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Menschen mit AIDS zurück in das SozialgefügeDie Arbeit von Birgit und Dietmar Ziegler in unserer Sendung LICHTBLICKEAm Sonntag, 29.02.2004 stellte Heiko Müller in unserer Sendung LICHTBLICKE die Arbeit eines deutschen Ärzte-Ehepaares in Kenia vor: Birgit und Dietmar Ziegler gaben vielen Aidskranken in Kenia, Afrika neue Hoffnung. Im Oktober 2003 kamen sie bei einem Autounfall ums Leben. Mit Hilfe des Fonds "Ziegler-AIDS-Fond" soll die Unterstützung fortgeführt werden. Das Ärzteehepaar Birgit und Dietmar Ziegler arbeitete ab 1997 in Maua in Kenia im Methodistischen Krankenhaus. Dort haben die beiden viel motiviert und die Bude durch Ausbildung und Qualitäts- und Effizienzsteigerung wieder zum Brummen gebracht. Mehr Patienten, bessere Löhne, bessere Versorgung. 2003 am 11. Oktober, knapp 1 Jahr vor ihrer geplanten Rückkehr, überholt ein kenianischer Lkw-Fahrer in einer Kurve und prallt frontal auf die beiden und ihr Auto drauf. Sie hinterlassen vier Kinder. AIDS-Hilfe auf einem Dorf in KeniaIn dem kleinen Dorf Machungulu auf dem flachen Lande in Kenia wird modernste Aidstherapie angeboten. Hierbei kommen die besten Erfahrungen der Palliativ-Medizin zum Einsatz der Medizin also, die ihre Tragfähigkeit beweisen muss, wenn endgültige Heilung nicht mehr möglich ist. Zieglers und ihr Team suchten Mittel und Wege, Labortests zu erschwinglichen Preisen ihren Patientinnen und Patienten zugute kommen zu lassen. Auch die Bereitstellung von teuren Medikamenten zogen sie früh in Erwägung, falls sich Resistenzen gegen die Medikamente der ersten Wahl ergeben sollten. Geradezu unglaublich erschien vielen Experten, wie die finanzielle Seite geregelt ist: Die niedrigsten Medikamentenpreise in Kenia kommen den Betroffenen zugute. Die Familie der erkrankten Person muss pro Monat nur umgerechnet 10 Euro aufbringen., weil ein Drittel der Kosten die Dorfgemeinschaft, ein weiteres Drittel Spenden aus dem Ausland abdecken. Schon früh wurde die Verbindung zur nationalen Krankenversicherung gesucht, erste Schritte wurden eingeleitet, um die Kosten für die Betroffenen noch weiter zu senken. Zusammen mit dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission (DIFÄM) und der EmK-Weltmission war allen Beteiligten klar, es geht um die Therapie der betroffenen Kranken für die ganze Zeit ihres weiteren Lebens. Für voraussichtlich 80 Prozent von ihnen denjenigen, die erfahrungsgemäß gute Therapiechancen haben um die nächsten Jahrzehnte! In Machungulu entscheidet nicht die finanzielle Leistungsfähigkeit über den Zugang zur nötigen Behandlung, sondern das Krankheitsstadium und vor allem die Frage, bei welchen Personen die Krankheit und der nahende Tod die schlimmsten Auswirkungen haben würde. Anders ausgedrückt die Frage: Dürfen Kinder ihre Mutter behalten? Positiv leben: Weithin sichtbar gehen in Machungulu die Menschen diesen Weg; am deutlichsten wird es bei einer Gruppe von Witwen. Gemeinsam stellen sie sich ihrem Schicksal, von ihnen gehen die wichtigsten Impulse zur Vorbeugung von Aids aus. In Machungulu war der frühe Tod von Erwachsenen Selbstverständlichkeit des täglichen Lebens, Zieglers wurde es geschenkt, dieses scheinbare Gesetz zu durchbrechen. Ihr