AREF-Startseite

AREF-News

"Für uns ist es wie ein Fest"

FC Bayern München spielt am jüdischen Neujahrsfest gegen Maccabi Tel Aviv

Champions-League-Pokal14.09.04: 189 Tage nach der 0:1-Niederlage bei Real Madrid startet der FC Bayern am Mittwoch beim Neuling Maccabi Tel Aviv in Israel in die neue Champions League-Saison.

Das Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern München und Maccabi Tel Aviv findet nun doch am Abend des jüdischen Neujahrsfestes (15.09.) in Tel Aviv statt. Trotz mehrerer Anträge habe der Europäische Fußballverband (UEFA) das Spiel nicht auf einen anderen Termin verlegt, kritisierte FC-Bayern-Präsident Beckenbauer.

Für Bayern Münchens Auftaktgegner Maccabi Tel Aviv ist die Teilnahme an der Champions League wie eine Reise ins gelobte Fußball-Land. Mit der ersten Qualifikation für Europas Elite-Liga ist nicht nur für Trainer Nir Klinger ein Traum in Erfüllung gegangen. „Für uns ist es wie ein Fest. Wir sind Außenseiter, aber wir wollen hart arbeiten, um das Fest lange genießen zu können“, sagte der Coach vor der Partie am Mittwoch gegen den deutschen Rekordmeister. Übertragung 20.45 Uhr auf Premiere. Sat.1 überträgt das Champions-League-Spiel Bayer 04 Leverkusen - Real Madrid.

Trotz Einmütigkeit keine Terminänderung bei UEFA möglich

Die Freude auf die Champions League wurde nur durch das Gezerre um den Termin für das Premieren-Spiel getrübt. Immer noch sind viele Israelis verbittert über die rigide Politik der UEFA, die darauf besteht, das Spiel am Tag des Beginns des jüdischen Neujahrsfestes abzuhalten. Am 15. September kommt das öffentliche Leben in Israel zum Erliegen, und es finden normalerweise keine Sportveranstaltungen statt. Nicht einmal Franz Beckenbauers Zuspruch („Bei uns würde am Weihnachtsabend wohl auch niemand zum Fußball gehen.“) half, und so fürchtet mancher in Israel halb leere Ränge im Nationalstadion Ramat Gan.

Die israelische Regierung hatte darum gebeten, dass die Begegnung wegen des jüdischen Neujahrsfestes Rosch HaSchanah bereits am Dienstag stattfinden kann. "Ich weiß nicht, was das Problem der UEFA war. Wir wollten ja helfen, aber wir konnten nicht. Das war mangelnde Flexibilität von Seiten der UEFA", so Beckenbauer.

Auch der Bayern-Präsident und auch Bundesaußenminister Joschka Fischer hatten dem Europäischen Fußballverband vorgeschlagen, das Spiel zu verschieben. Vorstandsvorsitzende von Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, kann die Entscheidung der UEFA nicht nachvollziehen. "Ich habe mit dem Präsidenten von Maccabi telefoniert und ihm gesagt, dass wir bereit wären, das Spiel von Mittwoch auf Dienstag zu verlegen, um den religiösen Interessen Israels gerecht zu werden", sagte er der "Jüdischen Allgemeinen".

Auf die Frage, ob der FC Bayern bereit wäre, am Ostermorgen oder am Heiligen Abend zu spielen, antwortete Karlheinz Rummenigge: "Nein, natürlich nicht.
Aber für uns ist das Thema auch einfacher zu handhaben. Wir spielen zum achten Mal in der Champions-League. Wir schauen uns die Spieldaten genau an.
Und wenn es Änderungswünsche gibt, melden wir die bei der UEFA an. Maccabi Tel Aviv spielt zum ersten Mal in der Champions-League. Und man darf nicht
vergessen, dass sie sich erst einen Tag vor der Auslosung qualifiziert haben. Für sie war bis zuletzt offen, ob sie überhaupt dabei sind. Änderungswünsche sind laut Statut aber immer vor der Auslosung bekannt zu geben. Das hätte man bei der UEFA vielleicht etwas großzügiger handhaben können."

Beckenbauer: "Bayern-Spieler sollten Jad Vaschem besuchen"

Der Präsident des Fußballvereins Bayern München, Franz Beckenbauer, hat seine Spieler angeregt, die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem zu besichtigen. "Sie sollten dorthin gehen, es wäre gut für die Spieler", sagte Beckenbauer am Sonntag. "Es ist ein bewegender und beeindruckender Ort." Er selbst hatte Jad Vaschem 1987 besucht, als er mit der deutschen Nationalmannschaft für ein Spiel nach Israel gekommen war.

Keine Sicherheitsbedenken

Nach Beckenbauers Angaben haben die Bayern keine Bedenken bezüglich der Sicherheitslage. "Wir vertrauen voll und ganz den israelischen Behörden", so
der Präsident. "Sie werden sich darum kümmern. Wir fahren hin, um Fußball zu spielen. Die Spieler sollte das alles nicht stören."

FC Bayern kommt ohne den Iraner Vahid Hashemian nach Tel Aviv

Der iranische Spieler Vahid Hashemian fällt für das Spiel nun doch aus (Quelle: www.fc-bayern.de am 14.09.04). Der iranische Stürmer muss nach dem Spiel gegen Bielefeld wegen Rückenproblemen passen. Für ihn steht Pizarro erstmals wieder auf dem Platz.

Bisher hatte Bayern-Trainer Felix Magath nach Spekulationen, ob dieser bereit sein werde, in Israel anzutreten, mitgeteilt, dass auch der iranische Spieler Vahid Hashemian nach Tel Aviv mitkommen werde.

Seit der islamischen Revolution vor 25 Jahren hat kein iranischer Sportler mehr Israel bereist. Auch sportliche Vergleiche mit Israelis sind selbst auf neutralem Boden verboten. Ein Sprecher der staatlichen iranischen Sportorganisation der Nachrichtenagentur ISNA sagte: "Die Gesetze im Iran sind klar und deutlich: Jegliche Reisen von iranischen Sportlern nach Israel, ob nun als Einzelathleten oder im Team, sind gesetzlich verboten", sagte . Wer das Gesetz nicht einhalte, müsse "mit Konsequenzen rechnen".

Warum startet Israel bei europäische Wettbewerben?

Israel tritt bei internationalen Wettbewerben - auch beim Grand Prix Eurovison und bei Olympischen Spielen - bei Europa auf, da es von arabischen Ländern boykottiert wird.

Quelle: israelnetz.com-Newsletter

Autor: Uwe Schütz, 14.09.04

mehr bei uns:
Israel ist bei den Olympischen Spielen ein europäischer Staat