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"Stop Smoking" - Rauchverbot in Irland

Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen in Kraft

Mit dem Zug an der Zigarette zum Guinness-Bier soll des in den gemütlichen irischen Pubs, Restaurants und Bars vorbei sein. Als erstes Land der EU und wohl auch weltweit führt die Republik Irland ein totales Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen ein.

7.500 Tote und ein wirtschaftlicher Schaden von 1,5 Millarden Euro

In den meisten Büros, Kinos und in Bus und Bahn wird schon seit langem "freiwillig" aufs Rauchen verzichtet wird. Nach Berechnungen der Regierung in Dublin sterben jährlich 7.500 Menschen an den Folgen des Tabak-Konsums. Krankheiten, die auf Rauchen zurückzuführen sind, kosten den Staat pro Jahr mehr als eine Milliarde Euro. "Raucherpausen" und unentschuldigtes Fernbleiben vom Arbeitsplatz führten 2003 zu Produktivitätseinbußen von 385 Millionen Euro. Das Rauchen, so der Wirtschaftsstatistiker David Madden, hat "direkte Auswirkungen auf die Konkurrenzfähigkeit der irischen Wirtschaft".

"Raucherzonen" haben sich nicht bewährt

Gesundheitsminister Michael Martin, Initiator des Verbots, stellt aber das persönliche Wohlergehen der Bürger in den Vordergrund. Das Gesetz sei nötig, um die über 70 Prozent der Iren zu schützen, die nicht rauchen. "Sie werden ungefragt den Folgen des passiven Rauchens ausgesetzt, dessen Gesundheitsschädigung riesig ist", sagte er. Auch stimme die Regierung Forschungsergebnissen in Australien zu, wonach "Raucherzonen" in Bars und Restaurants nicht effektiv sind. Sie wären, so Martin, in irischen Pubs sinnlos, wo in der Regel 65 Prozent der Besucher eine Zigarette in der Hand haben.

Kneipen- und Barbesitzer wollen dagegen klagen

Nach Martins Aussagen steht eine Mehrheit der Bevölkerung hinter dem Rauchverbot. Kritiker behaupten dagegen, dass mehr als 80 % der Iren das Gesetz für "übertrieben" halten. Maßgeblicher Widerstand schlug der Regierung von der Vereinigung der Weinhändler entgegen, in der die Kneipen -und Barbesitzer des Landes zusammengeschlossen sind. Sie drohten der Regierung von Bertie Ahern damit, das Verbot von irischen und europäischen Gerichten überprüfen zu lassen. "Was nützt es mir, mit 70 noch gesund zu sein, wenn ich mit 30 keinen Job mehr habe", klagte Barmann Kevin Barry sein Leid in der "Irish Times".

Barbesitzer müssen haften

Mit einiger Skepsis sehen die Kneipen -und Barbesitzer der Umsetzung des Verbots entgegen. Sie müssen nämlich mit Geldstrafen von bis zu 3.000 Euro rechnen, wenn ihre Gäste beim Rauchen ertappt werden. Der Vorsitzende der Winzervereinigung, Donall O'Keefe, gab seinen bedrängten Mitgliedern den Rat, "aggressive, bedrohliche und gewaltsame Konfrontationen" mit Gesetzesbrechern zu vermeiden. Es sei falsch, klagte O'Keefe, allein die Kneipeneigner zu bestrafen. Auch der Raucher müsse gesetzlich zur Verantwortung gezogen werden.

Beobachter sagen voraus, dass die Regierung bei der Anwendung des Verbots zunächst milde vorgehen wird. Zur Überwachung der 10.000 Pubs des Landes sind zunächst einmal nur 41 "Umweltschutzbeamte" abgestellt. "Es wird ein bisschen so sein wie bei der Einführung der Sitzgurte im Auto. Die Regierung hofft darauf, dass die Gesetzesbrecher sich schämen", sagte ein Dubliner.

Tourismusbranche will mit "frischer Luft" werben

Bei Anti-Raucher-Gruppen herrscht offene Begeisterung über die Pionierrolle Irlands. Aber auch die Tourismusbranche gewinnt dem Verbot gute Seiten ab. Ihre Umfragen haben ergeben, dass 80 % der Touristen das Rauchverbot gutheißen. "Für sie ist die Atmosphäre unserer Pubs, das warmherzige Willkommen, die Hauptsache. Mit dem Werbeslogan "Komm' nach Dublin und schnapp frische Luft" will sie 2004 mehr als sechs Millionen Besucher gewinnen.

Autor: Uwe Schütz

Quelle: T-Online.de