Antisemitismus?
Die Rede eines MdB-Abgeordneten
zum 3. Oktober sorgt für Wirbel
|
Martin
Hohman, MdB
Quelle: www.martinhohmann.de
|
04.11.2003: Der Zentralrat
der Juden in Deutschland hat gegen den Bundestagsabgeordneten
Martin Hohmann Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt. Was
der Abgeordnete in seiner Rede zum 3. Oktober 2003 gesagt habe,
sei "das Schlimmste an Antisemitismus, was ich in den vergangenen
Jahren gehört habe", sagte der Zentralrats-Vorsitzende,
Paul Spiegel. (Quelle: t-online.de)
CDU-Chefin Angela Merkel
distanzierte sich am Freitag, 31.10.03, in Berlin von der Rede des
Unions-Abgeordneten Martin Hohmann mit den Worten: Das sind
völlig inakzeptable und unerträgliche Äußerungen,
von denen wir uns aufs Schärfste distanzieren. (Quelle:
cdu.de) In einem Interview äußerte sie sogar Zweifel
an der demokratischen Grundhaltung Hohmanns.
Die hessische CDU verurteilte
ebenfalls die Rede: "Diese Haltung und Sprache Hohmanns ist
nicht die unsrige", betonte Generalsekretär Michael Boddenberg
am Freitag in Wiesbaden. Er forderte den Abgeordneten auf, "derart
unhistorische, falsche und unakzeptable Äußerungen zu
unterlassen". (Quelle: cdu.de)
Heute, 04.11., entließ
Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) sogar einen Brigade-General
der Bundeswehr (Reinhard Günzel), weil er durch seine positiven
Äußerungen zur Rede das Ansehen der Bundeswehr beschädigt
habe. Er hatte Hohmanns Rede in einem persönlichen Schreiben
an MdB Martin Hohmann als eine ausgezeichnete Ansprache" bezeichnet
und dem Redner "Mut zur Wahrheit und Klarheit" bescheinigt.
(Quelle: t-online.de) Das ZDF-Magazin "Frontal 21" veröffentlichte
entgegen aller Versprechen dieses Schreiben mit Namensnennung.
Hohmann wurde heute
von der Unionsfraktion aus dem Innenausschuss des Bundestages abgezogen
und in den Umweltausschuss versetzt. Mehrere Politiker, auch der
eigenen Partei, fordern, die CDU müsse sich ganz von Hohmann
trennen. Der Text der Rede war ursprünglich auf einer Website
der Neuhofer CDU veröffentlicht. Nachdem der Hessische Rundfunk
empört über die Rede Homanns berichtete, verschwand die
Rede vom Server.
Politiker aller Bundestagsparteien
scheinen sich einig zu sein. Für diejenigen, die sich trotzden
eine eigene Meinung bilden wollen, sind hier die wesentlichen Auszüge
aus der Rede Hohmanns vom 03.10.2003.
Was hat Martin Hohmann
am 3. Oktober gesagt?
Der Bundestagsabgeordnete
Martin Hohmann sprach am 3. Oktober 2003 zum Thema "Gerechtigkeit
für Deutschland" und seiner "schwierigen Beziehung".
Er sprach über soziale Ungerechtigkeiten in Deutschland und
seiner Forderung, angesichts knapper Kassen auch Auslandszahlungen
zu kürzen. Er suchte nach Ursachen, warum die Bundesregierung
dies abgelehnt habe. Zitat:
"Fragt man nach
den Ursachen dieser Schieflage, so werden viele antworten: Das
liegt an der deutschen Geschichte.
Meine Damen und Herren,
kein Kundiger und Denkender kann ernsthaft den Versuch unternehmen,
deutsche Geschichte weißzuwaschen oder vergessen zu machen.
Nein. Wir alle kennen die verheerenden und einzigartigen Untaten,
die auf Hitlers Geheiß begangen wurden. Hitler, als Vollstrecker
des Bösen, und mit ihm die Deutschen schlechthin, sind
gleichsam zum Negativsymbol des letzten Jahrhunderts geworden.