eigener früher Tod hat in Machungulu tiefste Betroffenheit ausgelöst, letztlich wird aber gerade dort das Leben neu beginnen können. Auswirkungen von AIDSPersonen mit AIDS verlieren nicht nur ihre Arbeit oder Einkommensmöglichkeiten, sondern auch Halt und Unterstützung ihres sozialen Umfeldes. Gesundheitsversorgung können sie sich daher nicht leisten. So kommen sie oft in erschreckendem Zustand ins Krankenhaus: Völlig vernachlässigt, dem Tode nahe, hoffnungslos elend. Viele sterben, kaum einer kann die Rechnung bezahlen. Wenn das so weitergeht, wird bald das Krankenhaus und dann die ganze Sozialgemeinschaft Konkurs anmelden. Die EmK suchte nach einem AuswegIm August 2001 wurde mit der Umsetzung des »Maua-Vier-Stufen-Plans« begonnen - Predigt und Handeln werden eins. 1. An der Spitze angefangenZuerst wurde das Gespräch mit den Leitern der Synode der methodistischen Kirche in Kenia gesucht. 18 Jahre Predigen, Reden, Ausbilden wohin hat es uns in Kenia gebracht: Fast alle wissen, was HIV/Aids ist. Das Verhalten hat sich aber nicht geändert und der Tod feiert Triumphe. Schuldzuweisung und Moralpredigt sind die wirkungslosen und in diesem Fall todbringenden Standardstrategien der Kirchen. Die Offenheit der Diskussion spiegelte die Wirklichkeit der Katastrophe wider, wie sie von den Kirchenleitern tagtäglich hautnah erlebt wird. Wenn die Menschen leiden, werden sie bereit, etwas zu tun. Eine heiße Diskussion über Kondome endete mit dem Beschluss: Lasst uns Kondome unter die Leute bringen, sonst haben wir bald niemanden mehr, den wir evangelisieren können. Am Ende des Tages gelangten alle zu der gemeinsamen Einsicht: Care is prevention! Die Heimlichtuerei ist ein Ende, die tödliche Kette aus Scham, Versteckspiel, Neuinfektion und neuer Scham werden unterbrochen. 2. Zeit geben, damit sich Initiative entwickeln kannSchon ganz zu Beginn war immer wieder der Name Machungulu im Gespräch. Ein großes Dorf am Rande des Aussterbens. Rund 20.000 Menschen, viele davon Geschäftsreisende, bilden eine der AIDS-Keimzellen in unserem Distrikt. Die Methodistische Kirche (EmK) in Machungulu gehört zu den sozialen Impulsgebern. Sie waren die ersten die erkannten: Entweder wir tun etwas oder wir sterben einfach weiter! Ein Gesundheitskomitee wurde gegründet. Die Mitglieder begannen sofort, lokale Geldquellen zu erschließen, organisierten eine Gesundheitswoche, säuberten die Stadt und standen schließlich vor unserer Krankenhaustür mit der Bitte, gemeinsam ein AIDS-Projekt aufzubauen. Alles das passierte im Zeitraum von etwa vier Monaten ohne Zutun des Krankenhauses. Hätten wir uns in Machungulu zu früh eingeschaltet, dann wäre wohl nie geschehen, was wir im Folgenden stolz berichten. 3. Ein Pilotprojekt entwickeln langsam und gemeinsamAb November 2001 trafen sich Zieglers regelmäßig mit dem Gesundheitskomitee in Machungulu. Zuerst waren es 30 Mitglieder und jedes Mal kamen mehr Leute und nicht mehr nur Methodisten. Im Februar 2002 gab es ein Treffen mit über 40 Leuten aus 10 Denominationen einschließlich Hauptverantwortlichen aus katholischen und pfingstlerischen Gemeinden. Der Chief war da, der Landrat, der Vorsitzende des Distrikt-AIDS-Komitees und der Vertreter des muslimischen Rates des Distrikts. Es