Hintergrund-Infos Wer ist László Tökés |
László Tokés ist ein Angehöriger der ungarischen Minderheit in Rumänien und evangelisch-reformierter Geistlicher. Er gilt als Auslöser der Revolution 1989 in Rumänien. Er ist heute Bischof der Ungarischen Reformierten Kirche und Abgeordneter des Europaparlaments.
Im Sommer 1988 organisierte László Tokés den Widerstand von ungarischen reformierten Pfarrern gegen die sogenannte Systematisierung, d. h. das staatliche Dorfzerstörungsprogramm von Ceausescu. Dadurch wurde der Geheimdienst Securitate auf ihn aufmerksam. Nachdem sich der Geheimdienst der Durchführung eines Kulturfestivals im Oktober 1988 widersetzte, das gemeinsam mit der römisch-katholischen Kirche in Timisoara organisiert wurde, untersagte László Papp, Bischof der reformierten Kirche sämtliche Jugendaktivitäten in der Region Oradea (zu der Timisoara gehört). Trotzdem arbeitete Tokés mit dem Bischof der Rumänisch-Orthodoxen Kirche bei einem anderen Festival im Frühling 1989 zusammen. Am 31. März 1989 befahl Bischof Papp Tokés, die Predigten in Timisoara einzustellen und in das abgelegene Dorf Mineu (ungarisch: Menyo) umzuziehen. Tokés widersetzte sich diesem Befehl, und seine Gemeinde unterstützte ihn. Der Bischof zog vor Gericht, um ihn zur Räumung seines Pfarrhauses zu zwingen. Obwohl sein Elektrizitätsanschluss abgestellt wurde, blieben seine Gemeindemitglieder weiterhin auf seiner Seite. Einer von ihnen, Erno Ujvárossy, wurde am 14. September in einem Wald außerhalb von Timisoara ermordet aufgefunden, und Tokés' Vater wurde für kurze Zeit verhaftet. Im September 1989 äußerte sich Tokés im ungarischen Staatsfernsehen regimekritisch über Ceausescu und seine Herrschaft. Auf Schleichwegen war die Videobotschaft nach Budapest gelangt und wurde von dort ausgestrahlt. Das Ungarische Staatsfernsehen konnte damals im Westen Rumäniens mit Hilfe von Fernsehantennen relativ problemlos empfangen werden. So wurde ein Teil der Bevölkerung informiert. Am 20. Oktober 1989 sollte
László Tokés zwangsumgesiedelt werden. Der damalige
Bürgermeister von Timisoara, Petre Mot, konnte jedoch die Zwangsumsiedlung
nicht vollziehen. Gläubige Ungarn, aber auch Deutsche, Serben und
Rumänen, darunter vor allem Jugendliche, hielten Mahnwachen vor seinem
Haus. Die gespannte Lage erreichte ihren Höhepunkt zwischen dem 15.
und 17. Dezember, als Militär, Polizei und Geheimdienst versuchten,
die Menschenmenge auch mit Schüssen zu vertreiben.
Über die Zahl der Todesopfer gibt es widersprüchliche Angaben.
Auf Befehl von Elena Ceausescu wurden 40 Tote in Lastwagen nach Bukarest
gefahren und eingeäschert / kremiert, um die Identifikation der Leichen
unmöglich zu machen. Am 18. Dezember nahmen Zehntausende von Industriearbeitern
in Timisoara den gewaltlosen Widerstand auf; bis zum 20. Dezember war
die ganze Stadt in Aufruhr. Quelle: wikipedia.de, Stand: 08.12.2009 Hilfsaktion Märtyrerkirche über Pastor László TökésEr war ein guter Seelsorger, aber politisch ein "Stiller im Lande", berichtet die Hilfsaktion Märtyrerkirche über Pastor László Tökés (HMK-Jahrbuch 2004). Im April 1989 wurde sein Gewissen endgültig geweckt. Von nun an nannte er Menschenrechtsverletzungen beim Wort und forderte Glaubensfreiheit. Seine Predigten gingen von Mund zu Mund und verbreiteten sich im ganzen Land. Daraufhin wurde er von "Unbekannten" überfallen und verprügelt. Bei Verhören wurde er gefoltert. Als die Polizei nach acht Monaten täglichen Terrors Tökes verhaften und in die Karpaten abschieben will, steht nicht nur seine Gemeinde zu ihm. Mehr als 5.000 Einwohner versammeln sich vor der Kirche, in die er sich geflüchtet hat, um der Deportation zu entgehen. Polizei und Militär bahnen sich einen blutigen Weg zum Gebäude und verhaften Tökes. Doch die Situation beruhigt sich nicht wie vom Regime erwartet. In der ganzen Stadt kommt es zu Demonstrationen und Arbeitsniederlegungen. Laut fordern die Demonstranten die ihnen vorenthaltenen Rechte. Die Angst, welche die Menschen jahrzehntelang lähmte, ist wie weggewischt. Sicher gab es viele Ursachen, die zum Sturz des Diktators Nicolai Ceausescu und zu seiner Hinrichtung geführt haben - aber es war die mutige Haltung des Pfarrers László Tökés, die den Anlass für die Revolution in Rumänien brachte. Heute ist László Tökés Bischof der Ungarischen Reformierten Kirche Rumäniens und Präsident des Ungarischen Nationalrates in Siebenbürgen. Seit 2007 ist er Mitglied des Europa-Parlaments - zunächst parteiunabhängig und jetzt in der EPP (European People's Party). Er setzt sich u.a. dafür ein, dass die Leiden der Diktatur nicht vergessen werden. Autor dieser Seite: Uwe Schütz, 08.12.2009 mehr bei uns: |