Vor 2 1/2 Wochen,
am 24. März, begannen die NATO-Luftangriffe gegen Jugoslawien. Uwe
Schütz hat über die "OASE-Hilfe für Menschen in Not"
aktuelle Informationen
aus der nord-jugoslawischen Provinz Vojvodina. Wie ist die Lage dort?
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Von
der Nato bombordierte Doanu-Brücke in Novi Sad im Norden
von (Rest-)Jugoslawien
Screenshot vom TV-Sender in Novi Sad
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Gleich
zu Beginn
der NATO-Luftangriffe wurde der Verkauf von Treibstoff reduziert.
Die Betreuung der Flüchtlingslager und die Gemeindearbeit ist dadurch
sehr erschwert. Junge Leute, die Bibelschule besuchten, und auch Mitarbeiter
wurden zum Militärdienst einberufen.
In der Nacht vor Karfreitag
würden dann die Donaubrücken in Novi Sad durch Luftangriffe
zerstört (Red: siehe Bilder). Dadurch sind drei Flüchtlingslager
abgeschnitten und für die Mitarbeiter des Zentrums nicht mehr erreichbar.
Das hat die Leute, die nach über 5 Jahren im Flüchtlingslager
sowieso kaum noch Hoffnung hatten, noch hoffnungsloser gemacht. EMAIL:
"Betet dafür, dass Gott jemanden schickt, der unseren Platz
einnimmt." "Die Sirenen und der Krach der Flugzeuge jede Nacht
werden unerträglich, auch für die Kinder und dann die Explosionen"
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Die
NATO-Bomben zerstörte Doanubrücke in Novi Sad
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Am
Donnerstag schrieb Vladimir: Heute erreichte uns die traurige Nachricht.
Die Baptistengemeinde in Nis hat unter Leitung unserer Freundes Pastor
Cedomir in den letzten Jahren einen humanitären Dienst aufgebaut.
Die Gemeinde ist dadurch sehr gewachsen. Sie hatten gerade einen Lastzug
mit Hilfsgütern abgeladen und die Verteilung an die neuen Flüchtlinge
vorbereitet. In der Nacht wurde ihr Lager von einer Rakete getroffen.
Alles ist zerstört.
Uwe, wie denkst
du persönlich über die NATO-Luftangriffe?
Ich kann es immer noch nicht
begreifen, dass wir ein souveränes Land angreifen ! Als vor 25
Jahren zur Bundeswehr musste, da war es jedem klar, dass unsere Bundeswehr
nur der Landesverteidigung dient. Ich begreife es auch nicht, dass die
Leute, die damals gegen die Nachrüstung (NATO-Doppelbeschluss)
auf die Straße gegangen sind, heute die Angriffe rechtfertigen.
E-Mail eines NATO-Soldaten,
die um die Welt ging
"Ich bin Mitglied der
Nato-Luftwaffe, die die Angriffe gegen Serbien fliegt. Und ich muss
sagen, ich habe erkannt, daß ich in Sünde lebe. Aber ich
bin auf die Knie gegangen und habe meinem Vater im Himmel um Vergebung
gebeten. .. Ich bete um Mut, in dieser Woche zum meinem Vorgesetzten
zu gehen, und ihn aufzufordern, mich aus dem Dienst zu entlassen, egal
was es kostet. ... Lasst mich bitte wissen, was die Bibel dazu zu Euch
sagt, denn die Bibel ist Gottes Wort. Dafür und für ihn gebe
ich mein Leben. Ich lebe für Jesus Christus und sterbe ist Gewinn.
Betet für mich. Betet, dass die Bombadierungen aufhören."
Was haben die
Bombadierungen der Nato erreicht?
Auf jeden Fall, haben die
Luftangriffe der NATO erreicht, dass Präsident Milosovic wieder
genug Leute hinter sich hat. Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal
nach dem Bürgerkrieg in Yugoslawien war, war das ganz anders: Es
gab jeden Abend in allen Großstädten jeden Abend Großdemonstrationen
gegen Milosovic.
Und die Luftangriffe haben
die Vertreibung und das Flüchtlingsdrama im Kosovo sehr verschärft.
Gibt es auch
trotz NATO-Angriffen auch LICHTBLICKE?
Ermutigend finde ich, wie
die Leute im Vertrauen auf Gott ihren Dienst tun. Ihr glaube wird auf
die Probe gestellt. Das christliche Zentrum kann nach wie vor ihre Radio-
und Fernseh-Sendungen ausstrahlen. Die Botschaft, dass es einen Ausweg
aus Hass und Vergeltung gibt, ist jetzt noch wichtiger.
Leute erkennen ihre Schuld,
finden zu Gott und erleben Vergebung. Vladimir berichtet von einer Zigeuner-Familie.
Der Mann hatte während des Bürgerkriegs Waffen geschmuggelt.
Als Flüchtlinge kam die Familie nach Deutschland und hat sich hier
bekehrt. Nach dem Bürgerkrieg sind sie zurück nach Jugoslawien.
Menschen in ihrer Umgebung haben ihre Veränderung mitbekommen und
suchen Hilfe bei ihnen: Lesen zusammen Bibel und beten.
Im Kosovo-Konflikt
stehen sich Albaner und eine serbische Minderheit feindselig gegenüber.
Die jugoslawische Provinz Voivodina, besteht zu über 80% aus Nicht-Serben.
Wie klappt das Zusammenleben dort?
Ja, der Rest von Jugoslawien,
dessen Präsident Slobodan Milosevic ist, ist wirklich ein multikultureller
Staat. Im Norden leben große Volksgruppen von Ungarn, Rumänen
und Slowaken. Alle Volksgruppen sprechen ihre Muttersprache. Auch der
überwiegende Teil des Schulunterrichts findet in der Muttersprache
statt und wird von der Regierung in Belgrad finanziert.
Warum klappt
das Zusammenleben der Volksgruppen im Norden und im Kosovo klappt es nicht
?
Ca. 80% der Bevölkerung
sind Albaner mit moslemischer Tradition. Der Konflikt hat sich zugespitzt,
seitdem die Kosovo-Albaner nach Unabhängigkeit streben. Unter der
verbliebenen serbischen Bevölkerung geht seitdem die Angst um.
Die Serben betrachten das Amselfeld, d.h. den Kosovo, als ihre Wiege.
Siehst du für
den Kosovo-Konflikt eine Lösung ?
Ich weiß keine politische
Lösung. Weil für die Serben ihre Wiege im Kosovo steht, werden
sie das Land wohl niemals hergeben.
Bei Leuten, die den lebendigen
Gott erleben, spielt die Herkunft, die ethnische Abstammung, keine Rolle
mehr. Ich habe es erlebt, wie ein Serbe und eine Bosnierin moslemischer
Herkunft Freunde wurden.
(Anm. der Red: Maria - wir
berichteten)
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