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Entführter BBC-Journalist wieder frei
"Armee des Islam" hat britischen Reporter nach fast vier Monaten freigelassen
04.07.07: Der im Gazastreifen entführte britische Reporter Alan Johnston ist nach fast vier Monaten wieder freigelassen worden. Am frühen Mittwochmorgen wurde der BBC-Mitarbeiter zum Hauptquartier des abgesetzten palästinensischen Premiers Ismail Hanije gebracht.
Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur "Ma´an" wurden die Bedingungen für die Freilassung nicht bekannt gegeben. Doch Dienstagnacht kamen Geiseln der Hamas und der "Armee des Islam" frei. Letztere Gruppe hatte sich zu der Entführung bekannt.
Der Sprecher der "Volkswiderstandskomitees", die an der Vermittlung beteiligt waren, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, eine Fatwa von Scheich Suleiman al-Daja sei der kritische Wendepunkt gewesen. "Der Scheich erließ die Fatwa für beide Seiten und drängte auf die Befreiung des britischen Journalisten. Die beiden Seiten einigten sich, und Alan Johnston wurde ohne Bedingungen freigelassen." Kein Lösegeld sei gezahlt worden. Al-Daja ist einer der ranghöchsten islamischen Geistlichen im Gazastreifen.
Johnston: nachts von Befreiung geträumt
Kurz nach seiner Befreiung sagte Johnston gegenüber der BBC, es sei "fantastisch" und "unglaublich gut", wieder frei zu sein. Er habe eine "entsetzliche Erfahrung" hinter sich, die zeitweise ziemlich erschreckend gewesen sei. "Ich habe buchstäblich viele Male davon geträumt, frei zu sein. Doch immer wachte ich wieder in jenem Raum auf." Während seiner Gefangenschaft sei es schwer gewesen, sich ein normales Leben vorzustellen.
"Es ist großartig, nach 16 Wochen in einer verschlossenen und dunklen Zelle, die manchmal wirklich schrecklich wurde, wieder frei zu sein", so der 45-jährige Brite vor Journalisten. "Ich wusste nicht, wann mein Leiden ein Ende finden würde." Er sei während der Geiselhaft zweimal an einen anderen Ort gebracht worden. Folter habe er nicht erlitten, aber er habe an Gewicht verloren.
Johnston fügte hinzu, die weltweiten Aufrufe zu seiner Befreiung hätten ihn ermutigt. Er habe ein Radio bei sich gehabt. Wenn er die Botschaften der Unterstützung hörte, habe ihm das "psychologischen Aufschwung" gegeben.
Hanije sagte bei einer Pressekonferenz mit Johnston und hochrangigen Vertretern seiner Hamas: "Wir hätten dieses Treffen nicht haben können, wenn nicht über Monate hinweg große Anstrengungen übernommen worden wären - zuerst von der Regierung und von der Hamas-Führung in Palästina und im Ausland. Das Innenministerium, seine Exekutivtruppe, die Al-Kassam-Brigaden (der bewaffnete Hamas-Flügel) und die Widerstandskomitees beteiligten sich am intensiven Dialog und den Verhandlungen, die zu diesem Ende führten." Sein Büro habe Geheimverhandlungen geführt, um den Briten zu befreien.
Entführer drohten, Johnston mit Sprengstoffweste in die Luft zu sprengen
Vor anderthalb Wochen veröffentlichte die "Armee des Islam" ein Video, auf dem Johnston mit einem Sprengstoffweste zu sehen war. Der Reporter teilte mit, seine Entführer würden die Weste zur Explosion bringen, wenn er gewaltsam befreit werde.
Hamas-Führer Hanije lobt Johnstons Berichterstattung
Der Hamas-Führer teilte weiter mit, die Freilassung basiere auf religiösen und moralischen humanitären Motiven. Johnston habe eine positive Rolle gespielt, als er seit 2005 über die Ereignisse im Gazastreifen berichtete. Er sei ein Freund des palästinensischen Volkes.
Der Journalist dankte allen, die sich für seine Befreiung eingesetzt hatten. Dabei nannte er Hanije und die Hamas. Laut der BBC bezeichnete er die Machtübernahme der radikal-islamischen Gruppe im Gazastreifen als einen Faktor, der dazu beigetragen habe. Die Entführer hätten sehr sicher gewirkt. Das habe sich geändert, "als die Hamas vor ein paar Wochen die Verantwortung für die Sicherheit hier übernahm".
Johnston war am 12. März im Gazastreifen von Palästinensern verschleppt worden
Der BBC-Reporter Alan Johnston war am 12. März im Gazastreifen von bewaffneten Palästinensern verschleppt worden. Bis Anfang Mai gab es keine Nachricht von ihm. Dann bekannte sich die "Armee des Islam" zu der Entführung. Sie forderte, dass alle muslimischen Häftlinge im Vereinigten Königreich freikämen. Dabei nannte sie besonders Abu Katada. Er wird wegen seiner Zugehörigkeit zum internationalen Terrornetzwerk "Al-Qaida" in Großbritannien festgehalten.
Terroranklagen gegen den Palästinenser kommen aus Algerien, Jordanien, Deutschland, Belgien, Spanien, Frankreich, Italien und den USA. Er wurde im August 2005, kurz nach den Anschlägen von London, festgenommen.
Quelle: israelnetz.de-Newsletter vom 04.07.2007
Autor dieser Seite: Uwe Schütz, 04.07.2007
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