war dem Gesundheitskomitee tatsächlich gelungen, flächendeckend die ganze Gemeinschaft zu mobilisieren. Letztendlich kann dies nur als Ausdruck des enormen Leidensdrucks der Bevölkerung gewertet werden. Alle waren sich einig: Wir wollen Menschen mit AIDS pflegen und unterstützen und so den Zyklus der Heimlichkeit und Weiterverbreitung von HIV-Infektionen durchbrechen. Doch wer hier vorschnell in enthusiastische Maßnahmen ausbricht, der hat verloren, bevor er begonnen hat. Das Krankenhaus könnte alle technischen Lösungen anbieten und initiativ auch durchführen und dazu noch die Spendengelder einwerben. Alles könnte schnell gehen und gut funktionieren. Die Versuchung ist groß. Aber, wehe, das Engagement der Gemeinde wäre im Keim erstickt. Also, alles schön langsam und gemeinsam. Drei entscheidende Weichen waren in der Anfangsphase zu stellen: I. Menschen mit AIDS brauchen gekonnte und aufopfernde Pflege. Wer übernimmt dafür die Verantwortung? II. Menschen mit AIDS sind überwiegend arm. Wer zahlt die Zeche? III. Menschen mit AIDS sind aus ihrer Sozialgemeinschaft ausgestoßen. Wie bringen wir sie zurück in unsere Kirchengemeinden? Offiziell gibt es in den meisten Kirchen kein AIDS. Schließlich haben Sünder dort keinen Platz. Würde Jesus Christus heute durch Machungulu ziehen, so würden wir ihn kaum in einer Kirche antreffen. Er wäre wohl hin und her in den Häusern zu finden bei seinen AIDS-kranken Schwestern und Brüdern. Erst wenn wir Menschen mit AIDS wieder in unseren Kirchen willkommen heißen, wird Jesus mit ihnen zurückkehren. Da die freiwilligen Mitarbeiter voll in ihren Kirchengemeinden integriert bleiben, werden sie in dieser AIDS-Zeit zu Hoffnungsträgern für ihre Kirchen. Sie bauen Freundschaften auf zu Menschen mit AIDS und haben so die Möglichkeit, diesen Kindern Gottes in ihren Kirchen wieder eine Heimat zu geben. Gleichzeitig gibt die Kirche den Mitarbeitern Kraft und Rückhalt. 4. Durch Erfolg überzeugenDas Projekt läuft auf vollen Touren. Die Qualität der Pflege ist ausgezeichnet. Ein Patient mit Verschluss der Speiseröhre, der nichts mehr essen oder trinken konnte und von furchtbaren Schmerzen gequält wurde, konnte über einen Monat lang von einem Team aus freiwilligen Mitarbeitern und Stephen zuhause betreut werden. Er starb schließlich schmerzfrei im Kreise seiner Familie. Ein unerhörtes Geschehen. Seither ist das Machungulu Projekt in aller Munde. Zieglers drängten auf
eine Ausweitung des Projektes. So schrieben sie: Der Birgit-und-Dietmar-Ziegler-AIDS-FondsIn Absprache mit den Angehörigen hat die EmK-Weltmission den Birgit-und-Dietmar-Ziegler-AIDS-Fonds eingerichtet. Das Ziel dieses Fonds ist es, das Vermächtnis der beiden verstorbenen Missionare in Bezug auf ihren Kampf gegen AIDS in Afrika zu bewahren. Aus dem Fonds sollen zunächst die AIDS-Arbeit in Maua/Kenia selbst, später aber auch andere AIDS-Projekte in Afrika gefördert werden. Das Ziel ist, in der Erinnerung an Birgit und Dietmar Ziegler ihren Kampf für das Leben und gegen diese schreckliche Pandemie weiterzuführen. mehr zum Hilfsfond: www.emkweltmission.de/aidsfond/index.htm Quelle: www.emkweltmission.de Autor dieser Webseite: Uwe Schütz mehr bei uns
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