AREF-Startseite

AREF-News

Rote Karte für Zwangsprostitution

Prostitution, StraßenstrichZuhälter rüsten zur Fußball-WM auf

02.02.: Es wird erwartet, dass zur WM besonders viele Zwangsprostituierte nach Deutschland gelangen und Bordelle und "Love-Mobile" an den Austragungsorten der Fußball-WM regen Zulauf haben, berichtet Stern.de. "Zuhälter rüsten da auf", sagt die Generalsekretärin der evangelischen Frauenarbeit in Deutschland, Katharina Katt aus Frankfurt/Main.

Deshalb will der Deutsche Frauenrat, eine Vereinigung von Frauenorganisationen, mit dem Slogan "Abpfiff - Schluss mit der Zwangsprostitution" das öffentliche Bewusstsein für Menschenrechts-Verletzungen stärken. In Kneipen, auf Toiletten und in Zügen sollen die Fußball-WM-Fans im Sommer dann auf Fotos geschundener Frauen stoßen. Rund um Fan-Meilen und Großbildleinwände in WM-Austragungsstädten werden Aufklärungsspots über Zwangsprostitution gezeigt. Andere Organisationen zeigen dem menschenverachtenden Phänomen die "Rote Karte", auch Unterschriften werden gesammelt.

"Mit Frauenhandel kann man richtig Geld verdienen"

"Mit Frauenhandel kann man richtig Geld verdienen", meint Bischöfin Käßmann. Schätzungen von bis zu 40.000 zusätzlichen Zwangsprostituierten zur Fußball-WM werden aber angezweifelt. Sicherheitsbehörden sehen bislang keine Anzeichen für eine deutliche Zunahme der Zwangsprostitution zur WM. Im Landeskriminalamt Niedersachsen heißt es dazu: "Es lässt sich nicht nachweisen, dass es mehr wird."

Die Einschätzungen, ob die Zahl der Zwangsprostituierten zur WM in die Höhe schnellen wird, fallen zwar unterschiedlich aus, doch überall bereiten Organisationen, Kirchen und Politiker Aktionen gegen das schmutzige Geschäft mit dem Sex vor. Sie setzen dabei auch auf eine Vorbildfunktion der Fußballstars. Der Deutsche Fußball-Bund, der trotz Kritik und vieler Appelle das Thema anfangs überging, will nun doch Kampagnen unterstützen. Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann macht dabei auch klar: "Den Fans soll die Freude an der WM nicht vermiest werden."

Das Bewusstsein für Menschenrechts-Verletzungen stärken

In Kneipen, auf Toiletten und in Zügen könnten Scharen von Fußballfans im Sommer dann auf Fotos geschundener Frauen stoßen. Ein breites Bündnis von Organisationen setzt sich bundesweit für Frauen vor allem aus Mittel- und Osteuropa ein, deren Notlage auf kriminelle Weise ausgenutzt wird, die ausgebeutet und mit Gewalt zu Sex mit Freiern gezwungen werden. Eine Kampagne dagegen hat jetzt in Wolfsburg mit einer Ausstellung begonnen.

Für die Kämpfer gegen die Zwangsprostitution ist die Fußball-WM ein willkommener Anlass: Mit brutalen Plakaten, Trillerpfeifen, "Roten Karten" und Fußballstars wollen sie gegen sexuelle Ausbeutung kämpfen.

Die Bundesregierung ist sich einig, dass das Thema Zwangsprostitution zur WM nicht ausgeblendet werden sollte. "Wenn wir unserem Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" gerecht werden wollen, müssen wir uns auch für das Geschehen im Umfeld der Stadien mitverantwortlich fühlen", teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit. Auch der geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger bot inzwischen seine Kooperation an: "Wir stellen unsere Plattform für dieses wichtige gesellschaftliche Anliegen für eine bundesweit abgestimmte Maßnahme gerne zur Verfügung."

Deutscher Fußballbund ließ Deutschen Frauenrat abblitzen

Bereits 2005 hatte der Deutsche Frauenrat den DFB aufgefordert, eine Kampagne zu unterstützen, blitzte damals jedoch ab. Der Landesfrauenrat Niedersachsen betont, gerade die Spieler der Fußball- Nationalelf seien für viele Männer und Jugendliche Idole. Deshalb könnten sie glaubwürdig vermitteln, dass sie gegen Zwangsprostitution seien.

Zuversicht, dass sich in den Köpfen von Männern etwas bewegen lässt

Die WM kann aus Sicht von Frauenverbänden jedenfalls eine Plattform sein, um das öffentliche Bewusstsein für die Menschenrechts-Verletzungen zu stärken. Dabei wollen sie vor allem die Freier "sensibilisieren", wie viele Initiativen übereinstimmend ankündigen. Oft sei Männern gar nicht bewusst, dass einige Prostituierte schwer traumatisiert seien. Die Generalsekretärin der evangelischen Frauenarbeit in Deutschland, Katt, ist überzeugt, dass sich in den Köpfen von Männern etwas bewegen lässt, wenn sie mit Zwangsprositition an Orten konfrontiert werden, "an denen sie nicht an Sex denken".

AREF, 02.02.2006

mehr bei uns:
Oberverwaltungsgerichtsurteil : Kein Sauna-Bordell in der Kleinstadt
Prostitutionsgesetz hat Nebenwirkungen