Westen und folgten wohl dieser seltenen
Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn nach Judäa.
Und irgendwann machten sich auch Josef mit Maria, seiner Verlobten, von
Nazareth auf den Weg nach Bethlehem, weil er ein Nachkomme von König
David war und weil der römische Kaiser es für seine Volkszählung
so wollte. |
|||
Wie fanden die Sterndeuter von Jerusalem nach Bethlehem?In Jerusalem angekommen, erkundigen sich die Sterndeuter zunächst in der Stadt: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. (Matthäus 2,2, Einheitsübersetzung 2016) Als der von den römischen Besatzern installierte und beim jüdischen Volk verhasste König Herodes davon erfährt, wittert er Unruhe. Er bestellt die jüdischen Hohenpriester und Schriftgelehrten zu sich und fragt sie, wo denn der Christus geboren werden solle. Und sie antworten prompt und klar: In Bethlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten (Micha 5,1). Heimlich ruft König Herodes die Sterndeuter zu sich. Er lässt sich erklären, wann der Stern erschienen sei und schickt sie nach Bethlehem: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige! (Matthäus 2,8) Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen, berichtet Matthäus (Matthäus 2,9-10). Der Freiburger Astrophysiker und Experte für Sonnenphysik Wolfgang Schmidt ist davon überzeugt, dass die Sterndeuter in der dunklen Wüste das Zodiakallicht gesehen haben, also Sonnenlicht, das durch den interplanetaren Staub reflektiert wird. Das habe dann ausgesehen wie eine Art «kosmische Taschenlampe» mit Jupiter an der Spitze. Bei uns sei es wegen der Lichtverschmutzung allerdings nicht mit bloßen Augen zu sehen. Und weiter heißt es im Bibeltext: Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. (Matthäus 2,10-11, Einheitsübersetzung) Nur weil die römischen Besatzer eine Volkszählung befahlen, kam Jesus nicht in Nazareth in der nördlichen Provinz Galiläa, sondern wie vom Propheten Micha über 700 Jahre zuvor im Tanach, der hebräischen Bibel, vorhergesagt in Bethlehem in Judäa südlich von Jerusalem zur Welt. Angefangen hatte die Geschichte damit,
dass Gott einen Engel zu Maria schickte, die noch ein Teenager war und
sie fragte, ob sie bereit sei, den Retter zur Welt zu bringen. Mir
geschehe, wie du gesagt hast, ist ihre Antwort. (Lukas
1,38) So fangen Geschichten mit Gott an, und er ist es, der die
guten Werke vorbereitet, die wir als seine Leute tun sollen. (nach Epheser
2,10) |
|||
Autor:
Uwe Schütz |