Album
des Monats Juni 2024
Father's Day von Kirk Franklin ist AREF-Album des Monats
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Kirk
Franklin
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Ein altes Klavier
bei Tante Gertrude ist der Anfang einer unvergleichlichen Musikkarriere.
Als Vierjähriger bekommt Kirk Franklin dort Unterricht, seine
Tante sammelt Altmetall, um das zu finanzieren für ihren Adoptivsohn.
Von der Mutter verstoßen sitzt Kirk abends oft auf dem Hausdach
der Tante und spricht mit Gott. An Liebe aus der Verwandtschaft,
Geburtstagsfeiern, Kuchen, Kerzen oder gar Geschenke erinnert er
sich nicht.
19 Grammys später
ist er bei den Aufnahmen zum aktuellen Album im Studio. Eine Doku
dazu soll entstehen, und so läuft immer eine Kamera mit. Ein
Anruf von seiner Sängerin stellt plötzlich sein Leben
auf den Kopf. Ein Freund ihres Vaters behauptet, ein Verhältnis
gehabt zu haben mit Kirks leiblicher Mutter. Ein Gentest bestätigt:
Sein Vater lebt noch, gar nicht so weit weg vom Studio. Er trifft
seinen Vater, aber die Wunden sind zu groß, um sich richtig
zu versöhnen.
Dass seine leibliche
Mutter dann noch den Gentest des Vaters nicht anerkennen will, raubt
ihm die letzte Hoffnung auf so etwas wie Familie. Kirk verarbeitet
seinen Frust und seine Trauer in der Filmdoku
(auf Youtube) und mit der Arbeit an dem Album, für das
er nun mit Fathers Day den passenden Titel gefunden
hat. Für ihn sind seine Studioleute schon immer sein
Vater gewesen, sagt er.
In Welcome
Home schlägt er einen Bogen von der Schöpfung zur
Endzeit, denn diese Welt ist nicht mein Zuhause. Ich weiß
einen besseren Ort, singt er. Stell dir den Klang vor,
wenn wir alle in den Himmel kommen.
Kirk Franklin
hat in seiner ganzen Kindheit nicht erlebt, richtig geliebt zu werden.
Wie könnte ich die ganzen dunklen Tage vergessen, wie
oft ich betrogen wurde von denen, die vorgaben mich zu lieben,
erinnert er sich in Try Love und feuert sie an: Dies
ist dein Tag, Liebe! Heute kannst du nicht abhauen.
Kirk sagt: Liebe
ist ein Muskel, der trainiert werden muss. Wenn er nie trainiert
wurde, hast du auch keine Ahnung, damit umzugehen.
Ich brauche eine Liebe, die mich nicht anlügt,
singt er in Needs.
Ich brauche
jemanden, der mich annimmt, wie ich bin. Ich brauche Jesus.
Und in Again gibt er seine Erfahrung weiter, dass Gott immer
weiter handelt, auch wenn man sich selbst am Ende fühlt: Ich
wurde durch die Liebe gerettet, also gebt nicht auf und kämpft!
Was Kirk Franklin
an Emotionen spürt, lassen er und seine Studiomusiker vollends
in die Musik einziehen. Das ganze Album ist ein Feuerwerk aus Gospel
und Soul mit knalligen Pop-Elementen.
Und natürlich
gab es auch für einen Song aus Fathers Day inzwischen
einen weiteren Grammy: All Things. Es ist wie damals auf
dem Hausdach bei seiner Tante. Dort konnte Kirk mit Gott reden
über alle Dinge. All die großen und kleinen Dinge. Er
kann alle Dinge tun.
Heiko Müller
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