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Eine Branche fordert ihre Opfer

Ana Carolina Reston, 21 jähriges Fotomodel, starb an Magersucht

18.11.: In den letzten Tagen war er wieder da, der Aufschrei der Mode-, Medien- und sonstigen Welt. Ana Carolina Reston, 21 jähriges Fotomodel aus Brasilien, starb an den Folgen von Magersucht.

Bitterer Beigeschmack – laut der AFP erklärte Restons Model-Agentur L´Equipe, Ana habe jüngst neue Aufnahmen in Japan gemacht. Dass man sie von dort zurück schickte, weil sie zu dürr war, geht in dem ganzen Trubel fast unter. L´Equipe Chefin Lica Kohrausch beteuerte jedoch, dass man bei Ana nie Anzeichen für eine Magersucht bemerkt hätte und das die Krankheit bei Models im Allgemeinen seltener vorkäme als allgemein behauptet würde.

Dabei hatte Ana sich fast nur noch von Äpfeln und Tomaten ernährt und sei nach jedem Essen sofort im "Badezimmer verschwunden". Das erklärte zumindest Anas Cousine, mit der Ana sich immer stritt, wenn sie von ihr aufgefordert wurde etwas mehr zu essen. Magersüchtige empfinden sich selbst nicht als krank.

Im Zentrum der Magersucht steht eine verzerrte Wahrnehmung

Im Zentrum der Magersucht steht eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers. Selbst bei extremster Gewichtsabnahme empfinden sich viele immer noch als viel zu dick. So auch Ana. Sie fand immer, sie hätte einen viel zu dicken Bauch. Bei einer Körpergröße von 1,74 Meter und zuletzt 40 Kilo Körpergewicht kaum nachvollziehbar Anas Body-Mass-Index lag demnach bei 13,2. Normal wäre in ihrem Alter ein Wert von 19 – 24.

Es ist erschreckend, wie sehr die Modewelt diesen Vorfall bagatellisiert. Wolfgang Joop, selbst Modedesigner, sprach gestern Abend in einem Fernsehinterview vom Konsum, der eben seine Opfer fordern würde. Dass es sich jedoch nicht nur um den tragischen Tod der jungen Brasilianerin handelt wird leichtfertig übersehen.

Falsche Vorbilder

Denn es geht dabei auch um tausende Mädchen und junge Frauen auf der ganzen Welt, die versuchen diesen falschen Vorbildern nachzueifern. Täglich lachen ihnen computerbearbeitete, aufgehübschte, dünne Menschen aus Fernsehspots und von Zeitschriften entgegen, die ihnen einreden, dass das Aussehen der Schlüssel zu einem eigenen Selbstwertgefühl, Freundschaften und Erfolg ist. Zusammengefasst: Erfolgreich ist nur, wer schlank ist. Diesem tragischen Leitsatz folgend, kapituliert irgendwann der Körper.

So wie bei Ana, deren Körper aufgrund von Mangelerscheinungen und extremer Schwäche nicht einmal mehr die Medikamente zur Behandlung einer Blasenentzündung aufnehmen konnte und schließlich mit allgemeinem Organversagen aufgab.

Zur physiologischen Erkennung von Magersucht hilft der BMI

Zur physiologischen Erkennung von Magersucht hilft der BMI, Body-Mass-Index. Der BMI oder auch die "Körpermassenzahl" berechnet sich nach der Formel :

Spanien ist das erste Land, das Mager-Models den Laufsteg verwehrte

Spanien ist das erste Land, das Mager-Models den Laufsteg verwehrte. So wurde er dieses Jahr zur Eintrittskarte für die Madrider Modewoche. Wer einen Wert von 18 unterschritt durfte nicht teilnehmen. Das bedeutet, bei einer Größe von 1,74 Metern muss das Model mindestens 55 Kilo auf die Waage bringen.

Bisher ist Spanien das einzige Land, in dem es ein Laufstegverbot für Mager-Models gab. Doch solange in Hollywood "Size Zero" als chic gilt, wird es wohl schwer, ein solches Verbot gesetzlich zu verankern.

Ana Carolina Reston wird das Ergebnis der in Spanien laufenden Verhandlungen leider nicht mehr erleben. Und es ist zu befürchten, dass sie nicht das letzte Opfer dieses Wahns bleiben wird.

Quelle: jesus.de, Autorin : Julia Imming

AREF, 18.11.2006

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