Hintergrund-Infos Afghanistan |
GeografieDer asiatische Staat Afghanistan grenzt an die Länder Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, die Volksrepublik China und Pakistan. Drei Viertel des Landes bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen. Durch zwei Ereignisse landete das "fast vergessene" Land 2001 wieder in den Top-Zeilen unserer Medien:
Geschichte1978: Afghanistan wird kommunistisch1973 wird das seit 1919 selbständige Königreich in eine Republik umgewandelt. Fünf Jahre später (1978) übernehmen Kommunisten die Macht, können sich aber nur mit sowjetischer Hilfe behaupten. Mit Einmarsch von Sowjettruppen im Dezember 1979 entwickelt sich der herrschende Bürgerkrieg zu einem zehnjährigen Stellvertreterkrieg zwischen sowjetischer Besatzungsmacht und den Pakistan aus operierenden und von den USA und Saudi-Arabien finanzierten islamischen Guerillas (Mudschaheddin). |
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1989: Afghanistan versinkt in AnarchieDieser Kampf endet 1989 mit der Niederlage und dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan. Die sowjetisch gestützte Regierung unter Präsident Nadschibullah kann sich noch bis zur Einnahme Kabuls 1992 durch die Mudschaheddin halten. Die verschiedenen Mudschaheddin-Gruppierungen bekämpfen sich nun gegenseitig. Dieser Bürgerkrieg ist fast schlimmer als der Krieg, der gerade zu Ende gegangen war. Afghanistan versinkt in Anarchie. Opiumhandel und Waffenschmuggel wurden Pfeiler der Wirtschaft. 1995: Die Taliban kämpfen sich an die Macht1994 suchte Pakistans Geheimdienst neue Verbündete in Afghanistan. Sie unterstützten die Taliban, die "Koranschüler". 1995 beginnen die radikal-islamistischen Taliban von Pakistan aus, das Land zu erobern und nehmen zunächst die Städte Kandahar und Dschalalabad ein. Nach der Eroberung von Afghanistians Hauptstadt Kabul rufen die Taliban am 27.09.1996 einen islamischen Staat aus. Mohammed Najibullah, der ehemalige Präsident des Landes, wird von ihnen hingerichtet. Die Taliban setzen ihre radikale Interpretation des Islam und insbesondere die Scharia mit aller Härte durch: Musik, Sport, Bilder und Fernsehen werden vom Regime verboten. Fast sämtliche Schulen und Universitäten werden geschlossen. Männer werden gezwungen, Bärte zu tragen, und Frauen durften nur mit männlicher Begleitung und in eine Ganzkörperverschleierung (Burqa) gehüllt das Haus verlassen. Zudem wird Frauen und Mädchen Schulbesuch und Berufstätigkeit untersagt. Wegen Bruch religiöser Tabus drohten Todes- oder Gefängnis-Strafen. Hinrichtungen fanden öffentlich statt. Wegen Bürgerkrieg und Dürre auf der FluchtNeben dem Bürgerkrieg bedroht auch die schlimmste Dürre das Land und die Menschen. Obwohl humanitäre Hilfe nötiger ist denn je, werden Hilfsorganisationen von den Taliban aufgefordert, das Land zu verlassen. Zwei Jahre fällt die Ernte quasi ganz aus. "Verschärft wird die Krise dadurch, dass die Taliban eher eine Hungersnot in Kauf nehmen, als ihre Politik zu ändern. In manchen Gegenden haben sie sogar die Brunnen zerstört, um die 'Feinde' zu schwächen. Mittlerweile stirbt ein Viertel aller afghanischen Kinder vor dem 5. Lebensjahr", meldet die Zeitschrift GEO 2001 in ihrem Juli-Heft. Die doppelte Katastrophe aus Krieg und Dürre erzeugt riesige Flüchtlingsströme Richtung Pakistan. Mehr als drei Millionen Afghanen sind innerhalb und außerhalb des Landes auf der Flucht. 2001 haben die Taliban ungefähr 90 Prozent Afghansistans unter ihre Kontrolle gebracht. Die einzig verbleibende Opposition, die Vereinigte Islamische Front zur Rettung Afghanistans, auch bekannt als Nordallianz, kann sich lediglich in einem kleinen Landstrich im Nordosten des Landes halten. Afghanistan nach den Anschlägen vom 11. September 2001Nach den Anschlägen am 11. September 2001 vermutet die US-Regierung, dass sich die Drahtzieher hinter den saudiarabischen Terroristen (Terrornetzwerk "Al Qaida) in Afghanistan aufhalten und das Taliban-Regime ihnen Unterschlupf gewährt. Nachdem ein Ultimatum, den aus Saudi-Arabien stammende Osama bin Laden auszuliefern, fruchtlos verstreicht, beginnen die USA am 07.10.2001 mit Luftangriffen gegen Afghanistan. Mit Hilfe der afghanischen Nordallianz gelingt die Invasion. und der Sturz des Taliban-Regimes. Jedoch gelingt es nicht, Osama bin Laden zu fassen. Afghanistan ist seit 2004 eine Islamische Republik und verfügt mit Hamid Karzai über einen auf demokratische Art gewählten Präsidenten. Dennoch sind die Zustände im Land immer noch instabil. Was hat Osama Bin Laden mit Afghanistan zu tun?Bin Laden begann 1979 nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan mit der Rekrutierung arabischer Freiwilliger. Von 1991 bis 1996 lebte er im Sudan, das er nach dem Attentatsversuch auf Mubarak verlassen musste. Danach tauchte er mit seinen vier Frauen und mehreren Kindern in Afghanistan unter. Wer sind die Taliban?Wie so viele fundamentalistische Bewegungen sind auch die Taliban aus einem Krieg hervorgegangen. Sie entstand aus einer radikal-islamischen Gruppe von Koranschülern. 1994, während des Bürgerkrieges, suchte Pakistans Geheimdienst neue Verbündete in Afghanistan. Sie unterstützten die Taliban, die "Koranschüler". Rasch gewannen sie die Herrschaft in großen Teilen des Landes. Die Rolle der UdSSR und der USASowjetische Truppen bissen sich vergeblich die Zähne aus. 1989 mussten sich die sowjetischen Truppen aus Afghanistan zurückziehen - geschlagen von einem losen Zusammenschluss unterschiedlicher, aber bis an die Zähne bewaffneter Guerillagruppen. Die USA (CIA) hatte die Guerillagruppen dabei mit Ausrüstung im Wert von ca. drei Milliarden Dollar unterstützt. Kaum hatten sich die sowjetisch gestützte Regierung aufgelöst, vergaßen die USA das weithin zerstörte und vermiente Land mit einer Million Kriegstoten. KommentarHätten die USA ihre Unterstützung 1989 fortgesetzt und Straßen gebaut, Flüchtlinge versorgt und Minenfelder geräumt -, dann hätte Afghanistan vielleicht eine Chance gehabt, die ethnischen Probleme zu überwinden. Uwe Schütz, erstellt am
21.09.2001, 10 Tage nach den Anschlägen
auf das World-Trade-Center in New York und auf das Pentagon in Washingtion
D.C. |
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