Man spricht von einer "Vergangenheit, die nicht vergehen
will". Man räumt dem Phänomen Hitler auch heute
noch in öffentlichen Darstellungen eine ungewöhnlich
hohe Präsenz ein. Tausende von eher minderwertigen Filmen
sorgen vor allem im angelsächsischen Ausland dafür,
das Klischee vom dümmlichen, brutalen und verbrecherischen
deutschen Soldaten wachzuhalten und zu erneuern."
( ...)
"Die Deutschen
als Tätervolk. Das ist ein Bild mit großer,
international wirksamer Prägekraft geworden. Der Rest der
Welt hat sich hingegen in der Rolle der Unschuldslämmer
- jedenfalls der relativen Unschuldslämmer - bestens eingerichtet.
Wer diese klare Rollenverteilung - hier die Deutschen als größte
Schuldigen aller Zeiten, dort die moralischen überlegenen
Nationen - nicht anstandslos akzeptiert, wird Schwierigkeiten
erhalten. Schwierigkeiten gerade von denen, die als 68er das
"Hinterfragen, das Kritisieren und das Entlarven"
mit großem persönlichen Erfolg zu ihrer Hauptbeschäftigung
gemacht haben. Einige von den Entlarvern hat es bekanntermaßen
bis in höchste Staatsämter getragen.
Meine sehr geehrten
Damen und Herren,
um jedem Mißverständnis
auszuweichen: Mit Ihnen gemeinsam bin ich für Klarheit
und Wahrheit. Es soll, darf nicht verschwiegen und beschönigt
werden. "Hehle nimmer mit der Wahrheit, bringt sie Leid,
nicht bringt sie Reue", sagt der Dichter. Ja, das Unangenehme,
das Unglaubliche, das Beschämende an der Wahrheit, das
gilt es auszuhalten. Wir Deutschen haben es ausgehalten, wir
halten es seit Jahrzehnten aus. Aber bei vielen kommt die Frage
auf, ob das Übermaß der Wahrheiten über die
verbrecherischen und verhängnisvollen 12 Jahre der NS-Diktatur
nicht
a) instrumentalisiert
wird und
b) entgegen der
volkspädagogischen Erwartung in eine innere Abwehrhaltung
umschlagen könnte.
Immer und immer
wieder die gleiche schlimme Wahrheit: Das kann, das muß
geradezu psychische Schäden bewirken, wie wir aus der Resozialisierungspsychologie
wissen.
(...)
"Auf diesem
Hintergrund stelle ich die provozierende Frage: Gibt es auch
beim jüdischen Volk, das wir ausschließlich in der
Opferrolle wahrnehmen, eine dunkle Seite in der neueren Geschichte
oder waren Juden ausschließlich die Opfer, die Leidtragenden?"
Martin Hohmann nennt
Beispiele, wo Juden an Gewaltherrschaften in leitender Funktion
beteiligt gewesen seien, z.B bei der Gründung der Sowjet-Union:
"Konkret stellt
sich die Frage: Wieviel Juden waren denn nun in den revolutionären
Gremien vertreten? Zum siebenköpfigen Politbüro der
Bolschewiki gehörten 1917 vier Juden: Leo Trotzki, Leo
Kamenjew, Grigori Sinowjew und Grigori Sokolnikow. Die Nichtjuden
waren Lenin, Stalin, Bubnow.
...
Diese Feststellung leitet zu einem Kapitel über, das zur
damaligen Zeit für ungeheure Empörung gesorgt hat.
Der Mord am russischen Zaren und seiner Familie wurde von dem
Juden Jakob Swerdlow angeordnet und von dem Juden Chaimowitz
Jurowski am Zaren Nikolaus II. eigenhändig vollzogen."
