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»Kein Gospeltainment mit Fastfood-Bibellese«
Willow-Kongress: Theologieprofessor Michael Herbst mahnt tieferes Eindringen in die Wahrheit des Evangeliums an
08.02.: Einen verknappten Umgang mit biblischen Wahrheiten hat der Professor für Praktische Theologie an der Uni Greiswald, Michael Herbst, auf dem Willow-Creek Kongress in Oberhausen angemahnt. Wachsen im Glauben könne nicht nur bedeuten, fromme Lieder zu singen und ab und zu eine Tageslosung zu lesen, betonte Herbst in seinem Vortrag Leiten durch Lehren.
Die Lehre, also das tiefer gehende Studium der Heiligen Schrift, sei vergleichbar mit dem Essen von Schwarzbrot. Ich liebe Predigten, die witzig sind und gute Geschichten erzählen, aber unsere Predigten brauchen auch Tiefgang und müssen den Glauben unserer Gemeinden formen können, sagte Herbst, der auch Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung in Greifswald ist. Es gehe nicht nur darum zu wissen, dass Jesus einen liebt, sondern wir müssen tiefer eindringen in die Wahrheit des Evangeliums, so Herbst. Dies betreffe Fragen wie Was ist die Rechtfertigung aus Glauben? Was bedeutet es, dass die Wiederkunft des Herrn auf sich warten lässt? Und was ist gemeint, wenn wir bekennen, dass Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott ist? Für diese Fragen reichten ein Gospeltainment und die Kurz-Bibellese in der täglichen Losung nicht aus.
Herbst: Völkermord ging nicht von Christen, sondern von Atheisten aus
Der Theologe erklärte, dass Großes in der Geschichte des Christentums bewirkt wurde, wenn Menschen zuvor in die Schule von Lehrern gegangen waren und geistliche Tiefe erlangt hätten. Luther etwa habe entsetzt festgestellt, dass die Christen und sogar die Pfarrer im Land die grundlegendsten Lehren der Bibel nicht kannten und verglich sie mit Vieh. Die Folge: der Reformator schrieb den Kleinen Katechismus, den ersten richtigen Glaubenskurs, wie Herbst sagte. Selbst Nelson Mandela habe in seiner 30 Jahre währenden Haft sehr bald eine Gefängnis-Uni aufgebaut. Ihm war klar, wie wichtig Wissen ist. Er leitete, indem er lehrte und lehren ließ, so Herbst.
Der Wissenschaftler legte dar, warum eine Festigkeit in der Glaubenslehre so wichtig sei: Leiten durch Lehren schafft mündige Gemeinden. Zudem helfe ein tieferes Verständnis der Schrift dabei, Angriffe zu überstehen. Als Beispiel nannte Herbst die derzeitige Debatte um Atheisten wie Richard Dawkins. Statt sich mit seinem Spezialgebiet, der Evolution, zu beschäftigen, verbreite dieser die Meinung, der Glaube sei schädlich und gefährlich. Ein beliebtes Argument sei dabei, dass durch die monotheistischen Religionen viel Gewalt über die Welt gekommen sei. Solche Leute bitte ich, zwei Gedanken weiter zu denken: die schlimmsten Völkermorde und die größte Gewalt im 20. Jahrhundert ging nicht von religiösen Menschen aus, sondern von zwei atheistischen Diktaturen, die es sich zum Programm gemacht hatten, den Glauben an Gott auszumerzen, nämlich den Nazis und dem Regime Stalins, sagte Herbst. Außerdem solle man sich die Person Jesu ansehen: Wie viel Gewalt ging von ihm aus?
Leitungskongress noch bis Samstag
An dem Leitungskongress, der von Willow Creek Deutschland veranstaltet wird, nehmen in Oberhausen über 4.500 Besucher aus unterschiedlichen kirchlichen Richtungen teil. Über das Internet wird die Veranstaltung zusätzlich live nach Winterthur in der Schweiz übertragen, wo rund 570 Menschen zusehen, sowie ins österreichische Graz, wo sich knapp 300 Teilnehmer angemeldet haben.
Quelle: www.pro-medienmagazin.de