Bedeutung
Identitätspolitik
bezeichnet politisches Handeln, bei dem die Bedürfnisse einer
spezifischen Gruppe von Menschen im Mittelpunkt stehen.
Angestrebt werden dabei
höhere Anerkennung der Gruppe, die Verbesserung ihrer gesellschaftlichen
Position und die Stärkung ihres Einflusses. Um die Mitglieder
einer solchen Gruppe zu identifizieren, werden kulturelle, ethnische,
soziale oder sexuelle Merkmale verwendet. Menschen, die diese Eigenschaften
haben, werden zu der Gruppe gezählt und häufig als homogen
betrachtet.
Quelle: wikipedia.de
Der Streit um die Rechte von Minderheiten
Der Streit um die
Identitätspolitik wird immer heftiger geführt. Dabei geht
es um die Rechte von sexuellen, religiösen, kulturellen und
ethnischen Minderheiten. Verstärkt wurden die Diskussionen
durch die Black Lives Matter-Bewegung nach dem Tod des Afroamerikaners
George Floyd im vergangenen Mai. Inzwischen radikalisiert sich die
Debatte immer stärker und droht - statt zu einen - die Gesellschaft
zu spalten, schrieb Tim Herden, Hauptstadtkorrespondent des
MDR am 13. März 2021 in seiner Kolumne.
Macrons Rede zum 200. Todestag von Napoleon B.
Der französische
Präsident Emmanuel Macron hat in seiner Ansprache zum 200.
Todestag von Napoleon ein Zeichen gesetzt gegen die Identitätspolitik
an Universitäten und gegen Denkmalstürmerei. Es gehe nicht
darum, Napoleon zu feiern, sondern seiner zu gedenken.
Napoleon ist ein Teil von uns. Sein Werk prägt
uns weiterhin. Noch heute lebe Frankreich in Strukturen, die
er prägte.
Cicero-Redakteur Jens Nordalm kommentierte seine Rede: Franzosen
sind Menschen mit Napoleon-Hintergrund, Deutsche sind solche mit
Bismarck-Hintergrund und ja, auch mit Nazi-Hintergrund:
aber alle Deutschen, als Staatsbürger.
Kann eine Gesellschaft allen gerecht werden?
Wolfgang Thierse, SPD-Politiker
und früherer Bundestagspräsident, hat mit seinen Wortmeldungen
innerhalb der SPD eine Debatte um linke Identitätspolitik ausgelöst.
Er warf die Frage auf, wieviel Identitätspolitik die Gesellschat
verträgt. Thierse fürchtet, dass linke Identitätspolitik
"in ihrer Entschiedenheit in der Gefahr ist, nicht akzeptieren
zu können, dass nicht nur Minderheiten, sondern auch Mehrheiten
berechtigte kulturelle Ansprüche haben und dies nicht nur als
bloß konservativ oder reaktionär oder gar als rassistisch
denunziert werden sollte". Er wurde daraufhin von der Parteivorsitzenden
Saskia Esken zum rückwärtsgewandten Genossen degradiert.
Sahra
Wagenknecht: Identitätspolitik konstruiert allzu oft gemeinsame
Interessen
In ihrem neuen Buch "Die
Selbstgerechten: Mein Gegenprogramm - für Gemeinsinn und Zusammenhalt"
geht Sahra Wagenknecht mit linker Identitätspolitik hart ins
Gericht. Sie betont,
dass es natürlich richtig sei, Diskriminierungen zu überwinden,
aber die Identitätspolitik konstruiere allzu oft gemeinsame
Interessen, »wo es überhaupt keine gibt«. Gemeinsame
Interessen, das ist Wagenknechts Credo, haben die Armen und Ausgegrenzten
und zwar unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht und sexueller
Orientierung. Die Identitätspolitik hingegen schaffe einen
Pseudozusammenhalt in kleinen Gruppen, torpediere aber dadurch das
gesamtgesellschaftliche Gemeinschaftsgefühl.
Autor dieser Webseite:
Uwe Schütz, 15.05.2021
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