Martin Hohmann weist
anschließend daraufhin, dass religiöse Juden in der Sowjet-Union
Verfolgung ausgesetzt waren:
"Wie ging es
den religiösen Juden selbst in der frühen Sowjetunion?
Auch sie waren der Verfolgung durch die Bolschewisten ausgesetzt.
An der Spitze der bolschewistischen sogenannten Gottlosen-Bewegung
stand ausgerechnet Trotzki. Er leugnete damals sein Judentum,
wurde aber von den Russen und weltweit als Jude wahrgenommen.
Meine Damen und Herren,
wir müssen genauer hinschauen. Die Juden, die sich dem
Bolschewismus und der Revolution verschrieben hatten, hatten
zuvor ihre religiösen Bindungen gekappt. Sie waren nach
Herkunft und Erziehung Juden, von ihrer Weltanschauung her aber
meist glühende Hasser jeglicher Religion. Ähnliches
galt für die Nationalsozialisten. Die meisten von ihnen
entstammten einem christlichen Elternhaus. Sie hatten aber ihre
Religion abgelegt und waren zu Feinden der christlichen und
der jüdischen Religion geworden. Verbindendes Element des
Bolschewismus und des Nationalsozialismus war also die religionsfeindliche
Ausrichtung und die Gottlosigkeit. Daher sind weder "die
Deutschen", noch "die Juden" ein Tätervolk.
Mit vollem Recht aber kann man sagen: Die Gottlosen mit ihren
gottlosen Ideologien, sie waren das Tätervolk des
letzten, blutigen Jahrhunderts. Diese gottlosen Ideologien gaben
den "Vollstreckern des Bösen" die Rechtfertigung,
ja das gute Gewissen bei ihren Verbrechen. So konnten sie sich
souverän über das göttliche Gebot "Du sollst
nicht morden" hinwegsetzen. Ein geschichtlich bisher einmaliges
millionenfaches Morden war das Ergebnis. Daher, meine Damen
und Herren, plädiere ich entschieden für eine Rückbesinnung
auf unsere religiösen Wurzeln und Bindungen. Nur sie werden
ähnliche Katastrophen verhindern, wie sie uns Gottlose
bereitet haben. Die christliche Religion ist eine Religion des
Lebens. Christus hat gesagt: "Ich will, daß sie das
Leben haben und daß sie es in Fülle haben" (Joh
10, 10). Damit ist nicht nur das jenseitige, sondern ganz konkret
unser reales heutiges Leben und Überleben gemeint. Deswegen
ist es auch so wichtig, daß wir den Gottesbezug in die
europäische Verfassung aufnehmen.
Meine sehr geehrten
Damen und Herren,
wir haben also gesehen, daß der Vorwurf an die Deutschen
schlechthin, "Tätervolk" zu sein, an der
Sache vorbeigeht und unberechtigt ist. Wir sollten uns in Zukunft
gemeinsam gegen diesen Vorwurf wehren.
Unser Leitspruch
sei: Gerechtigkeit für Deutschland, Gerechtigkeit für
Deutsche.
Ich komme zum Schluß
und sage: Mit Gott in eine gute Zukunft für Europa! Mit
Gott in eine gute Zukunft besonders für unser deutsches
Vaterland!"
Soweit Auszüge aus
der Rede von Martin Hohmann, CDU, Mitglied des Deutschen Bundestages
für den Wahlkreis Fulda.
Quelle: Heise-Verlag unter www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/15981/1.html
Zu den Vorwürfen
gab Martin Hohmann am 31.10.2003 folgende Presseerklärung ab:
"Ich bezeichne
weder Juden noch Deutsche als Tätervolk",
darauf legt der Fuldaer CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann
hinsichtlich seiner Rede vom 3. Oktober wert. Im übrigen
betont er: "Es war und ist nicht meine Absicht, Gefühle
zu verletzen
Berlin, 31. Oktober 2003
Autor
dieser Seite: Uwe Schütz, 04.11.03
|